Rot-gelbe Triumphfahrt durch Madrid: Die spanischen Fußball-Helden auf dem Doppeldeckerbus lassen sich von ihren Fans feiern. Ex-VfB-Profi Gerhard Poschner glaubt, dass die WM 2014 auch so enden wird. Foto: dpa

Früherer VfB-Profi Poschner kennt sich aus in Spaniens Fußball: Dominanz werde anhalten.

Stuttgart - Der frühere VfB-Profi Gerhard Poschner kennt sich aus in Spaniens Fußball – und ist sich deshalb sicher, dass die Dominanz des Nationalteams anhalten wird.

Herr Poschner, wer wird 2014 in Brasilien Weltmeister?
Spanien – wenn alles normal läuft.

Warum?
Weil ich nichts sehe, was gegen Spanien sprechen würde.

Regisseur Xavi wird dann 34 Jahre alt sein.
Okay, Xavi ist physisch auf dem absteigenden Ast. Aber er ist immer noch ein Weltklassespieler. Und wenn er 2014 tatsächlich nicht mehr dabei sein sollte, wird das kein Problem sein: In Spanien gibt es einige Leute, die eine ähnliche Rolle spielen können.

Was ist mit dem Rest des aktuellen Teams?
Iniesta ist 28, Ramos und Silva sind 26, Piqué und Fábregas 25, Alba ist 22 – das sind alles andere als alte Spieler. Ich traue den Spaniern zu, dass sie den Weltfußball noch zwei, drei oder vier Jahre dominieren können.

Auch weil das Team nie genug bekommt?
Es sieht so aus. Vor dieser EM hatte ich den Eindruck, der Hunger sei nicht mehr ganz so groß. Doch dann gab es nach der Vorrunde – auch aus dem eigenen Land – harsche Kritik an der behäbigen Spielweise. Da fühlte sich die Mannschaft ungerecht behandelt und sagte sich: Den Kritikern zeigen wir’s.

Das ist gelungen.
Ja, weil dieses Team das Nonplusultra im internationalen Fußball ist.

Woher kommt diese Überlegenheit?
Es ist eine Mischung aus mehreren Komponenten. Spanien hat viele Spieler mit einem herausragenden individuellen Talent, eine Elf mit unglaublichem taktischem Verständnis und einer perfekten Spielanlage. Und Vicente del Bosque ist ein toller Trainer, der, angelehnt an die Spielweise des FC Barcelona, ein perfektes System entwickelt hat.

Für das er keinen Mittelstürmer braucht.
Das macht es so schwer, gegen die Spanier zu spielen. Denn eigentlich sind die eigenen Innenverteidiger überflüssig, weil sie niemand decken können. Andererseits haben die Spanier im Mittelfeld ständig Überzahl und die Geduld, auf den richtigen Moment für den tödlichen Pass zu warten. Irgendein Spieler läuft dann mit dem Ball ins Tor – und die Abwehr fragt sich, woher denn dieser Spanier plötzlich wieder gekommen ist.

Wie steht es um den Nachwuchs der Spanier?
Für die EM hätte del Bosque auch einige andere Spieler nominieren können, ohne dass die Qualität gelitten hätte. Und die Nachwuchsarbeit ist sehr gut. Natürlich kommt nicht alle zwei Jahre ein neuer Iniesta nach, doch es gibt sehr viele Talente. Das liegt daran, dass die taktische und technische Ausbildung in den letzten zehn, 15 Jahren enorm dazugewonnen hat. Inzwischen sind die Spanier hier Marktführer. Das liegt auch daran, dass es dort sehr viele Toptrainer gibt.

Warum verstehen sich eigentlich die Spieler aus Barcelona und Madrid so gut?
Die Rivalität ist bekanntlich sehr groß, und Real-Trainer José Mourinho heizt sie zusätzlich an. Das hätte fast auch Auswirkungen aufs Nationalteam gehabt. Dann ergriffen die Madrilenen um Iker Casillas und Xabi Alonso die Initiative und gingen auf die Barça-Spieler zu mit der Bitte: Lasst uns vernünftig sein! Dies zeigte Wirkung, auch wenn es Mourinho gar nicht gefallen hat.