Trockenheit und Hitze setzten in den vergangenen Jahren auch der im Schwarzwald traditionsreichen Weißtanne heftig zu. 2024 und 2025 brachten Entspannung für den vom Klimawandel gebeutelten Wald in der Region. Foto: Landratsamt

Das teils verregnete 2025 hat dem Forst bislang gut getan. Doch die aktuelle Entspannung kann über die schwierige Lage nicht hinwegtäuschen: Der Wald stehe unter Druck.

Was manchem Ortenauer dieses Jahr aufs Gemüt geschlagen haben mag, tat der Natur gut: Lang anhaltende Niederschläge glichen immer wieder trockenere Phasen aus. Doch so regenreich, wie sich das Jahr bislang womöglich angefühlt hat, war es laut Wetterstatistik gar nicht.

 

„Wir hatten dieses Jahr einen ausgeprägten Wechsel zwischen Trocken- und Niederschlagsphasen“, betont Hans-Georg Pfüller, Leiter des Ortenauer Amts für Waldwirtschaft, im Gespräch mit unserer Redaktion. Tatsächlich bescherte das durchwachsene Wetter dem durch den Klimawandel stark beanspruchten Wald nur eine „Verschnaufpause“.

Zwar sei 2024 sehr feucht, 2025 eher ausgeglichen gewesen – insgesamt könne man jedoch von keiner echten Erholung vom Klimastress der jüngeren Vergangenheit sprechen. Zumal „Regeneration bei Wäldern ein Prozess ist, der Jahre dauert“, so Pfüller. „Der Wald ist seit vielen Jahren im Dauerstress – bedingt durch den Klimawandel. Egal in welcher Lage“, fasst der Fachmann zusammen, betont jedoch: „Den Wald in der Ortenau gibt es natürlich nicht. Wir haben sehr unterschiedliche Naturräume – von den Rheinauen bis in den Schwarzwald.“

Naturräume in der Ortenau sind sehr unterschiedlich

Dass das Thermometer dieses Jahr insgesamt nicht so oft deutlich über die 30-Grad-Marke kletterte tat der Flora ebenfalls wohl. „Kühlere Temperaturen bringen auch weniger Hitzestress für die Bäume“, weiß Pfüller. „38 Grad bedeutet auch für die Pflanzen massiven Stress.“

Die beiden Regenphasen im Juni und Ende Juli/Anfang August hatten zudem zwei Mal einen deutlichen Temperatursturz mit sich gebracht. Das hat den Borkenkäfern zwei Mal deutlich eingebremst, erläutert der Forstexperte aus dem Landratsamt. Dieses Jahr sei deswegen mit keiner dritten Generation der Baumschädlinge zu rechnen.

Die Tiere können sich gerade in milden Jahren rapide vermehren und die angegriffenen Bäume befallen. „Aus einem Käferweibchen werden durch Bruterfolg in der dritten Generation 200 000 Nachkommen“, führt Pfüller vor Augen. „Da können solche Borkenkäferpopulationen regelrecht explodieren. Da ist aber erstmal Druck aus dem System.“

Mehr „Klimakönner“ sollen Ökosystem stabiler machen

Die Waldverantwortlichen könnten dem kommenden Herbst und Winter nun entspannter entgegensehen. „Es hängt aber auch immer bisschen davon ab, wie die Witterung im Winter ist: Wenn wir knackigen Frost kriegen, überleben auch weniger Schadorganismen, als wenn es feucht-milde Winter sind, wo sie in ihrem Versteck aussetzen können“, so der Amtsleiter

Den Gesamtzustand des Ortenauer Waldes zu bewerten, ist laut Pfüller gar nicht so einfach. Betrachte man etwa den aktuellen Waldzustandsbericht der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg für 2024, stehe der Kreis beim Zustand der Baumkronen – als Indikator für die Baumgesundheit – gar nicht schlecht da. „Da sehen wir, dass es Regionen im Land gibt, die deutlich schlechter dastehen als wir“, konstatiert Pfüller.

Dass die Situation in der Ortenau etwas entspannter ist, als im Landesschnitt, heiße jedoch nicht, dass es hiesigen Wäldern gut gehe. So stünden die Wälder in Baden-Württemberg generell schlechter da, als Mitte der 1980er-Jahre, „als wir uns alle Sorgen wegen des Waldsterbens machten“.

In der Konsequenzen unternehme man in der Ortenau „alle Anstrengungen, um unsere Wälder so klimafit wie möglich zu machen“. Es gelte heimische „Klimakönner“ wie die Traubeneiche, Hainbuche, Spitz- und Feldahorn oder Elsbeere vermehrt zu pflanzen. Auch Arten aus Südosteuropa – etwa die ungarische Eiche – rückten zunehmend in den Fokus. „Für ein stabiles Gesamtsystem, brauchen wir ein möglichst vielfältiges Waldökosystem“, so Pfüller. „Das ganze natürlich immer mit Augenmaß.“

Der Dürremonitor

Der „Dürremonitor“ des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) liefert täglich flächendeckende Informationen zum Bodenfeuchtezustand in Deutschland. Grundlage sind Simulationen mit einem am UFZ entwickelten Modell. Auf der Webseite www.ufz.de/index.php?de=37937 sind mehrere Karten dargestellt, die die Bodenfeuchte in Deutschland wiedergeben – darunter auch für Baden-Württemberg und die Ortenau.