Die Apothekerin Ursula Barthlen vor ihrem Kulturdenkmal – auch dank Altbauexpertin Monika Fuhl ein Schmuckstück. Foto: Lück

Für Altbau-Ausbau-Expertin Monika Fuhl aus Mühringen ist das Projekt in Dußlingen (Kreis Tübingen) nicht nur ihre "längste Baustelle". Sondern ein Vorzeige-Beispiel, wie eine Altbausanierung einen alten Dorfkern wieder beleben kann. 

Dußlingen/Horb-Mühringen - Ursula Barthlen ist in der ehemaligen Scheune ganz euphorisch: "Endlich geht es los: Wir haben schon ein Jahrgangstreffen hier. Die Backgruppe trifft sich auch bald hier, und das Sommerferienprogramm wird auch bei uns sein!"

Die Apothekerin aus Tübingen – sie hatte das Ensemble 2014 gekauft. Jetzt ist sie im Ruhestand – und hat aus dem ehemaligen Wohnhaus und der Scheune ein Schmuckstück gemacht. Bathlen: "Ohne Monika Fuhl hätte ich das nicht geschafft!"

Denn: Fuhl arbeitet als Altbau-Ausbau-Expertin für das Architekturbüro Haefele in Tübingen. Und hat die aufwendige Sanierung bis heute begleitet.

Fuhl: "Das Gebäude wurde um 1600 herum gebaut. Als ich es zum ersten Mal gesehen habe, war es in einem schlechten Zustand. Der First des Wohnhauses – instabil. Ein Wasserrohrbruch hatte die Substanz beschädigt. Altes Heu und Stroh, Hühnerstall, Schweinestall, die Treppen voller Holzwürmer."

Jetzt ist das Wohnhaus komplett saniert, und auch die Scheune ist fertig. Barthlen: "Wir müssen nur noch die beiden Öfen an die richtige Stelle platzieren, dann kann es losgehen!"

Auch im Obergeschoss, in dem sie Exponate für ihr Apothekenmuseum schon aufgebaut hat, ist noch der Boden zu ölen und die Alu-Treppe muss noch durch eine passendere Treppe ersetzt werden.

Immer wieder Stillstand

Altbau-Expertin Monika Fuhl: "Weil die Scheune zu einem öffentlichen Treffpunkt werden soll, mussten wir immer wieder die dafür notwendigen Genehmigungen abwarten. Brandschutz, Hygieneauflagen und vieles mehr. Das hat bei der ganzen Sanierung immer wieder für Stillstand und Nacharbeiten und -planungen geführt. Doch jetzt ist das Kulturdenkmal ein Prachtstück geworden – und das strahlt auch auf den ganzen Ortskern aus. Die Häuser gegenüber – sie sind gestrichen. Den Altbau da hinten hat ein Bauträger gekauft und wird ihn zu einer Studenten-WG umbauen. Damit hat das Projekt von Ursula Banthem Impulse im alten Ortskern ausgelöst. Denn: Dußlingen ist – durch die kurze Fahrt nach Tübingen – mehr und mehr zur Schlafstadt geworden."

Am Ortsrand: Supermärkte, funktionale Mehrfamilienhaus-Neubauten wie Stil des französischen Viertels. Doch die Häuser im alten Ortskern sehen teilweise noch verlassen, trist und traurig aus.

Verbindung zu Dußlingen

Doch das ändert sich gerade. Dank der Apothekerin. Ursula Barthlen: "Schon als Kind habe ich Dußlingen erlebt. Mein Vater hatte hier die Apotheke. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er beinamputiert. Und hat es durch harte Arbeit geschafft, seinen sechs Kindern das Studium zu finanzieren. Am Wochenende war ich immer in Dußlingen und habe ihm in der Apotheke geholfen."

Und – diese Verbindung zu Dußlingen – sie hat die Apothekerin nie abreißen lassen. Im Jahr 2013 trat sie der Bürgerstiftung bei. Kaufte 2014 das Kulturdenkmal am Hindenburgplatz 13. Barthlen: "Eigentlich hatte ich die Idee, hier auf dem Bauplatz ein Atrium-Haus zu bauen. Doch Monika Fuhl schlug mir vor, in die alte Substanz Wohnungen einzubauen. Und teilweise zu vermieten."

Doch inzwischen hat sich – dank des Engagements der Apothekerin in Dußlingen – das Projekt verselbstständigt. Barthlen: "Die Bürgerstiftung hatte keinen Raum im alten Rathaus, wo die anderen Vereine sitzen. Also habe ich dafür den ehemaligen Schweinestall umgebaut."

Museum und Bürgertreff

Und weil die Apothekerin sich ohnehin für alte Sachen interessiert, hatte sie mit Albert Borchardt, Hochschullehrer für Pharmaziegeschichte an der Universität Heidelberg, Seminare zu "historischen Arzneiformen" konzipiert und durchgeführt. Entwickelte sich damit zur Spezialistin für Apotheken-Museen. Barthlen: "Und weil ich da auch viele Exponate hatte, habe ich mir gedacht, ich baue hier in Dußlingen ein Apothekenmuseum auf."

Und dafür nutzt sie das Dachgeschoss über dem Café. Stilvolle Details: In der Balkenkonstruktion stehen alte Leiterwagen und Dreschflegel. An der Uralt-Treppe nach oben sind geschwungene Handläufe – unten schwarzes Metall, oben hell gebogenes Holz für die Haktik der Hand.

Kräutergarten soll blühen

Und im Rahmen des Umbaus konnte sie auch Grünflächen der Nachbarn erwerben. Barthlen: "Hier ist ein pharmazeutischer Kräutergarten in Vorbereitung. Dazu möchte ich die Einschulungsfeier der Grundschulkinder hier in der ehemaligen Scheune machen. Ein kulinarisches Kino ist geplant. Wir haben auch den ehemaligen Bäcker von Dußlingen gewinnen können, uns in der Backstube beim Brotbacken zu unterstützen. Der Holzbackofen muss nur noch richtig platziert werden. Und am 10. September soll es ein großes Einweihungsfest mit allen Handwerkern geben."

Ursula Barthlen. Sie stiftet der Ortsmitte von Dußlingen einen neuen, attraktiven Mittelpunkt. Und neues Leben.

Darf ist nach den Umbaukosten des Kulturdenkmals, das vom Entrümpeln ab dem Jahr 2016 bis heute dauerte –fragen?

Barthlen sagt nur: "Mir kommt es auf das neue Leben an, das ich damit ausfülle und welches mich ausfüllt!"