Immer mehr unnötige Einsätze halten den Ortenauer Rettungsdienst auf Trab. Foto: Armer

Hausarzt, Notfallpraxis oder doch Notaufnahme? Die Ortenauer sollen sensibilisiert werden, die richtige Anlaufstelle für ihre Beschwerden auszuwählen.

Die Zustände in der akut- und notfallmedizinischen Versorgung in der Ortenau sind prekär. Zur dieser Einschätzung kommt das Landratsamt in einer Mitteilung.

„Die Ursachen hierfür sind vielfältig und komplex. Beispielsweise herrscht im ambulanten und stationären Bereich Fachkräftemangel, zudem ist das Gesundheitswesen für viele unübersichtlich aufgebaut, was immer wieder zu Notrufen oder Besuchen in der Notaufnahme führt, die nicht nötig gewesen wären“, erklärt Evelyn Bressau, Leiterin des Gesundheitsamts und der Kommunalen Gesundheitskonferenz (KGK).

„Dies führt schon seit Langem zu steigenden Fallzahlen im Rettungsdienstbereich“, ergänzt Marcel Frauenschuh vom DRK. Aber auch die Kollegen in den Notaufnahmen stießen dadurch zunehmend an ihre Belastungsgrenzen, erläutert Frauenschuh.

Bis 2025 sollen Vorschläge erarbeitet werden

Gemeinsam mit den Akteuren der regionalen Notfallversorgung will die KGK daher bis Ende 2024 Handlungsempfehlungen erarbeiten, wie die Ortenauer Bevölkerung besser die eigenen Beschwerden einschätzen kann. Sie soll lernen, die richtige Anlaufstelle im Notfall auszuwählen kann. „Hierbei spielt auch eine bessere Anbindung an die Hausärzteschaft eine zentrale Rolle. Wir müssen die Bürgerinnen und Bürger dafür sensibilisieren, dass die Ressourcen im Notfallsystem begrenzt sind und nur echten Notfällen vorbehalten sein sollten“, so Ulrich Geiger von der Kreisärzteschaft.

Zum Auftakt des Vorhabens wurde bereits ein Runder Tisch mit allen an der Notfallversorgung beteiligten Akteuren ins Leben gerufen. Darunter sind Vertreter der Notaufnahmen, der Rettungsdienste sowie der Kassenärztlichen Vereinigung. Auch Vertreter des Departments Notfallmedizin, der Kreisärzteschaft sowie der Notdienstapotheken bringen sich ein.

Ortenau-Klinikum begrüßt gemeinsame Initiative

„Ziel unseres Projektes ist es, die Fehlinanspruchnahme des Systems zu reduzieren, um die Notaufnahmen des Ortenau-Klinikums sowie die regionalen Rettungsdienste zu entlasten. Gleichzeitig sollen der ärztliche Bereitschaftsdienst sowie die Rufnummer 116117 der Kassenärztlichen Vereinigung in der Bevölkerung bekannter gemacht werden“, so Bressau.

Auch Bernhard Gorißen, Chefarzt der Zentralen Notaufnahme des Klinikums Offenburg-Kehl begrüßt das Projektvorhaben: „Wir sind dankbar, dass sich die KGK diesem relevanten Thema annimmt. Gleichzeitig müssen bei der Konzepterarbeitung auch strukturelle Rahmenbedingungen sowie die politischen Entwicklungen auf Bundesebene mitbedacht werden.“