Der Burghof ist energiegeladen in die neue Saison gestartet. Rund 250 Gäste kamen am Donnerstag zu Faada Freddy.
Der Saisonauftakt markiert den Beginn einer rund acht Monate dauernden Spielzeit, „dicht gepackt mit Kulturangeboten, die viel Inspiration bieten und uns mit unterschiedlichsten künstlerischen Perspektiven bereichern“, wie Timo Sadovnik sagte. Der Burghof-Chef hob den Stellenwert von Kultur für Lebensqualität und Vielfalt in Lörrach hervor.
Kultur als „Heilmittel für die Seele“
Für die laufende Saison sind rund 80 Eigenveranstaltungen und etwa 50 bis 60 Gastspiele externer Veranstalter geplant. Sadovnik verwies auf städtische Konsolidierungsprozesse und die Herausforderungen vieler Kommunen, wenn es um Investitionen etwa in Hallenbäder, Schulen oder Straßen geht – meist stünden der soziale und kulturelle Bereich zuerst zur Diskussion, wenn Häuser geschlossen werden müssten. Umso wichtiger sei das Vertrauen in kulturelle Institutionen, gerade in unsicheren Zeiten. „Kultur heilt“, sagte Sadovnik, „nicht die Knochen, aber die Seele.“
Das Publikum tanzt ausgelassen
Doch der senegalesisch-französische Musiker Abdoul Fatah Seck alias Faada Freddy berührte an diesem Abend nicht nur die Seelen, sondern brachte auch die Knochen in Bewegung. Kaum gestartet, hielt es einige nicht mehr auf ihren Sitzen – die ersten standen auf und tanzten in den Seitengängen. Auch die übrigen Besucher – viele davon aus Frankreich – holte Faada schnell aus der passiven Zuschauerrolle mitten in den musikalischen Trubel. „Lörrach, are you ready to sing along with us tonight? Seid ihr dabei?“, rief der 50-Jährige immer wieder in den Saal – und die Gäste folgten begeistert.
Bereits bei „Stimmen“ ist der Künstler aufgetreten
Im Gepäck hatte Faada, der bereits 2017 bei „Stimmen“ im Rosenfelspark zu erleben war, vor allem die Stücke seines 2024 erschienenen Albums „Golden Cages“. Egal ob „So Amazing“, „Tables Will Turn“, „Day to Day Struggle“ – die Zuschauer klatschten und wippten begeistert mit. Mit „Massilo“ stellte Freddy die Erzähltradition der Griots in den Mittelpunkt. „Lost“ wurde zum Mitsing-Höhepunkt.
An seiner Seite standen fünf Stimmkünstler, die jeweils ihren ganz eigenen Charakter einbrachten: die „goldene Stimme“ Manu Vince, die „Queen“ Marion Cassel, „El Maestro“ Philippe Aglaé, Jean-Marc Lerigab mit seinem beeindruckenden Vokalbass und Martin Gamet als Meister der Bodypercussion. Das Sextett erschuf ein Klangspektrum, das zwischen Soul, Funk, A-cappella-Arrangements und tieftraurigem Blues mal nach Rock-Oper, mal nach Faithless und dazwischen nach gregorianischen Gesängen klang – und dabei nie mehr war als pure Stimme und Rhythmus.
Technische Brillanz auf der Burghof-Bühne
Beatboxing, Bodypercussion, Schnipsen, Klatschen, Stampfen: Die technische Brillanz beeindruckte. Hier wurden Kontrabässe, dort Trompeten stimmlich nachgebaut; dazwischen blitzten Zitate von „Pink Panther“ bis „La Bamba“ auf. Faada selbst überzeugte mit Stimmgewalt in allen Klangfarben – und verwegenen Tanzmoves. Zwischendrin sang die Gruppe inmitten der Zuschauerreihen, schüttelte Hände, verteilte Umarmungen.
Die Botschaft: Egal welche Religion, Hautfarbe oder Herkunft – wir sind eine Menschenfamilie. „Freedom is a state of mind“ (Freiheit ist eine Geisteshaltung), sagte Faada und warnte eindringlich davor, sich von Maschinen, Handys und künstlicher Intelligenz versklaven zu lassen. „Die Abhängigkeit von der Maschine ist die Krankheit unseres Jahrhunderts“, mahnte er und rief: „Set your mind free“ (Befreie deinen Geist).