Der Extremkletterer Alexander Huber zeichnete in Zavelstein ein lebendiges Bild seiner Leidenschaft. Und erklärte, wo für ihn richtiges Klettern beginne.
Es sind absolute Grenzgänge in der Welt der Berge: Unglaubliche Bilder mit faszinierenden Filmsequenzen waren am Samstag im Konsul Niethammer Kulturzentrum Zavelstein (KoNi) bei einem Multivisionsvortrag von Extremsportler Alexander Huber und seinen weltweit unternommenen Touren zu sehen. Rund 500 Zuhörer waren gekommen.
Alexander Huber, der jüngere der berühmten „Huberbuam“, bewegt sich bei seiner seit Kindheit ausgeübten Sportleidenschaft immer wieder in absoluten Grenzbereichen und im Kampf mit und in senkrechten, oft auch überhängenden Bergwänden. Das Bergsteiger-Gen scheinen offenbar alle in seiner Familie in sich zu tragen.
Zusammen mit seinem Bruder Thomas machte er sich einst als Teil der „Huberbuam“ einen Namen als Extremkletterer und zählt heute weltweit zu den erfolgreichsten Allroundbergsteigern.
Lebendiges Bild
Der mit dem bayrischen Filmpreis ausgezeichnete Dokumentarfilm „Am Limit“, beobachtet die beiden Brüder gemeinsam bei ihrer besonderen Leidenschaft, dem Speedklettern. Szenenausschnitte sind vielfach am Abend in Zavelstein zu sehen.
Huber zeichnet in seinem eigenen Multivisionsvortrag ein lebendiges Bild vom modernen Alpinismus und erläutert dabei Beispiele seines extremen Freikletterns in den Alpen, auf Sardinien wie auch in der Kälte und äußerst dünnen Luft der großen Höhen an den wilden Bergen Pakistans, jenseits der 6000 Meter im Karakorum-Gebirges.
Das Salz in der Suppe
Eine Welt in der Vertikalen, wie es die Profis nennen, voller Tiefblicke, ausgesetzten Querungen, messerscharfen Kanten und atemberaubender Schönheit. Der Drahtseiltanz erfordere aber auch extrem viel Know-how und koste noch mehr Mut, Stärke und Disziplin, wie es Alexander Huber im KoNi beschreibt. Es liege in der Natur der Sache, beim Klettern Angst zu haben. Dies sei völlig normal.
Doch was für die einen das Salz in der Suppe, sei für andere oft auch ein größeres Problem. Richtiges Klettern passiere im Vorstieg. Und dies nicht nur, weil man in den meisten Fällen rein logisch den Verstieg brauche, um eine Toprope-Sicherung einhängen zu können, sondern auch, weil der Nervenkitzel des Vorstiegs eben auch dazugehöre, sagt Alexander weiter.
Viele Routen dieser vertikalen Welt, im sogenannten elften Grad alpiner Wände, wie auch an den ganz großen Bergen dieser Erde, hat er mit seinem Bruder Thomas, seinem Vater oder mit besonders guten, langjährigen Freunden und vertrauenswürdigen Partnern bestiegen.
Der Weg zum Kletterer
Der 1968 geborene, äußerst sympathisch wirkende Bayer ist seit 1992 geprüfter Berg- und Skiführer und studierter Physiker. 1998 zog er es jedoch vor, seine wissenschaftliche Laufbahn als Physiker an den Nagel zu hängen und einem damals für ihn, wie er sagt, unbekannten Weg in die Bergwelt zu folgen.
Das Bergsteigen in jedweder Form und in den verschiedensten Ländern der Erde wurde zu seiner Passion. Durch Kraft und Wille erfüllte sich Alexander Huber seitdem immer wieder neue Träume.
Die Leistungen
Der elfte Grad im Sportklettern, die ersten Routen des elften Grades in alpinen Wänden, die Freikletterrouten und Speed-Rekorde an den Bigwalls des Yosemite, die erste Rotpunktbegehung der weltberühmten Eternal Flame am Nameless Tower, die Erstbegehung der Westwand des Siebentausenders Latok II und die Free-Solo-Begehung der Direttissima an der Großen Zinne sind nur einige bedeutende Eckpunkte seines bewegten Bergsteigerlebens.
Darüber hinaus treten Alexander und sein Bruder Thomas auch erfolgreich in der Öffentlichkeit auf. Neben seinen Büchern sind es vor allem die mittlerweile mehr als 2000 Vorträge, mit denen Alexander sein Publikum in fünf Sprachen begeistert, so auch bereits das zweite Mal in Zavelstein.
Zahllose Veröffentlichungen
Durch seine bergsteigerischen Leistungen sowie durch die zahllosen Veröffentlichungen in der Fachpresse und auf über hundert Titelseiten zählen Alexander und sein Bruder Thomas zu den erfolgreichsten Bergsteigern unserer Zeit.
Heute betreibt Alexander mit seiner Frau Kristina und seinen drei Kindern einen Bauernhof im Berchtesgadener Land, Marktschellenberger Ortsteil Scheffau.
Zeit zum Atmen
Die unglaublichen Bilder, arrangiert mit faszinierenden Filmsequenzen, sind ein Erlebnis der besonderen Art und werden mit viel Beifall und Anerkennung belohnt. Die Passion Berg steht als Metapher für sein Leben und lässt viel Raum für Betrachtungen von beeindruckend bildgewaltigen Standpunkten: Zeit zum Atmen – denn es ist nicht der Berg, den man bezwingt, sondern immer nur das eigene Ich, beschwört Alexander.
Der Alpinismus habe für uns Menschen das Bild der Berge verändert, sagt er. Wurden früher die Berge als lebensfeindlich und bedrohlich wahrgenommen, so rücke heute der Alpinismus diese steile Welt in ein anderes Licht: die Berge als Ort der Selbstfindung, als Ort der Reflexion, wo man noch die Zeit zum Atmen findet.