Auf Facebook tummeln sich verschiedene Typen von Kommentatoren, glaubt unsere Autorin. (Symbolfoto) Foto: dpa

Vom Rechtschreib-Fetischisten bis zum Merkel-Hasser. "Asoziales Netzwerk" der treffendere Begriff.

Achtung! Bei diesem Text handelt es sich um eine Glosse, um einen Meinungsbeitrag!

Täglich sind Online-Redakteure damit beschäftigt, hunderte Wortmeldungen im sozialen Netzwerk zu sichten. Wer das mal ein paar Jahre gemacht hat, erkennt bei den Kommentatoren verschiedene Typen.

Da wäre etwa der Rechtschreib-Fetischist: Er liebt es, andere auf ihre falsche Rechtschreibung hinzuweisen. Meist belässt er es aber nicht bei einem bloßen Hinweis. Der Rechtschreib-Fetischist betitelt andere gerne als dumm und ist ein großer Fan der deutschen Sprache und Grammatik.

Ein häufig vorkommender Typ ist auch der Merkel-Hasser. Egal um welche Angelegenheit es geht, er kennt nur eine Schuldige. Selbst bei einem Artikel über die Borkenkäfer-Plage im Nordschwarzwald kommentiert er "Danke Merkel". Er schafft es außerdem bei den aberwitzigsten Themen, einen Zusammenhang zur Flüchtlingskrise herzustellen. Zu einer neuen Tempo 30-Zone schreibt er beispielsweise: "Jetzt weiß ich, warum die Kameltreiber ins Land geholt wurden." 

Einen sehr fragwürdigen Humor hat indes der Belästigungs-Verharmloser. Lauert etwa ein Exhibitionist Frauen auf, markiert er einen seiner Kumpels und schreibt: "Jetzt ist es raus, was du gestern Abend gemacht hast."

Der Knigge-Pedant wiederum fühlt sich von anderen Usern angegriffen, die ihn einfach duzen. "Seit wann sind wir Sandkisten-Freunde?", fragt er. Oder aber er kommentiert etwas wie: "Ich wüsste nicht, dass ich Ihnen das Du angeboten habe."

Immer missverstanden und in der Opferrolle fühlt sich der Populisten-Fan: Er betont gerne, dass er zwar nicht die AfD wählt. Gleichzeitig findet er es aber äußert ungerecht, wie ungleich und fies diese Partei von der Öffentlichkeit behandelt wird.

Das Coronavirus existiert nicht oder ist mit Absicht verbreitet worden? Solche Ansichten vertritt der Verschwörungstheoretiker. Er hasst es, als solcher bezeichnet zu werden. Schließlich kennt er seiner Meinung nach die ultimative Wahrheit und stellt sich damit gegen den "Mainstream". Deshalb appelliert er oft: "Schaltet euer Hirn ein und schaut nicht so viel ARD und ZDF."

Mit dem Verschwörungstheoretiker eng verbandelt ist der Medienkritiker. Bezeichnungen wie "links-grün-versiffte Journalisten" und "Lügenpresse" stammen aus seiner Feder. Kommentare wie "Hat euch Merkel das diktiert?" oder "In Deutschland herrscht eh keine Meinungsfreiheit" gehören zu seinen Standardsätzen. 

Etwas harmloser erscheint da der Tierliebhaber. Ihn scheinen Unfälle oder schlimme Situationen, in die Tiere verwickelt sind, mehr mitzunehmen, als wenn es um Menschen geht. Bei Aktionen, in denen Leser ihre eigenen Tierfotos teilen, ist er immer Feuer und Flamme und postet ein Bild nach dem anderen von seinem Liebling.

Äußerst Kommentar-freudig sind auch die Selbstjustiz-Fans. Gerichtsurteile erachten sie generell als zu gering. Geht es um Sexualdelikte, fordern sie entweder, dass die Todesstrafe wieder eingeführt wird oder aber, dass den Tätern zumindest die Eier abgeschnitten werden.

Wozu Worte, wenn auch GIFs oder andere Bilder verwendet werden können? Der "Wortlos"-Typ lässt gern Grafiken mit keinen oder mit fragwürdigen Quellenangaben für sich sprechen. Wenn keine passende Grafik zur Hand ist, teilt er GIFs, bei denen ein Sack Reis umfällt oder bei denen sich eine Berühmtheit gegen den Kopf schlägt.

Die "normalen" Facebooknutzer versuchen währenddessen, gegen diese Flut von "Konkurrenten" anzukommen. Die meisten kommentieren überhaupt kaum mehr Beiträge. Sie verlinken höchstens mal noch einen Freund bei einem ach so lustigen "A+L müssen gemeinsam auf Reisen gehen"-Quatsch. Denn Facebook ist meiner Meinung nur noch wenig sozial. Es sollte längst "asoziales Netzwerk" heißen.

Hat sich jemand wiedererkannt, fühlt sich jemand angegriffen? Dann Manege frei für weitere, tolle Kommentare! Wir werden sie alle lesen.