Bereits im vergangenen Jahr war Martin Kalmbach (Paraglider) vom Baiersbronner Verein mit seinem Team beim Dolomitenmann – hier bei der Übergabe an seinen Sohn Jonathan. Foto: Kalmbach

In Osttirol startet am Wochenende einer der "härtesten Teamwettbewerbe der Welt" – der Dolomitenmann. Mit dabei sind vier Mitglieder des Drachen- und Gleitschirmflugvereins Baiersbronn..

Vor 35 Jahren schlug die Geburtsstunde des Lienzer Dolomitenmanns, dem härtesten Teamevent der Welt, der zugleich auch den Ruf als inoffizielle Weltmeisterschaft des Extremsports innehat. Unter dem Motto "Wenn Leiden Spaß macht" treffen sich Amateursportler und Profis, um sich im Viererteam beim Berglauf, Paragliding, Mountainbiken und Kajakfahren zu beweisen.

Teamgemeinschaft

Die Mannschaft "Seitenstecher" feierte im vergangenen Jahr ihre Premiere, nun startet man sogar als Teamgemeinschaft beim Dolomitenmann 2022, unter anderem mit Paraglidern aus dem Baiersbronner Drachen- und Gleitschirmflugverein. Eine besondere Art der Vorbereitung liegt dabei hinter den Gärtringern Jonathan Kalmbach und Jonas Machmer, die im August den Kilimandscharo bestiegen.

Ausnahmezustand

Am kommenden Samstag befindet sich Lienz in Osttirol, die selbst ernannte "Perle der Dolomiten", wieder im Ausnahmezustand, wenn aus allen Richtungen die Athleten anreisen, um sich in ihren jeweiligen Disziplinen mit den Besten ihres Fachs zu messen. Vorne dabei zu sein ist sicherlich nicht das Ziel von Teamkapitän und Organisator Martin Kalmbach, der ebenfalls dem Baiersbronner Verein angehört. Ihm gelang es, gleich vier motivierte Mannschaften durch das Auswahlverfahren zu schleusen. "Für unsere Verhältnisse war der erstmalige Start im letzten Jahr schon ein Mega-Erfolg. Irgendwie hatte sich das rumgesprochen", sagt der 51-Jährige, der sich seit vier Jahren dem Gleitschirmfliegen verschrieben hat und beim Baiersbronner Drachen- und Gleitschirmverein mittlerweile in der Ersten Bundesliga fliegt.

Bergläufer starten in Lienz

Mit einem "bunt zusammengewürfelten Haufen", so Kalmbach, machten sich am Mittwoch insgesamt 16 Sportler sowie einige Supporter auf den Weg nach Lienz, wo an diesem Samstag vor spektakulärer Kulisse das Top-Event steigt. Die Bergläufer starten am Lienzer Hauptplatz auf 674 Metern Meereshöhe, Ziel ist das Kühbodentörl auf 2441 Metern.

Der Läufer übergibt an den Paraglider, der zwei Flüge und etwas Laufstrecke zurückzulegen hat, um dann zielgenau im Lienzer Dolomitenstadion zu landen. Für den Mountainbiker geht es – bei mehrmaligem Schultern des Geräts – auf 2057 Meter und über eine Skipiste wieder ins Tal, ehe der Kajaker auf der Drau eine 1,3 Kilometer lange Regattastrecke mit anschließendem Parcours im Isel-Katarakt zu bewältigen hat.

Ziel ist: Zeit verbessern

Das Siegerteam 2021 benötigte dafür gut vier Stunden, das Gärtringer Team landete mit einer Gesamtzeit von sieben Stunden und 17 Minuten auf den hinteren Rängen. "Auch diesmal gilt primär das olympische Motto, allerdings wollen wir schneller sein, als im letzten Jahr", sagt Kalmbach, der diesmal ausschließlich als Teammanager und Organisator fungiert. Ebenfalls mit dabei ist sein Sohn Jonathan (Paragliding), außerdem Jonas Machmer und erstmals David Wolff, beides Kicker vom FC Gärtringen, die in ihren jeweiligen Teams als Bergläufer an den Start gehen.

Das Team "Seitenstecher" wird mit der zuletzt gewonnenen Wettkampferfahrung die neuen Mannschaften "Fuerza", "Schwobaseggl" und "Bergrausch", allesamt bestehend aus guten Freunden und Bekannten, bestmöglich unterstützen.

Zur Vorbereitung auf dem Kilimandscharo

Von den Baiersbronner Fliegern sind neben Martin und Jonathan Kalmbach zudem Jan Hofmann und Christian Fehrenbacher mit von der Partie. Neben zwei Alpintouren auf den Großvenediger und im Großglockner-Gebiet verwirklichten sich die beiden Youngsters Jonathan Kalmbach und Jonas Machmer im August einen Traum und unternahmen im Zuge einer optimalen Dolomitenmann-Vorbereitung einen Trip auf den Kilimandscharo. Mit einem Tross von zwei Bergführern, einem Koch und weiteren acht Trägern ging es über die attraktive Machame-Route auf Afrikas höchsten Berg.

"Die Tour war technisch nicht allzu schwierig, die größte Herausforderung stellte die Höhe dar", sagt der 20-jährige Jonathan Kalmbach, der ab einer Höhe von etwa 5000 Metern von Kopfschmerzen geplagt wurde. Diese hatte sein gleichaltriger Kumpel zu diesem Zeitpunkt schon länger. "Bereits um Mitternacht brach man vom Base Camp zur Gipfeltour auf. Da schlief man natürlich auch nicht so optimal. Und die Höhe macht einem trotz guter Akklimatisierung schon zu schaffen", erzählt Jonas Machmer.

Froh, wieder unten zu sein

Trotz einiger Widrigkeiten schafften es die Beiden mit ihren einheimischen Begleitern auf den 5895 Meter hohen Gipfel, wo sie um 6:40 Uhr Ortszeit ankamen. "Auch wenn es ein schönes Gefühl war, es geschafft zu haben, so wollte ich doch nicht allzu lange auf dem Gipfel verweilen", sagt Machmer. "Ich konnte es da oben nicht so richtig genießen, ich wollte nur noch runter", fügt Jonathan Kalmbach hinzu. Später, zurück im Base Camp und wieder in niedrigeren Gefilden, wo man bei Porridge, Pancakes und Rührei wieder zu Kräften kam, überwog dann doch die Freude über das Geleistete.

"Eine gute Kondition ist zwar durchaus förderlich für diese Tour, aber eine Garantie, es tatsächlich auf den Berg zu schaffen, hat man grundsätzlich nicht", sagt Jonathan Kalmbach, der es sich durchaus vorstellen könnte, mal wieder einen weiteren der "Seven Summits" (die jeweils höchsten Berge der sieben Kontinente) anzugehen.

Glattener verletzt sich

Nun steht nach dem Afrika-Trip aber erst einmal die sportliche Herausforderung beim Dolomitenmann an. Kurzfristig verletzte sich mit dem Glattener Jonas Pfefferle einer der vier Paraglider bei einem Trainingsflug. Mit dem 23-jährigen Daniel Kostner aus Südtirol konnte Martin Kalmbach adäquaten Ersatz für das Team "Fuerza" finden. "Da fiel mir echt ein Stein vom Herzen, im Notfall hätte ich sonst einspringen müssen", sagt Martin Kalmbach.