Als kleines Dankeschön für seinen engagierten Vortrag, der auch Lob für die Arbeit des KGV enthielt, überreicht Vereinschef Tobias Roller (links) dem Nagolder OB Jürgen Großmann den von Forschern aus dem Verein verfassten Band "Die Bäder im Kreis Calw". Foto: Schabert

Auch Heimatgeschichte bietet Visionen. Zum Beispiel, wenn es um die toruristische Erschließung der Burgruine Hohennagold geht. Der Kreisgeschichtsverein Calw war in Nagold zu Gast.

Nagold - Eine stattliche Teilnehmergruppe vom Kreisgeschichtsverein Calw (KGV) konnte Oberbürgermeister Jürgen Großmann zur Erkundung Nagolds mit dem Schwerpunkt Burg im Sitzungssaal des Nagolder Rathauses willkommen heißen. Er schätze die Arbeit der an der Historie Interessierten und Forschenden und deren Veröffentlichungen. So könne man sich "die Geschichte zunutze machen, nicht nur für die Gegenwart, auch für die Zukunft".

Auf mehreren Feldern hat dies auch die Stadt Nagold in neuerer Zeit gestartet. So wird in einem ehemaligen Supermarkt im Traubeareal ein neues Stadtarchiv installiert, das – unter fachkundige Leitung gestellt – zum bislang etwas vernachlässigten neuen "Gedächtnis der Stadt" werden soll. Das Archiv im Steinhaus und Material von anderen Plätzen soll dort zusammengeführt werden. Dennoch: Schon bisher wurde vieles zur Wahrung der reichhaltigen Vergangenheit getan.

Moderne Stadt mit Historie

In der Stadt an der Nagold wurde der historische Stadtgrundriss von alters her bewusst gepflegt und erhalten. In Kriegen verschont und nach lange zurückliegenden Stadtbränden erwerbe die Kommune verfügbare Gebäude in der Innenstadt, um die Sanierung zu steuern. Angestrebt sei die Pflege einer lebendigen, geschäftigen Innenstadt nicht nur für die 24 000 Einwohner, sondern für die Besucher aus einem Einzugsgebiet, das 100 000 Menschen umfasse. Bummeln in einer modernen Stadt mit viel Historie sei angesagt.

Akzente setzten in Nagold eine Reihe internationaler Unternehmen sowie Kultur und Tourismus, erläuterte der OB. Damit verknüpft sei die Burg Hohennagold, wo die Vergangenheit erlebbar und die Türme begehbar gemacht werden sollen.

Verrückt scheinende Zukunftsideen

Älteste Spuren auf der Hohennagold führen zurück bis zu den Kelten. Dazu haben Großmann und seine Mitarbeiter eine Grabung zur Erschließung eines "Keltenfensters" angedacht. Natürlich habe nach wie vor das Tagesgeschäft in den schwierigen Zeiten Vorrang. Dennoch dürfe man auch an zunächst verrückt scheinende Zukunftsideen denken. Wieso solle es in der Zukunft zur weiteren Erschließung von Gästepotenzial nicht einmal eine Seilbahn vom Eisberg zum Schlossberg geben?

Auf die Frage eines Besuchers, ob der Keltenhügel im Stadtpark nicht einmal ausgegraben werde, erläuterte der OB, dass man da auf Empfehlung der Denkmalschützer auf sich immer mehr verbessernde Durchleuchtungsmöglichkeiten warte, um nichts zu zerstören. Man wisse schon von einem Grab im Innern und von Bestattungen um den Hügel aus alemannischer Zeit.

Zur Vorbereitung eines Rundgangs auf der Burg- oder eigentlich Schlossruine Hohennagold ließ ein kurzer Film aus den steinernen Resten hoch über Nagold den einstigen Herrschaftssitz nach dem Bauzustand von 1644 erwachsen. Entwickelt hat diesen der renommierte Burgenforscher Julian Hanschke, der auch eine digitale Rekonstruktion des Heidelberger Schlosses geschaffen hat. Auf einem Spaziergang ging es anschließend bergauf zur Burg. Eine das Thema vertiefende Führung dort unter Regie der Vorsitzenden des Vereins für Heimatgeschichte Nagold, Judith Bruckner, und Rathaus-Sachgebietsleiterin Anja Bulmer folgten. Mit Hilfe eines QR-Codes und von Informationstafeln ist der Rundgang auch ohne fachkundige Begleitung möglich. So verwundert es nicht, dass bei dem Besuch hoch über Nagold, wo zusätzlich die Jägerschaft ein Programm bot, ordentlich Betrieb herrschte.