Marie-Madeleine Amiras nimmt im Mai an der Internationalen Philosophie-Olympiade in Bari teil. Im Gespräch zeigte sich Oberbürgermeister Adrian Sonder beeindruckt von ihrem Interesse an der Philosophie. Foto: Rath/Stadtverwaltung

Marie-Madeleine Amiras ist Finalistin bei der Philosophie-Weltolympiade in Italien. Wenn sich die hochbegabte Jugendliche aus Freudenstadt für ein Thema interessiert, dann arbeitet sie sich mit Inbrunst ein. Damit fasziniert sie nicht nur OB Adrian Sonder.

Daumendrücken für eine außergewöhnliche Schülerin aus Freudenstadt: Marie-Madeleine Amiras hat beim Bundesfinale der Philosophie-Olympiade den ersten Platz geholt. Im Mai geht es zur Weltolympiade in Bari. Oberbürgermeister Adrian Sonder gratulierte ihr beim Empfang im Rathaus und wünschte ihr für das ganz große Finale in Italien viel Erfolg, berichtet die Stadt in einer Pressemitteilung.

 

Was hat Künstliche Intelligenz mit Philosophie zu tun? Sehr viel. An der Schnittstelle beider Themen prallen existenzielle Fragen der Menschheit aufeinander. Die 17-Jährige hatte ihre Gedanken dazu beim Bundesfinale in Münster vorgetragen, anhand von vier Zitaten, die die Finalteilnehmer im Vorfeld nicht kannten. Offenbar haben ihre Ansätze die Jury überzeugt.

Werke von Albert Camus und Friedrich Nietzsche

Vor dem Bundesfinale – ein viertägiges Seminar zum Thema KI und einer schriftlichen Prüfung zum Abschluss – wusste Amiras nicht viel über Künstliche Intelligenz. Sie änderte das und las zur Prüfungsvorbereitung alles, was sie zum Thema in die Finger bekommen konnte. „In jeder freien Minute habe ich mich reingearbeitet. Aber auf eine Prüfung, die man nicht kennt, kann man sich ohnehin nicht perfekt vorbereiten“, sagt sie.

Amiras und Sonder kamen dann kurz ins Philosophieren zum Thema KI: Wie umgehen mit einer von Menschen geschaffenen Intelligenz, die teils leistungsfähiger ist als ihr Schöpfer, irgendwann eigene Entscheidungen trifft und ihren Schöpfer in seinem Handel und Denken beeinflusst? „Social Media ist ein Vorgeschmack, weil es eigene Realitäten erzeugt“, findet Sonder. Der OB war „sehr, sehr beeindruckt“, heißt es in der Mitteilung. „Philosophie ist ja nicht grade Mainstream-Interesse bei Jugendlichen“, so Sonder.

Amiras sagt, sie habe schon als Kind ständig gelesen und geschrieben. Ihre Eltern hätten ihre Leidenschaften früh entdeckt und – beide Musiker – auch gefördert. „Künstler als Eltern, das macht schon was mit einem“, ist sich die 17-Jährige sicher. Im Alter von 13 Jahren hat sie sich von Philosophie fesseln lassen, verschlingt seither die Werke der großen Denker wie Albert Camus und Friedrich Nietzsche.

Wechsel auf eine Schule für Hochbegabte

Zwar liegt auch bei Amiras das Smartphone selbst beim Termin mit dem OB auf dem Tisch. Aber die Abiturientin sagt, sie fühle sich vereinsamt von Gleichaltrigen. In der achten Klasse habe sie daher das Kepler-Gymnasium in Freudenstadt verlassen, auch auf eigenen Wunsch hin, um an das Landesgymnasium für Hochbegabte in Schwäbisch Gmünd zu wechseln. Dort fühlt sie sich besser verstanden.

In Schwäbisch-Gmünd sei sie nun zusammen mit Jugendlichen, die sich mit ähnlicher Inbrunst und Tiefgang in Themen einarbeiten. „Es ist schwer, Menschen zu finden, die mit meinem Naturell umgehen können. Ich bin manchmal extrem exzentrisch, aber nach Erfolgen und anregenden Begegnungen auch mal tagelang total leer und passiv.“

Internationale Philosophie-Olympiade in Bari

Am 15. Mai geht es erst mal nach Bari zur Internationalen Philosophie-Olympiade. Nach dem Abitur will Amiras studieren, am liebsten in Wien an der Universität für angewandte Künste oder in Leipzig. Gewünschtes Fach: Sprachkunst. Die Alternative wäre Philosophie. Denn sie will Schriftstellerin werden und tiefer eintauchen „in das unendlich weite Meer der Philosophie“.