Ehemalige und derzeitige Mitarbeiter, Kooperationspartner und viele Interessierte kamen zum Festakt der Fachstelle. Foto: Siegmeier

Seit 50 Jahren gibt es in Rottweil die Fachstelle Sucht. Am Freitag wurde das Jubiläum mit einem Festakt gefeiert. Dabei wurde deutlich, dass das Thema Sucht nichts an Aktualität verloren hat.

Kreis Rottweil - Vor 50 Jahren war es, als unter anderem Klaus Fleck, damals Mitarbeiter des Sozialamtes des Landkreises, die Suchtberatung ins Leben rief. Anfangs als Beratungsstelle, die an die Übernachtungsstelle für Wohnungslose in der Bruderschaftsgasse angeknüpft war, später dann auch viele Jahre unter dem Dach der AWO.

Kein "neues" Thema

Seit dem Jahr 2005 gehört die Fachstelle Sucht dem baden-württembergischen Landesverband für Prävention und Rehabilitation gGmbH (bwlv) – einem freien Träger – an. Zum Festakt im Gemeindehaus Johanniter kamen nicht nur Vertreter des Gemeinderats und Kreistags, sondern auch Kooperationspartner, Vertreter von Polizei, Justiz, Bewährungshilfe und AWO, aber auch derzeitige und ehemalige Mitarbeiter.

Jörg Hügel, Leiter der Fachstelle, freute sich über die große Resonanz. Oliver Kaiser, Geschäftsführer des bwlv, betonte, dass Suchtberatung nur mit vielen Kooperationspartnern funktionieren könne. "Isolierte Suchtberatung klappt nicht", sagte er. Den Landesverband gebe es bereits seit mehr als 100 Jahren. Das zeige auf, dass die Suchtproblematik keinesfalls ein "neues" Thema sei. Schon damals habe es eine Trinkerheilanstalt gegeben.

Trauriger Höchstwert

Über die Jahre sei eine Vielzahl an Einrichtungen gefolgt. Das Thema Sucht als gesellschaftliches Phänomen gebe es also schon lange. Traurig sei allerdings, dass es im vergangenen Jahr bei den Drogentoten wieder einen Anstieg und einen "traurigen Höchstwert von 1800 gegeben hat", machte Kaiser auf die Problematik aufmerksam.

Besonders Besorgnis erregend fand er, dass Bier und Schnaps heute weniger kosten würden als noch vor 50 Jahren. "Es ist auch schade, dass das Land das nächtliche Alkoholverkaufsverbot wieder kassiert hat", kritisierte er. Die Fachstelle vor Ort habe für Betroffene eine wichtige Funktion, da sie niederschwellig sei.

Landrat würdigt Arbeit

"Je früher die Leute kommen, desto besser können wir ihnen helfen". Doch der Erfolg hänge auch ganz maßgeblich von den qualifizierten Mitarbeitern und der großen Anzahl an Ehrenamtlichen ab. "Suchtberatung braucht zudem ein gutes Netzwerk", machte er deutlich. Landrat Wolf Rüdiger Michel überbrachte die Glückwünsche des Landkreises und würdigte die Arbeit der Fachstelle.

Michel betonte zudem, dass es gut sei, dass die Fachstelle in freier Trägerschaft sei. "Gerade bei der Suchtberatung und Prävention ist es gut, wenn die Klienten nicht gleich zum Staat "müssen", sondern es einen freien Träger gibt", sagte er. Da sei für viele der Zugang leichter, so der Landrat, der auch die Highlights der Fachstelle, wie die Cleangruppe, oder die Angebote für Angehörige und für Kinder von Sucht Betroffener, hervorhob.

"Stolz auf ihre Arbeit"

"Ich bin dankbar und stolz auf ihre Arbeit", so Michel, der betonte, dass es in Schramberg, Oberndorf und Sulz dezentrale Angebote gebe, damit die Klienten keine langen Wege hätten. "Ich wünsche, dass sie ihr Handeln auch weiterhin erfolgreich fortsetzen", so der Landrat abschließend.

Jörg Hügel würdigte in seinem Rückblick und Ausblick auch die Arbeit von Klaus Fleck. "Er ist derjenige, der die Suchtberatung ins Rollen gebracht hat. Ihm ist es zu verdanken, dass es uns heute so gibt", sagte er. Dankbar sei man auch für die vielen Kooperationspartner. "Vor allem danke ich den Mitarbeitern für ihr Engagement", so Hügel abschließend.

Im Anschluss hielt Konrad Bartsch von der xit GmbH in Nürnberg einen Fachvortrag zum Thema "Suchtberatung wirkt – gesellschaftliche Wirkung ambulanter Suchtberatung". Am Nachmittag freuten sich die Mitarbeiter der Fachstelle über viele Gäste und gute Gespräche beim "Tag der offenen Tür" in der Beratungsstelle in der Schramberger Straße.