Die Facebook-Seite Für den Erhalt des Stuttgarter Fernsehturms für Stuttgarter und Gäste hat nach wenigen Tagen schon mehr als 8700 Fans. Mit dieser Seite möchte ... Foto: SIR/Screenshot

Thomas Rudolph hat die Facebook-Seite "Für den Erhalt des Stuttgarter Fernsehturms für Stuttgarter und Gäste" gegründet, die nach wenigen Tagen schon fast 9000 Fans hat. Mit dieser Seite möchte er "den Druck aufrechterhalten".

Stuttgart - Von null auf 8700 in nur acht Tagen - das ist mal ein durchaus vorzeigbarer Anstieg, den die neue Facebook-Seite des Stuttgarters Thomas Rudolph bis zum Donnerstagmittag zu verzeichnen hat (Stand: 4. April, 15 Uhr). Die Seite geht sprichwörtlich ab wie die Feuerwehr - womit wir direkt beim Thema wären. Es geht um Brandschutz. Und um den Stuttgarter Fernsehturm.

Oberbürgermeister Fritz Kuhn hatte am 27. März auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz die überraschende Nachricht verkündet, dass der Fernsehturm auf der Waldau wegen mangelnden Brandschutzes kurzfristig geschlossen werden muss. Thomas Rudolph sitzt an diesem Nachmittag am Tisch, isst und hört Radio - "und bei der Nachricht ist mir der Löffel ins Essen gefallen", sagt der 42-Jährige. "Ich konnte das erst gar nicht glauben und dachte, das kann nur ein Scherz sein." War es aber nicht. Auch viele andere Schwaben waren geschockt.

Also gründet Rudolph im sozialen Netzwerk Facebook die Seite "Für den Erhalt des Stuttgarter Fernsehturms für Stuttgarter und Gäste". Worum es dabei geht, erklärt sich bereits aus dem Titel. "Der Fernsehturm sollte wieder geöffnet werden, er gehört zu Stuttgart dazu und hat nach außen hin eine große Wirkung. Schauen Sie sich doch beispielsweise die 'Tagesthemen' an: Sieht man dort Stuttgart, sieht man den Fernsehturm", sagt Rudolph, der selbstständig ist und sein Geld in der Dienstleistungsbranche verdient.

"Der Druck muss weiter aufrecht erhalten werden"

Seine Seite, auf der er beispielsweise Fotos, das neue "Offen bleiben"-Logo des SWR oder auch Artikel von stuttgarter-zeitung.de und stuttgarter-nachrichten.de postet, will er als Informationsplattform verstanden wissen und einen Post pro Tag veröffentlichen.

Denn: "Anfangs war der öffentliche Aufschrei über die Schließung des Turms groß, das hat sich nun etwas gelegt - ich finde aber, dass der Druck weiter aufrecht erhalten werden muss." Auf die Stadt, auf den SWR, der den Fernsehturm betreibt und ebenfalls überrascht war von der Schließung, und natürlich vor allem auf den Oberbürgermeister. "Fritz Kuhn hat die Auswirkungen seiner Entscheidung unterschätzt", glaubt Rudolph. "Er ist kein gebürtiger Stuttgarter und er hat Stuttgart bislang nicht verstanden. Das hat er damit bewiesen."

"Ich hatte auf vielleicht 500 Fans gehofft"

Nach einer Nacht hatte Rudolphs Facebook-Seite rund 2500 Fans, die Zahl der Anhänger wuchs rasant. "Ich kenne zwar Facebook und dachte mir auch, dass das ein Thema ist, das viele Menschen beschäftigt - dass es aber so viele Fans werden, hätte ich nie für möglich gehalten. Ich hatte auf vielleicht 500 gehofft", sagt der 42-Jährige, der für die CDU im Bezirksbeirat Stuttgart-Ost sitzt, aber großen Wert darauf legt, dass diese Aktion unpolitisch und von keiner Seite aus gesteuert sei. "Da ist niemand, keine Partei oder sonst wer, involviert. Die Facebook-Initiative für den Fernsehturm kommt alleine von mir privat."

Auch sein energischer Einsatz für die Realisierung von Stuttgart 21 spiele hier keine Rolle. "Ich weiß, ich bin in dieser Hinsicht kein unbeschriebenes Blatt in der Stadt", so Rudolph, "aber das tut hier nichts zur Sache. Ich bin im Stuttgarter Osten geboren und hatte immer schon den Fernsehturm vor Augen. Nur darum geht's."

"Wenn's irgendwo einen Turm gibt, dann gehe ich da hoch"

Inzwischen hat er ein eigenes Logo für seine Facebook-Seite entworfen, eine Netiquette und ein Impressum ("damit das alles juristisch wasserdicht ist") eingefügt und ist durchschnittlich eine Stunde am Tag damit beschäftigt, die Kommentare und Pinnwand-Einträge auf der Facebook-Seite zu lesen und zu überprüfen.

"Ich versuche schon, die Diskussionen auf der Seite laufen zu lassen. Aber wenn sich gegenseitig beleidigt wird, muss ich eingreifen", sagt Rudolph, der sich selbst als "großer Turm-Fan" bezeichnet: "Wenn's irgendwo in einer Stadt einen Turm gibt, dann gehe ich da auf jeden Fall hoch." In Stuttgart ist das nun nicht (mehr) möglich. "Vielleicht kann man die Besucherzahl pro Tag reglementieren, damit es mit dem Brandschutz funktioniert", hofft er.

Wenn die Anhängerschaft seiner Facebook-Seite weiter so konstant wächst, kann Rudolph noch in dieser Woche den 10.000 User begrüßen. Ob ihm dann wieder der Löffel ins Essen fallen wird? "Nein, das wäre dann einfach eine tolle Geschichte, mehr nicht. Aber der Fernsehturm hätte es mit Sicherheit verdient."