Mehrfach ist die Tigermücke in Schwanau nachgewiesen worden, nun soll sie aktiv bekämpft werden. Dafür sind aber nicht nur die Experten, sondern auch die Bürger gefragt. Foto: J/ames Gathany/CDC

2022 sind Tigermücken in Schwanau erstmals nachgewiesen worden. Wie sie von den Experten bekämpft wird und was jeder Bürger tun kann, um bei der Bekämpfung zu unterstützen, darüber hat Biologe Thomas Weitzel im Gemeinderat informiert.

 
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Die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) ist in Schwanau nicht unbekannt – seit 1995 ist die Gemeinde Mitglied und erfährt mit der KABS große Unterstützung bei der Bekämpfung der Rhein-, Wald- und Hausschnaken. Seit 2022 hat sich nun eine weitere Art eingereiht: die asiatische Tigermücke. „Eingeschleppt worden ist sie bereits 2010 und hat sich dann bis 2015 weiter am südlichen Oberrhein ausgebreitet“, erklärte Thomas Weitzel, KABS-Gebietsleiter der Gemeinden Schwanau, Meißenheim und Friesenheim. In die Karten gespielt habe dem Insekt dann der tropische Sommer vergangenen Jahres. So sind sich die Experten sicher, dass in Nonnenweier bereits von einer Population gesprochen werden kann – aber auch in Allmannsweier und Ottenheim wurden Tigermücken entdeckt.

Das hoch aggressive Insekt soll bekämpft werden. Dafür sind laut Weitzel aber auch die Gemeinden – „und jeder einzelne Bürger“ – gefragt. Schließlich handele es sich bei Brutstätten-Orten vielmals um Privatgrundstücke.

Weitere Kosten für die Bekämpfung

So bräuchte es das Einverständnis der Eigentümer, Bekämpfungsmaßnahmen vor Ort angehen zu können. Weitzel machte deutlich, dass es bei dieser Thematik nicht um die Einstellung Einzelner gehe: „Wenn jemand die Tigermücke nicht bekämpfen will, ist es nicht ganz seine Privatangelegenheit – es betrifft schließlich beispielsweise auch die direkten Nachbarn“, betonte er.

Der Experte wolle keinesfalls Panik verbreiten und man sei noch weit weg von einer Plage, aber man sollte eine massenhafte Ausbreitung verhindern. Geplant ist in Nonnenweier ein zweiwöchiger Bekämpfungseinsatz von Tür zu Tür. Weiter werden in Ottenheim, Allmannsweier und Nonnenweier erweiterte Fallen aufgestellt, Schöpfproben und Anflugkontrollen organisiert. Damit die Bürger darauf aufmerksam werden, sind Flyer, Aushänge und Pressemitteilungen geplant.

Ziel mit den Maßnahmen bis September soll es sein, die Befallsgebiete einzugrenzen und das Brutstättenangebot zu verringern, erklärt Weitzel. So wollen die Experten unter anderem die Eigentümer von Gärten darin schulen, was „abgedeckt, dicht verschlossen, gereinigt, umgedreht oder beseitigt“ werden müsse, damit die Tigermücke wenig bis keine Möglichkeiten findet, ihre Eier abzulegen. „Der Mensch ernährt und vermehrt sie – ganz unbewusst“, sagte der Experte.

„Wir wollen für die Bekämpfung den Experten den bestmöglichen Zugang ermöglichen und unterstützen die Arbeit“, erklärte Schwanaus Bürgermeister Marco Gutmann.

Warum die Bekämpfung der Tigermücke nur bis September geplant ist, wollte Ingrid Scharff wissen. „Ab September wird es der Tigermücke zu kalt. Wir bekämpfen nur die Larven – nicht die adulten Tiere. Mit der Kälte werden die Mücken auch keine Eier mehr ablegen“, erklärte Weitzel. Die ausgewachsenen Mücken würden nach vier bis sechs Wochen sterben. Überwintern würden sie nicht. „Und was kostet uns die Tigermücke?“, fragte Dagmar Frenk. Dies könne Weitzel nicht konkret sagen. Neben dem Mitgliedsbeitrag würden Kosten für die Einsätze speziell für die Bekämpfung der Tigermücke obendrauf kommen. „Sie wird – wie ich das jetzt heraushöre – zur Daueraufgabe?“, fragte Patrick Fertig nach. „Das ist so zu erwarten, ja“, entgegnete Weitzel.

Schutzmaßnahmen

„Was passiert, wenn ich gestochen werde?“, wollte Gemeinderatsmitglied Günter Walter vom KABS-Experten wissen. Dies stelle kein Grund zur Panik da. Die Tigermücke kann zwar Viren und Parasiten übertragen, derzeit bestehe aber kein Infektionsrisiko, so Thomas Weitzel. Unangenehm seien die Mücken dennoch – vor allem, weil sie wesentlich aggressiver seien und im Vergleich zu anderen Stechmücken nicht nur bei Dämmerung, sondern auch tagsüber stechen. Schützen könne man sich mit Tragen von heller Kleidung, bestenfalls sind Arme und Beine bedeckt.