Zahlreiche Landwirte und Feuerwehrleute haben sich kürzlich im Landratsamt in Balingen mit dem Thema Brand in Ställen beschäftigt.
Wie vorgehen, wenn es im Rinderstall brennt? Und welche Vorkehrungen kann man treffen, damit Tiere möglichst nicht zu Schaden kommen? Darum ging es bei einer Fachveranstaltung des Landwirtschaftsamts Zollernalbkreis und des Netzwerks Fokus Tierwohl, zu der zahlreiche Landwirte und Feuerwehrleute ins Landratsamt kamen.
„Anlass waren die diversen Brandgeschehen im landwirtschaftlichen Umfeld, die sich im vergangenen Jahr im Zollernalbkreis ereignet hatten“, heißt es in einer Mitteilung. Darauf wies Jana Kleen, Leiterin des Landwirtschaftsamts, hin.
Landwirt berichtet von einem Brand in seinem Milchviehbetrieb
Valentin Hoch vom Netzwerk Fokus Tierwohl betonte, wie wichtig die Vermittlung von Fachwissen in diesem Bereich sei. Landwirt und Feuerwehrmann Benjamin Blickle berichtete, dass auf seinem Milchviehbetrieb in Winterlingen im Sommer 2024 ein Brand ausgebrochen war, der glücklicherweise frühzeitig entdeckt und bekämpft werden konnte, so dass alle Tiere unversehrt blieben.
Sein Appell: Dass Landwirte aktiv auf die Feuerwehren zugehen, um gemeinsam für den Ernstfall vorbereitet zu sein. Er selbst, so Blickle, sehe die Auflagen zum Brandschutz nun mit anderen, vor allem verständnisvolleren Augen.
Wie man Bränden in der Rinderhaltung baulich vorbeugen kann, erläuterte Jochen Simon, Architekt von der Landesanstalt für Landwirtschaft in Bayern und Mitverfasser eines Leitfadens. Simon zeigte etwa Stallgrundrisse und machte deutlich, dass der bauliche Brandschutz im besten Fall so gut ist, dass es bei einem Feuer ausreichend ist, die Tiere innerhalb der Stallungen in einen sicheren Bereich zu verlagern, auf eine Evakuierung also verzichtet werden kann.
Evakuierung von Rindern gestaltet sich schwierig
Dass dies bei Rindern von großer Bedeutung ist, erläuterte Lea Staber, Tierärztin und Feuerwehrfrau aus Oberbayern. Die Evakuierung von Rindern gestalte sich im Brandfall schwierig, weil die Tiere die gewohnte Umgebung grundsätzlich als sichersten Ort bewerten und die Ställe nicht freiwillig verlassen.
Um sie in Sicherheit zu bringen, müssten Landwirte und Feuerwehrleute über deren Sinneswahrnehmungen Bescheid wissen: Die Tiere verfügten zwar über eine sehr gute Rundumsicht (etwa 330 Grad), können aber nur in einem sehr engen Bereich (zwischen 30 und 50 Grad) Dinge scharf und dreidimensional sehen.
Erschwerend kommt hinzu, dass sich ihre Augen nur langsam und unterschiedliche Lichtverhältnisse anpassen. Für eine Rettung aus Ställen sei also, veranschaulichte Staber, eine gute Ausleuchtung der Triebwege („Rettungswege“) erforderlich.
Staber stellte allerdings deutlich klar, dass vor dem Tierschutz immer der Eigen- und Personenschutz stehe. Als Empfehlung gab sie Tierhaltern und Feuerwehrleuten mit, gemeinsam objektbezogene Einsatzpläne aufzustellen, damit sich Retter schneller auf dem Hof orientieren und handeln können.