Waldbrände nehmen in anderen Teilen der Welt zerstörerische Ausmaße an. Aktuell sind die Folgen in Kalifornien erschreckend. Doch könnten solche Großwaldbrände bald auch uns betreffen? Feuerwehrkommandant Marian Meyer klärt über die Situation auf.
Rauchwolken steigen über den Wälder auf, ein beißender Geruch liegt in der Luft, zerstörte Häuser stehen am Straßenrand und viele Menschen sind auf der Flucht vor der zerstörerischen Kraft der Natur – die Rede ist vom Waldbrand in Kalifornien. Während die Feuerwehrleute in Kalifornien mit einem kaum zu löschendem Flammenmeer mit viel zu wenig Löschwasser kämpfen, muss man sich in Rottenburg am Donnerstagmorgen mit zu viel Wasser – einem kleinen Hochwasser am Neckar – beschäftigen.
Kalifornien begünstigt Feuer durch Topographie
Doch im Gegensatz zu unserer Region im Süden Deutschlands hat es auf der anderen Seite unserer Erde – und zwar in Kalifornien – seit Monaten nicht mehr geregnet. Das Wasser ist knapp und stürmische Winden heizen, die ohnehin durch die Trockenheit rasant ausbreitenden Feuer, weiter an. Wie schätzen Experten aus unserer Region die Lage ein und könnten uns solche Großbrände durch den Klimawandel auch ereilen?
Marian Meyer, Kommandant der Feuerwehr in Rottenburg, findet die Lage in Kalifornien dramatisch. Kalifornien biete einem solchen Feuer, auf Grund seiner Vegetation und Wetterbegebenheiten, gute Voraussetzungen. Die Topographie, also die geografische Örtlichkeit, sei mit langen Hängen für das Feuer optimal, um sich schnell verbreiten zu können, analysiert der Experte. Und die stürmischen Winde fördern dies ebenfalls.
Das seien grundlegende Faktoren, die bei einer Verbreitung von Waldbränden ausschlaggebend sind – Funkenflug, Wind, das vorausgehende Wetter und auch die örtlichen Gegebenheiten wie der Boden oder die Baumbestände, verdeutlicht Meyer, der selbst für Vegetationsschutz zuständig ist. Allerdings betonte er auch, dass er die Situation aus der Distanz nicht wirklich gut beurteilen könne.
Statistiken zeigen auch in unserer Region ein höheres Risiko
Aber wären solche schnell ausbreitenden Feuer auch bei uns möglich? Wie sind unsere örtlichen Gegebenheiten? „Sag niemals nie“, lautet die Antwort des Kommandanten auf die Frage. Es könne nicht beurteilt werden, wie sich das Wetter in der nächsten Zeit und auch über den Sommer hinweg entwickeln werde. Doch die Statistiken zeigten eine klare Tendenz – und zwar nach oben.
Über die letzten Jahre stieg auch bei uns das Risiko für Waldbrände. Im vergangenen Jahr gab es laut seiner Aussage zwei bis drei große Waldbrände. Und das obwohl der Sommer ziemlich nass war. Dazu komme, dass es in unserer Region viele zusammenhängende Wälder gebe, die teils nur durch Straßen unterbrochen werden, beschreibt Meyer.
Doch wäre bei uns, im Falle eines Falles, Löschwasser-Mangel auch ein Problem? Grundsätzlich sei das Hydrantennetz besser als in Kalifornien, vermutet der Kommandant. Denn: In der Fläche gibt es mehr kleine Siedlungen zwischen den Wäldern, die somit zu einer bessere Versorgung beitragen.
Löschwasser ist nicht die einzige Lösung
Allerdings müsse hierbei beachtet werden, dass die Hydranten Leitungswasser und somit Grundwasser verwenden. „Daher ist die Frage, wie viel Trinkwasser durch Hydranten zum Löschen verwendet werden soll. Grundwasser ist sehr wertvoll“, so Meyer weiter. Aus diesem Grund greift auch die Feuerwehr in unserer Region auf Flüsse und Seen zu, wie die Rettungskräfte in Kalifornien auch. Das war beispielsweise auch ein Thema bei der jüngsten Hauptübung der Feuerwehrabteilung Horb-Stadt.
Der Unterschied zu Kalifornien liege aber auch im System. In den USA gebe es spezielle Einheiten, die auf Waldbrände spezialisiert sind. In Kalifornien seien das die CAL-Fire (California Department of Forestry and Fire Protection), wie der Experte erklärt.
In Deutschland oder auch generell in Europa gebe es solche Einheiten kaum bis gar nicht. Eine Notwenigkeit einer solchen Spezial-Einheit sieht er aber nicht. In Deutschland ist für solche Fälle der Katastrophenschutz zuständig.
Kalifornien hatte keine Vorlaufzeit
Neben dem Löschen mit Wasser besteht bei einem Großbrand auch die Möglichkeit, Schneisen zu schlagen. Diese nehmen dem Feuer das Futter weg und sollen so zur Eindämmung beitragen. Das funktioniere aber nur mit einer gewissen Vorlaufzeit, erklärt der Feuerwehrkommandant die Methode. Auch hier komme es auf die Faktoren wie Wind und Funkenflug an, wie viel Zeit bleibt und wie weit Entfernt eine Schneise gezogen werden muss. Das sei alles gar nicht so einfach und stets von den jeweils aktuellen Begebenheiten abhängig. In Kalifornien hätten die Rettungskräfte keine Vorlaufzeit gehabt.