Große Gebäude müssen organisiert werden. Foto: Geduldig

Facility Manager verwalten und organisieren Gebäude - Karrierechancen für Hochschulabsolventen.

Stuttgart - Immobilienverwalter, Objektmanager, Mietakquisiteur oder doch nur Hausmeister - das Berufsbild eines Facility Managers ist oft unscharf. Doch darin liegt ein Vorteil. Denn weil die Aufgaben vielfältig und mitunter sehr anspruchsvoll sind, finden Menschen mit Organisations- und Führungstalent den Job spannend. Und die Karrierechancen sind gut. Vor allem für junge Hochschulabsolventen und erfahrene Quereinsteiger.

Ursula Effenberger ist so eine typische Quereinsteigerin. Die 54-Jährige arbeitet nördlich von Heilbronn bei einem Ingenieur-Dienstleister der Automobilindustrie. Als gelernte Industriekauffrau ist sie Herrin über rund 25 000 Quadratmeter Büroräume und Werkshallen. Von Bad Friedrichshall aus organisiert und verwaltet sie unter anderem an den Firmenstandorten in Wolfsburg, Rüsselsheim, Stuttgart, München und Ingolstadt die angemieteten Gebäude des Unternehmens. Dazu gehört das Suchen geeigneter Mietflächen genauso wie die Auswahl von Firmen, die Wartungen und Reparaturen übernehmen. Das Terminieren von Renovierungsarbeiten, die Absprachen mit dem Wachdienst oder den örtlichen Entsorgungsbetrieben sind weitere Aufgaben. Und weil das Ingenieurunternehmen oft Projekte kurzfristig annimmt, gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren, wenn Büromöbel und EDV von einem zum anderen Standort in Hauruck-Aktionen umgezogen werden. Denn auch das ist Teil des Jobs eines Facility Managers - zumindest bei dem von Ursula Effenberger.

Seite 2: Führungsverantwortung übernehmen


Weil den Gebäude-Dienstleistern bundesweit jährlich rund 750 Fach- und 250 Führungskräfte fehlen, wirbt der Branchenverein German Facility Management Association (Gefma) derzeit an elf Hochschulen mit der Aktion „Die Möglichmacher” für Berufe im Facility Management. Christine Sasse, Leiterin des Arbeitskreises Recruiting, erläutert, für wen es in der Branche Jobs gibt: „Wir suchen Betriebswirtschaftler, Wirtschafts- und Bauingenieure, Techniker, aber auch Installateure, Elektriker, Klimatechniker und Gebäudereiniger.” Hinzu kämen Stellenangebote für Köche, Event-Manager und natürlich für klassische Kaufleute. Eine Karriere könnten vor allem junge Hochschulabsolventen starten, die Führungserfahrung mitbringen, meint Sasse, die im Hauptberuf im Vorstand der Dr. Sasse AG sitzt, dem nach eigenen Angaben kleinsten der großen Facility-Management-Unternehmen in Deutschland, mit mehr als 4600 Beschäftigten und 130 Millionen Euro Jahresumsatz.

Die Branche lockt damit, früh Führungsverantwortung übernehmen zu dürfen. So würden beispielsweise bei der Sasse AG Berufseinsteiger mit Hochschulabschluss bereits nach wenigen Monaten als stellvertretende Objektmanager bis zu drei Millionen Euro Umsatz und bis zu 120 Mitarbeiter betreuen - und schon nach einem Jahr eine eigenständige Einheit leiten. Dann wachse das zu betreuende Volumen auf bis zu fünf Millionen Euro und bis zu 200 Mitarbeiter an. Davor stünde allerdings das Arbeiten an der Basis. Tochter Laura Sasse etwa, die ebenfalls im Unternehmen arbeitet, putzte zu Beginn ihrer Tätigkeit auf einem Flughafen Toiletten. „Eine gewisse Hands-on-Mentalität müssen die Leute schon mitbringen, die zu uns kommen”, bilanziert Sasse.

So wie Ulrike Berner. Die 34-jährige kann ebenfalls anpacken. Als studierte Politologin stieg sie quer in den Facility-Markt ein. Frisch von der Hochschule arbeitete sie bei der Sasse AG als Assistentin des Vorstandes. Der schickte seine engagierte Mitarbeiterin nach England, damit sie dort den Aviation Service aufbaut. Weil das Geschäftsfeld rund um Flugzeug und -hafen gut lief, stieg die junge Frau weiter auf. Innerhalb von sieben Jahren schaffte sie den Sprung an die Spitze: Als Vertriebsleiterin der gesamten Unternehmensgruppe ist sie heute für rund 40 Millionen Euro Umsatz verantwortlich.

Über seine technische Ausbildung zum Elektroinstallateur kam Stefan Ludden in die Branche. Der Projektingenieur arbeitet als Facility Manager bei Piepenbrock Service. Das Unternehmen beschäftigt an 800 Standorten weltweit 25 000 Menschen. Der studierte Elektrotechniker leitet Großaufträge und kümmert sich dabei um alle technischen und kaufmännischen Aspekte. Innerhalb des Unternehmens musste sich Ludden früh positionieren. Planung und Bauleitung, Projektleitung, Industrie- und Anlagenbau sowie die technische Betriebsleitung von Produktionsstätten und Großimmobilien sind seine Aufgaben.

Einen ganz anderen Job erledigt hingegen Jaqueline Piest. Die Facility-Managerin koordiniert alle Dienstleistungen der beiden größten kommunalen Mehrzweckhallen in der Bundeshauptstadt. Wenn also in der Max-Schmeling-Halle die Handball-Bundesliga-Mannschaft der Berliner Füchse wirbelt, ist die Wirtschaftsingenieurin im Hintergrund tätig. Gleiches gilt für die Heimtiermesse im Velodrom am Prenzlauer Berg. Zum reibungslosen Veranstaltungsablauf kommen das Energiemanagement sowie die Steuerung aller Bewirtungsdienstleistungen.