Verbale Kommunikation wird als selbstverständlich angesehen. Doch: Wer nicht sprechen kann, ist isoliert. In Hechingen findet nun ein Fachtag zur Unterstützten Kommunikation statt.
Einen Kaffee beim Bäcker bestellen oder die Frage nach der nächstgelegenen Toilette: Es sind die einfachen Dinge, die Menschen, die nicht per Lautsprache kommunizieren können, jeden Tag vor große Herausforderungen stellen. „Menschen mit einer solchen Beeinträchtigung können ihre Grundbedürfnisse nicht ausdrücken, sind stets auf fremde Hilfe angewiesen“, schildert Ulrike Kapala, Vorsitzende des Hechinger Inklusionsvereins Downtown diese „beklemmende Situation“.
Diese Menschen seien auf sogenannte Unterstützte Kommunikation – sprich Gebärdensprache, Symbole oder elektronische Hilfsmittel – angewiesen, um am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Kapala betont: „Kommunikation ist der Schlüssel zur Inklusion.“
Daher veranstaltet der Verein Downtown am kommenden Samstag, 18. Oktober, in Kooperation mit dem Verein „Gesellschaft für Unterstützte Kommunikation“ einen Fachtag zu diesem Thema. Ort der Veranstaltung ist der Martinshof der Lebenshilfe. Einzelne Workshops werden auch in der Weiherschule abgehalten.
Das Interesse an der Veranstaltung ist groß: 100 Teilnehmer haben sich angemeldet, sogar eine Warteliste besteht. Spontan vorbeikommen ist nicht möglich.
Der Verein „Gesellschaft für Unterstützte Kommunikation“ ist weltweit tätig. Die Regionalgruppe Baden-Württemberg organisiert regelmäßig Fachtage – nun erstmals in Hechingen, wie Elvira Götze, Vereinsmitglied und Sonderschullehrerin an der Weiherschule, informiert.
Das Thema soll sichtbar gemacht werden
Den Teilnehmern wird unter anderem mit Fachvorträgen die Unterstützte Kommunikation, beispielsweise die Gebärdensprache, nähergebracht. Mit dabei ist auch Referentin Nina Fröhlich, die für ihre Expertise in der Unterstützten Kommunikation bekannt ist.
Den Organisatoren ist es ein großes Anliegen, das Thema Unterstützte Kommunikation in der Gesellschaft zu streuen. Zwar sei die Kommunikation ohne Lautsprache um das Jahr 1990 auch in Deutschland angekommen und funktioniere in Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren in der Region gut. Aber: „Das Bewusstsein für das Thema ist bei Menschen ohne persönliche Berührungspunkte noch nicht da“, sagt Götze. Ihr Wunsch: „Das Thema unter die Leute bringen. Dann haben wir schon viel erreicht.“
Perspektivisch sei das Ziel, eine Beratungsstelle für Menschen mit Behinderung in den Landkreisen zu etablieren. Eine solche Anlaufstelle fehle nicht nur im Zollernalbkreis, sondern landesweit. Wie Kapala betont, sollte diese verschiedene Themen abdecken, von der Beantragung eines Behindertenausweises bis zur Unterstützten Kommunikation. „Für betroffene Familien ist das ein Dauerthema, das jeden Tag aufs Neue beschäftigt.“
Dabei könne eine körperliche oder geistige Einschränkung jeden treffen. Nach einem Unfall oder im Alter stehen die Betroffenen plötzlich vor unüberwindbaren Hürden. „Da wäre eine Ratgeberstelle eben sehr hilfreich“, erläutert die Downtown-Vorsitzende weiter.
Hechingen stehe beim Thema Inklusion gut da. Tafeln, die auf Symbolsprache hinweisen, sind beispielsweise am Spielplatz an der Stadthalle oder im Starzelpark sowie in den Kitas vom Verein Downtown initiiert worden. Auch so mache man das Thema sichtbar.
Große Unterstützung für die Inklusionsarbeit
Die Unterstützung, die der Verein für seine Inklusionsarbeit erfährt, ist groß. Der Landkreis gewährt beispielsweise für den Fachtag einen finanziellen Zuschuss. Heißt: Niemand muss wegen des Geldes fern bleiben. Dazu übernimmt „Ratzgiwatz“ die Kinderbetreuung während der Vorträge und Workshops. Für die Zukunft kann sich der Verein daher gut vorstellen, erneut einen Fachtag zu veranstalten.