Wespen sind vielfach ungeliebte Gäste – manchmal aber, das wissen die Fachleute, funktioniert das Miteinander dann doch ganz gut. Foto: © Rainer Fuhrmann – stock.adobe.com

Was passiert, wenn man ein Wespennest bei sich entdeckt? An wen soll man sich wenden? Und darf man Wespennester einfach so beseitigen? Wir haben bei zwei Fachleuten aus VS nachgefragt und bekamen die Antworten.

Villingen-Schwenningen - Jetzt im Sommer macht der eine oder andere am heimischen Kaffeetisch auf Balkon oder Terrasse wieder Bekanntschaft mit dem Hautflügler. Von vielen werden sie als störend und teilweise auch aggressiv angesehen. Doch meist ist das eine falsche Interpretation.

Ellen und Ralf Claaßen, Besitzer der Vogelstation in Villingen, engagieren sich ehrenamtlich auch als Wespenfachberater und kennen sich somit mit Wespen und ihren Verhaltensweisen sehr gut aus. Sie klären über die Vorurteile auf und geben Tipps zum friedlichen Leben mit den Tieren.

Es gibt einen Wespennotdienst

"Wenn jemand ein Wespennest entdeckt, dann rufen die Leute uns meist ganz panisch an und sagen, dass plötzlich ein Nest bei ihnen im Garten oder Haus aufgetaucht ist und wir bitte sofort kommen sollen", sagt Ellen Claaßen. Dabei entfernen Ellen und Ralf Claaßen die Wespennester überhaupt nicht. Als Wespenfachberater klärt Ralf Claaßen über den Umgang mit Wespen auf und steht in engem Kontakt mit dem Wespennotdienst in Villingen-Schwenningen. Denn dieser ist eigentlich verantwortlich für die Beseitigung von Wespennestern. Auch die Feuerwehr, welche eine beliebte Anlaufstelle im Falle eines Wespennestes ist, kann nur bedingt etwas unternehmen, nämlich auf den Naturschutzbeauftragten im Landratsamt verweisen.

Einfach in Ruhe lassen

Zuerst sollte man sich von dem Nest entfernen und die Tiere in Ruhe lassen, so Claaßen. Je näher man am Nest dran ist, desto mehr fühlen sich die Wespen bedroht, da es ihre Aufgabe ist, die Brut zu schützen.

Danach ist es ratsam, den Wespenfachberater anzurufen, welcher daraufhin normalerweise um Bilder zur besseren Einschätzung der Lage bittet.

Hornissenumzug muss Landratsamt genehmigen

Bei Hornissen sieht die Sache ein klein wenig anders aus, denn diese stehen unter besonderem Schutz. Zur Umsiedlung brauchen die Wespenfachberater eine Ausnahmegenehmigung aus dem Landratsamt, jedoch werden sie nur in besonderen Situationen umgesiedelt.

Vor einiger Zeit hatte Ralf Claaßen einen Fall, bei dem sich ein Hornissennest im Lüftungsschlitz des Daches einquartiert hatte. Daraufhin rief die Vermieterin mit Hoffnung bei den Wespenfachberatern an und musste jedoch enttäuscht werden. "Das Problem war, dass, um an die Hornissen dranzukommen, das halbe Dach abgenommen werden müsste und das sehr teuer geworden wäre", erzählt Claaßen. Sein Rat war es schlussendlich doch das Dach abzudecken, da Hornissen bis Ende Oktober aktiv sein können.

Nicht selbst beseitigen

Auf keinen Fall jedoch solle man die Wespen eigenständig beseitigen, so Claaßen. Denn Wespen stehen unter Naturschutz, außerdem ist die eigenständige Entfernung mit einem Bußgeld von bis zu 5000 Euro bewehrt. Und sie haben ihren Platz in der Natur: Wespen haben im Ökosystem eine bedeutende Aufgabe, sie sind Bestäuber von Blüten und füttern ihre Jungen mit kleinen Insekten. Auch dienen sie als Nahrungsmittel für einige Vögel und weitere Insektenfresser.

"Der Mythos, dass drei Hornissen einen Menschen töten und fünf ein Pferd, ist kompletter Schwachsinn", räumt Ellen Claaßen mit einem Vorurteil gegenüber Hornissen auf. Der Stich einer Hornisse beinhalte weniger Gift als der einer Wespe, so Claaßen weiter. Wer dennoch nicht gestochen werden möchte, soll einen kleinen Parfümzerstäuber mit Wasser füllen und dann die Tiere besprühen. Denn Wasser mögen sie nicht, ergänzt Ralf Claaßen.

So funktioniert die Ablenkung

Als vorbeugende Maßnahme gegen Wespen kann man vor einem Fest im Garten eine sogenannte Ablenkungsfütterung durchführen. Dabei stellt man mindestens fünf Meter vom Geschehen einen Teller mit Obst, verfaultes oder frisches, auf den Boden. Dabei werden die Wespen von dem Geruch angelockt und bleiben dem Fest fern. "Wichtig ist noch, dass man auf keinen Fall Honig aufstellen darf", warnt Ralf Claaßen. In Honig können Viren enthalten sein, die in den Nestern der Wespen aber auch in Hummelnestern und Bienenstöcken eine Faulbrut auslösen können.

Eine weitere wichtige Information ist noch, dass Wespen kurzsichtig sind und deshalb in Gesichtsnähe fliegen. Also keine Panik, wenn Wespen zu nahe kommen, sie wollen nicht stechen, sie sind einfach nur ziemlich blind.