Herbert Herrmanns Rezept fürs Fitbleiben: Bloß keine Klassentreffen! Foto: dpa/Sebastian Sinterhauf

Herbert Herrmann war mal der Liebhaber vom Dienst im deutschen Fernsehen. Mit achtzig Jahren spielt der Schweizer Nachbar von Sting jetzt aber lieber Theater.

Freiburg/Saint-Tropez  - Einst war er im deutschen Fernsehen eine Art Liebhaber vom Dienst. Nun gilt er als eines der letzten echten Zugpferde des privaten Unterhaltungstheaters. Und das Image des charmanten Schwiegermutter-Lieblings begleitet den Schauspieler Herbert Herrmann gefühlt schon immer. Jetzt wird der Lebemann 80 Jahre alt. Er wirkt ganz im Reinen mit sich, seiner Karriere, dem einen oder anderen filmischen Fehltritt und dem Älterwerden.

„Es ist erstaunlich, wie viele Filme ich gemacht habe – auch schlechte“, erzählt der gebürtige Schweizer mit deutschem Pass am Telefon und lacht. „Ich hab die ganzen Verwechslungskomödien gemacht. Und ich war oft der Liebhaber, der dann seine Frau im Film betrogen hat. Das hängt mir heute so zum Hals raus.“

Bekannt wurde Herrmann in den 1970er Jahren vor allem durch seine Rolle in der ZDF-Serie „Drei sind einer zuviel“. Dutzende TV-Produktionen folgten, darunter die Serien „Ich heirate eine Familie“ und „Männer sind etwas Wunderbares“. Seither haftet ihm der Ruf des stets gut gelaunten und charmanten Saubermanns an.

Mit Blick auf Stings Anwesen

Mit dem Fernsehen hat der Schauspieler heute aber weitgehend abgeschlossen. „Ich krieg’ natürlich Angebote. Aber ich geh’ doch nach meiner langen TV-Tätigkeit nicht zu einem Casting.“ Arztfilme und Krimis mache er aus Prinzip nicht. „Ich guck’ auch keine Krimis. Es ist so viel los auf der ganzen Welt, da geh’ ich doch abends nicht hin und gucke „bumm bumm“, das wäre doch absurd.“ Scham oder Reue verspüre er aber nicht, wenn er an seine Zeiten als „richtiges ZDF-Kind“ zurückdenke. „Das hat mir ein bisschen geholfen, die Theater voll zu kriegen. Das war schon ein gutes Sprungbrett.“

Überhaupt, das Theater. Das sei nun seine Welt. „Es ist so schön, dass man dann abends arbeiten geht und tagsüber frei hat“, sagt Herrmann, der sein Leben mit der Schauspielerin Nora von Collande (63, ZDF-„Forsthaus Falkenau“) teilt und zwischen drei Orten hin- und her pendelt: einem Apartment im mondänen Saint-Tropez in Südfrankreich, von wo aus er einen guten Blick auf das Anwesen von Popstar Sting habe, seinem Erstwohnsitz Grindelwald in der Schweiz und Collandes Wohnort Freiburg.

Ganz entspannt zu zweit

Seine Rollen sucht der Vater dreier Kinder aus früheren Verbindungen sich mittlerweile selbst aus - und steht, wenn möglich, immer mit seiner Lebensgefährtin auf der Bühne, „weil ich mich auf sie verlassen kann“. Derzeit liege das romantische Stück „Alles was Sie wollen“ auf Halde, das Herrmann und Collande in Paris entdeckten und das schon an Herrmanns 78. Geburtstag in Deutschland Premiere feierte. Wegen Corona stehen noch diverse Aufführungen aus. „So Gott will“, gehe er im September mit dem Stück auf Tour, sagt Herrmann.

Den 80. wolle er jetzt erst einmal ganz entspannt zu zweit mit von Collande verbringen - und vorher spontan irgendwo hinfliegen. Mit seiner Lebensgefährtin sei er praktisch rund um die Uhr zusammen. Andere brauchten mal Pausen in der Beziehung: „Wir nicht. Wir haben so viel zu entdecken und zu unternehmen – und plötzlich sind über 20 Jahre vergangen“, sagt Herrmann.

Bloß keine Klassentreffen

Ähnlich gelassen klingt der Schweizer, wenn er über sein zunehmendes Alter spricht. „Man wird lockerer im Umgang mit anderen Menschen“, erzählt er. „Man verplempert nicht die Zeit mit unsinnigem Streit oder mit Missgunst. Nee!“ Neben täglichem Sport noch vor dem Frühstück hat Herrmann noch ein weiteres persönliches Rezept, um auch im Alter entspannt zu bleiben: „Ich geh’ nie auf Klassentreffen. Ich will nicht wissen, was die Jungs alles für Krankheiten haben.“ Er sei Hypochonder und kriege das dann alles auch. „Ich will leben. Ich will nicht denken: „Was wäre wenn“? Das macht mir nur das Leben jetzt kaputt.“

Dass seine Bühnenzeit irgendwann enden kann, hat er dennoch auf dem Schirm. „Ich bin selbstkritisch genug, um zu merken, wenn es nicht mehr funktioniert“, sagt er. „Die Leute der Peinlichkeit auszusetzen, dass ich auf der Bühne einen Aussetzer habe - das kann ich dem Publikum nicht antun.“ Jetzt hat er aber erst einmal noch viele Pläne. Mit Nora von Collande will er ein Fünf-Personen-Stück auf die Bühne bringen: über eine Jugendliebe, die wieder aufflammt. Premiere sei nicht vor 2023 - „oder eben spätestens zu meinem 90. Geburtstag“, sagt Herrmann und lacht wieder.