Nicht nur die Lahrer Industrie blickt mit bangem Blick auf die immer weiter steigenden Gaspreise. Foto: Bildstein

Deutschland blickt mit bangem Blick auf die steigenden Energiepreise. Die Lahrer Zeitung hat sich bei hiesigen Akteuren umgehört. Versorger, Mieterbund und Industrie sind in großer Sorge.

Lahr - "Gas ist von nun an ein knappes Gut. Die Preise sind jetzt schon hoch, und wir müssen uns auf weitere Anstiege gefasst machen." Diese deutliche Worte wählte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, als er am Donnerstag die zweite Stufe des Notfallplans Gas ausrief (siehe Info). Auch rund um Lahr ist die Lage bereits angespannt – und wird wohl noch schlechter.

Das sagt der Energieversorger: Komplett überrascht wurde man von Habecks Ankündigung nicht, sagte Badenova-Pressesprecherin Yvonne Schweickhardt  auf LZ-Nachfrage. "Wir sind laufend dabei zu schauen, wie sich der Markt entwickelt", so Schweickhardt. Inwieweit sich die Gaspreise für die Badenova-Kunden in den kommenden Wochen und Monaten verändern werden, könne sie jedoch derzeit nicht seriös prognostizieren. Zuletzt hatte der Energieversorger seine Preise für Neukunden in der Erdgas-Grundversorgung zum 1. Mai um rund 55 bis 60 Prozent erhöht. Auch die Preise für Bestandskunden wurden erhöht, jedoch in geringerem Maße, so Badenova-Sprecherin Schweickhardt.

Versorgungsunternehmen sollen derzeit auch noch keine rechtliche Möglichkeit bekommen, Preissteigerungen direkt weiterzugeben. Dazu müsste dann auch die Bundesnetzagentur die Berechtigung erteilen. Doch selbst wenn sie es täte, würde die Badenova nicht automatisch die Preise erhöhen, so Schweickhardt. "Wir gehen nur hoch, wenn wir zwingend müssen. Denn wenn wir hoch müssen, tut es uns auch immer weh."

Das sagt der Mieterbund: Bislang sei noch alles ruhig, berichtete Guido Schmidt, Rechtsberater beim Deutschen Mieterbund Offenburg-Lahr. "Aber es graut uns allen vor 2023." Denn dann werden die Nebenkostenabrechnungen verschickt, Schmidt rechnet mit großen Nachzahlungen für viele Mieter. "Ich rate allen: Erhöhen Sie jetzt freiwillig die Voraussetzung", sagte der Anwalt. Viel mehr könne er auch nicht tun, eine rechtliche Handhabe gebe es nicht. "Dem Mieterbund werden wohl die Hände gebunden sein", glaubt Schmidt. Aber: "Die hohen Nebenkosten werden für alle Mieter und Eigentümer ein Problem."

Daher bleibe ihm nichts anderes übrig, als schon jetzt zu informieren. Zudem könne er der Idee eines gesetzlichen Energiesparens, das Habeck zuletzt ins Gespräch brachte, durchaus etwas abgewinnen. "Es gibt für mich keinen ersichtlichen Grund, eine Wohnung auf mehr als 20 Grad zu heizen", sagte Schmidt. Denn weniger heizen sei die "einfachste Möglichkeit, Geld zu sparen. Wer mehr Temperatur haben will, zahlt eben mehr".

Das sagt die Industrie: Es sei derzeit "keine angenehme Situation" sagt Ralf Leser, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Lahrer mittelständischer Industrieunternehmen (Almi). Die Energiekrise sei bei ihm und den Kollegen allgegenwärtig, gerade am Tag vorher habe er mit einem Almi-Mitglied über die steigenden Gaspreise gesprochen. Beim Verpackungshersteller Leser nutze man das Gas nur zum Heizen, in anderen Unternehmen sehe das anders aus. "Für Firmen, die das Gas für die Produktion brauchen, ist es dramatisch", sagt Leser.

Grundsätzlich jedoch betreffe die aktuelle Situation alle Unternehmen. Dementsprechend ist sein Blick in die Zukunft nicht unbedingt positiv, sagt Unternehmer Leser. "Jeden Tag kommt etwas Neues auf den Tisch. Denn das Gas ist ja nur ein Problem von vielen."

Info - Notfallpan

Die nun ausgerufene Alarmstufe ist die zweite von drei Stufen des Notfallplans Gas. Demnach herrscht derzeit eine Störung der Gasversorgung oder eine außergewöhnlich hohe Nachfrage nach Gas. Die Versorgungssicherheit ist laut Bundesregierung aber noch gewährleistet. Bislang galt in Deutschland die Frühwarnstufe, die dritte und letzte Stufe des Plans wäre dann die Notfallstufe.