Das in Stuttgart mitentworfene deutsche Haus auf der Expo 2015 in Mailand ist unter anderem Blüten nachempfunden. Foto: Schmidhuber/Milla & Partner

Der deutsche Pavillon auf der Expo 2015 in Mailand trägt unter anderem eine schwäbische Handschrift. Die Stuttgarter Agentur Milla und Partner hat das Gebäude, für das am Mittwoch symbolischer Spatenstich war, maßgeblich mit konzipiert.

Stuttgart - Manchmal beginnen auch komplizierte Dinge wie ein Länderpavillon zu einer Weltausstellung höchst banal. „Wir saßen gemeinsam vor einem leeren Blatt Papier“, berichtet Ausstellungsdesigner Johannes Milla. Gemeinsam heißt: Mitarbeiter der Stuttgarter Agentur Milla und Partner trafen sich vor etwa zwei Jahren mit Mitarbeitern des Architekturbüros Schmidhuber und Partner aus München. Für das, was sich die Planer ausgedacht haben – ein Gebilde aus verschiedensten geschwungenen Formen – war am Mittwoch in Mailand Spatenstich. Eröffnung ist am 1. Mai 2015.

Die Arbeitsgemeinschaft aus schwäbischen und bayerischen Kreativkräften, ergänzt um die auf Messebauten spezialisierte deutsche Tochter der Schweizer Nüssli-Gruppe sind so etwas wie alte Expo-Hasen. In dieser Konstellation entstanden auch die deutsche Visitenkarten für die Weltausstellungen 2010 in Schanghai und 2000 in Hannover. Bei einer Art kleinen Weltausstellung waren Milla und Partner ebenfalls vertreten, 1998 in Lissabon.

Alles klar, werden manche argwöhnen, die Bundesregierung als Auftraggeber geht auf Nummer sicher und überträgt so eine international beachtete Aufgabe stets denselben. Laut Milla trifft das nicht zu: „Wir haben auch schon bei drei Ausschreibungen verloren.“ 18 Büros hätten sich dieses Mal im Rahmen „der extrem aufwendigen und auch risikoreichen Ausschreibung“ beteiligt. Weltausstellungspavillons seinen immer Unikate, Prototypen, die meist auch rückgebaut würden, ergänzt Millas Compagnon Peter Redlin-Pape am Dienstag: „Deshalb ist ein Expo-Projekt nie Routine.“

Redlin-Pape betreut das Projekt Mailand 2015 federführend. 15 der rund 70 Agenturmitarbeiter arbeiten mit Herzblut fürs Expo-Projekt, dazu zahlreiche Spezialisten, „die ausnahmslos aus Stuttgart kommen“. Mit im Boot ist zudem die Uni Stuttgart. Für die anderen in der Agentur gibt es zahlreiche weitere Projekte, „die haben weniger öffentliche Aufmerksamkeit, sind aber nicht weniger wichtig“, so Milla.

Auf das leere Blatt Papier hatten die Partner seinerzeit zunächst eine Konzeption aufgeschrieben. „Ausgehend vom Motto der Expo 2015 ,Den Planeten ernähren, Energie für das Leben‘ haben wir gemeinsam mit unseren Partnern einen Pavillon entwickelt, der das Thema außen und innen widerspiegelt“. sagt Redlin-Pape. Angelehnt an den Ansatz Natur sei deshalb „ein bionisch anmutendes Gebäude entstanden“.

Ergebnis eines solchen Planungsprozesses hängt nicht nur vom Thema ab, laut Milla wird auch auf das Gastgeberland eingegangen. Deshalb entsteht – anders als der monumental wirkende Pavillon fürs kommunistische China – in Mailand etwas Blumiges für die lebensfrohen Italiener? Milla und Partner verfahren bei diesem Projekt nach dem Credo „Zeige den Menschen nicht was sie erwarten, sondern wovon sie nicht zu träumen wagen“. Es gelte „ein positives, dialogorientiertes, lächelndes Bild von Deutschland zu zeigen“. Lernen und Unterhaltung dürften sich dabei nicht widersprechen.

Expo-Chef Giuseppe Sala und der Leiter des deutschen Pavillons, Dietmar Schmitz vom Bundeswirtschaftsministerium, nahmen am Mittwochnachmittag den symbolischen Spatenstich vor. Deutschland baut damit als erstes Teilnehmerland auf dem Expo-Gelände – mit rund 4900 Quadratmetern einen der größten Pavillons. Das Investitionsvolumen für das von der Messe Frankfurt betriebene Gebäude wird derzeit auf rund 50 Millionen Euro beziffert.