Zu viel aus Kühlschrank und Speisekammer wandert bei uns in die Tonne. Jeder Bundesbürger wirft pro Jahr 81,6 Kilogramm Lebensmittel in den Müll. Das zeigt eine Studie der Universität Stuttgart, die jetzt veröffentlicht wurde. Wir haben bei einem Experten nachgehakt, wie Verbraucher besser mit Lebensmitteln umgehen können. In Interview und Bildergalerie verrät ... Foto: dpa

Zu viel Lebensmittel wandern bei uns in die Tonne. Das muss nicht sein, sagt der Experte.

Stuttgart – Zu viel aus Kühlschrank und Speisekammer wandert bei uns in die Tonne. Jeder Bundesbürger wirft pro Jahr 81,6 Kilogramm Lebensmittel in den Müll. Das zeigt eine Studie der Universität Stuttgart, die jetzt veröffentlicht wurde. Ein verändertes Verbraucherverhalten und sicher nicht selten der etwas abstrakte Begriff „Mindesthaltbarkeitsdatum“ (MHD) mögen mit daran schuld sein.

Doch was verbirgt sich überhaupt hinter dem MHD, Herr Professor Herbert Schmidt (Institut für Lebensmittelwissenschaft und Biotechnologie an der Uni Hohenheim)?

Bis zum Mindesthaltbarkeitsdatum kann der Hersteller dem Verbraucher ein optimales Lebensmittel bieten – geschmacklich und qualitativ. Das MHD hat aber nichts mit der Verderblichkeit des Lebensmittels zu tun. Anders verhält es sich mit dem Verbrauchsdatum. Dieses besagt, dass die Ware bis dahin verbraucht sein muss, andernfalls ist sie verdorben.

Wie lange sind denn in der Regel Lebensmittel nach Ablauf des MHD noch ohne gesundheitliche Folgen zu genießen?

Das lässt sich nicht pauschal sagen. Dazu sind Lebensmittel auch in ihrer Verderblichkeit zu unterschiedlich. Während ein Joghurt noch eine Woche nach Ablauf des MHD in aller Regel nicht verdorben ist, welkt Salat schnell, fällt in sich zusammen, ist nicht mehr knackig. Kurzum: Die hohe Qualität, für die der Hersteller garantiert, ist nicht mehr gegeben. Das heißt aber noch lange nicht, dass der Salat mit Krankheitserregern belastet ist. Diese – und das ist das Fatale – bemerkt der Verbraucher oft nicht.

Was können Verbraucher dann tun, um sich zu schützen?

Essen fachgerecht zubereiten. Durch die Veränderung unserer Ess-Kultur, Stichwort Convenience-Produkte, ist uns das Wissen darüber teils abhanden gekommen. Fleisch sollte etwa richtig erhitzt, also nicht roh oder halbroh verzehrt werden. Ein weiterer Fehler, der häufig gemacht wird, ist es, das Auftauwasser eines Tiefkühlhähnchens auf dem Schneidebrettchen zu belassen, auf dem ich später meinen Salat zubereite. Dadurch besteht die Gefahr von Salmonellen. Denn das Wasser ist mit etwas in Verbindung gekommen, das ich roh verzehre. Um Darmerkrankungen vorzubeugen, sollte auch Essen, das am nächsten Tag nochmals aufgewärmt und verzehrt wird, nicht in der Küche auf dem Herd, sondern im Kühlschrank oder in der Gefriertruhe aufbewahrt werden.

Was das richtige Lagern von Lebensmitteln im Kühlschrank anbelangt, gibt es doch auch einiges zu beachten, oder?

Im Kühlschrank gibt es verschiedene Kältezonen. In der Mitte herrscht die niedrigste Temperatur. Im Gemüsefach ist es dagegen nicht zu kalt, da Gemüse nicht zu kühl gelagert werden sollte, da es ansonsten schnell seine Knackigkeit einbüßt. Das eigens eingerichtete Gemüsefach ist nicht zuletzt auch für die Vitaminbomben reserviert, damit sie nicht mit anderen Lebensmitteln in Kontakt kommen.

Und was kann ich für die Hygiene in der Kühlkammer tun?

Ganz einfach: Richtig reinigen. Es braucht kein scharfes Putzmittel, um den Kühlschrank sauber zu machen. Vielmehr wirkt Essigwasser wahre Wunder – vor allem auch gegen Schimmelpilze.

Ist Schimmel per se mit Vorsicht zu genießen oder gibt es auch die guten Varianten?

Ein Laie kann nicht zwischen gutem und schlechtem Schimmel unterscheiden. Generell lautet daher die Empfehlung: Angeschimmelte Lebensmittel sollten nicht verzehrt oder Schimmelstellen sehr großflächig entfernt werden.

Können Sie den Verbrauchern eine Faustregel mit auf den Weg geben?

Generell ist es ratsam, mit dem Verstand ranzugehen und auf die Grundsinne zu vertrauen – wie riecht das Lebensmittel, wie schaut es aus. Denn wieder zu lernen, den eigenen Wahrnehmungen zu vertrauen, ist das beste Instrumentarium, das es gibt, um nicht mehr genießbare Lebensmittel auszumachen.