Der 50-jährige Angeklagte zeigte sich vor Gericht emotionslos und wortkarg. Foto: Eich

Aus Eifersucht soll ein 50-Jähriger seine Ex-Partnerin erschlagen haben. Prozess startet in Konstanz.

Nach der brutalen Tötung einer 39-jährigen Dreifachmutter in Schwenningen hat vor dem Landgericht Konstanz der Prozess gegen ihren Ex-Freund begonnen. Der erste Verhandlungstag macht deutlich: Alles spricht bislang dafür, dass er der Täter ist.

Villingen-Schwenningen - "Er hat in der Küche gesessen, eine nach der anderen geraucht und keine Emotionen gezeigt." So beschreibt einer der Beamten des Kriminaldauerdienstes das Verhalten des Angeklagten, kurz nachdem er seine tote Ex-Freundin der gemeinsamen Wohnung in der Schramberger Straße gefunden hatte.

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Was zuvor passiert sein soll, hat die Staatsanwaltschaft detailreich über die Anklage verkündet. So soll der heute 50-Jährige die Mutter der drei gemeinsamen Kinder mit wuchtigen Schlägen eines zuvor platzierten Tischbeins auf den Kopf getötet haben, als sie im Wohnzimmer Umzugskartons packte. Nach der Tat habe er einen Sturz von einem Stuhl beim angeblichen Abhängen der Gardine nachgestellt, dann die Wohnung nach Überzeugung der Ermittlungsbehörden verlassen und sei mit einem der Söhne wieder zum Tatort zurückgekehrt.

Die fehlende Emotion – zumindest nach außen hin – ist dabei nicht nur am Tatort, sondern ebenso im Gerichtssaal auffällig. Mit starrem, eiskaltem Blick betritt er in Begleitung der Justizbeamten und mit Fußfesseln den Gerichtssaal. Fast schon ungläubig, mindestens aber überaus interessiert hört er schließlich den Ausführungen des Oberstaatsanwalts zur Tatausführung zu, gibt sich dann aber wortkarg.

Angeklagter lebt seit 30 Jahren in Deutschland

Zu der ihm vorgeworfenen Tat möchte er nichts sagen, zu seinem Leben äußert er sich fast nur auf Nachfrage. Geboren in Bosnien-Herzegowina, Ausbildung zum Bäcker, dann eingezogen in die Jugoslawische Armee. 1990 – aufgrund der Perspektivlosigkeit – der Neubeginn in Deutschland. Ständig wechselnde Arbeitgeber in verschiedensten Branchen und Städten. Zuletzt arbeitete er bei einem Paketdienstleister in Schwenningen.

Dazwischen eine gescheiterte Ehe, aus der ein Sohn hervorgeht. Wie kommt es zur neuen Beziehung mit der 39-Jährigen, mit der der Mann drei Kinder (elf, zehn und fünf Jahre alt) zeugte? Dazu schweigt der 50-Jährige. Mal wieder.

Die Beziehung wird in der Folge des ersten Verhandlungstages ohnehin nur noch am Rande thematisiert. Im Fokus steht viel mehr das Auffinden der Leiche. Vieles sprach für ein Tötungsdelikt, quasi nichts für einen Unfall. "Es war auf den ersten Blick ersichtlich, dass sie bereits tot ist", sagte die Notärztin vor Gericht. Ihr sei direkt alles komisch vorgekommen – auch sei die Blutlache viel zu groß für einen Sturz vom Stuhl gewesen. Sie habe deshalb auch nur das Nötigste gemacht und sich direkt wieder aus dem Wohnzimmer zurückgezogen, um auf die Polizei zu warten.

Von einem "fingierten Tatort" sprach die erste Polizeibeamtin vor Ort, auch ein Spezialist der Kriminaltechnik empfand, dass "die Frau wie hingelegt" aussah. Für den Beamten der Spurensicherung, der die Leiche untersuchte und klaffende Wunden entdeckte, sei ebenfalls klar gewesen: "Man fällt bei einem Sturz nicht vier Mal auf den Kopf."

Unklar sei zu diesem Zeitpunkt allerdings noch gewesen, mit was die Dreifachmutter, an der keinerlei Abwehrspuren festgestellt werden konnte, erschlagen wurde. Später fanden die Beamten eben jenes abgebrochene Tischbein in der Wohnung, bei dem sich herausstellte, dass es Teil der Tatwaffe war. Darüber hinaus entdeckte die Polizei im weiteren Verlauf Wischspuren, die deutlich machten, dass versucht wurde, Blut zu beseitigen.

Einen der entscheidenden Beweise habe man jedoch außerhalb der Wohnung gefunden: Asservat 15.1. Hierbei handelt es sich um ein T-Shirt einer Schwenninger Firma, welches dem Angeklagten gehört haben soll. Dieses entdeckten Beamten im Rahmen einer großen Suchaktion in der Nähe des alten Friedhofs. "Es ist das entscheidende Asservat", erklärt einer der Kriminaltechniker. Denn an dem Shirt befinden sich sowohl Blut des Opfers als auch Spuren des Angeklagten.

Dass dieser bereits direkt nach dem Auffinden der Leiche der 50-Jährige in den Fokus der Ermittlungen geriet, hing auch mit der Mutter des Opfers zusammen. Die Frau, die als Nebenklägerin auftritt, sei früh am Tatort gewesen.

"Der hat sie umgebracht", sagte die Mutter des Opfers

"Der hat sie umgebracht", habe sie sofort der Polizei gesagt. Von der Notärztin habe sie wissen wollen: "Wie hat er es getan?" Immer wieder sei im Zuge der Ermittlungen deutlich geworden: Der 50-Jährige hatte seine Tat schon mehrfach angekündigt und zudem laut Schwiegermutter betont: "Dafür gehe ich auch in den Knast!"

Die Staatsanwaltschaft betont dazu in ihrer Anklage, dass es tatsächlich mehrfach zu gewalttätigen Übergriffen gekommen sei, weswegen die 39-Jährige schließlich den Schutz des Frauenhauses gesucht haben soll. Dass sie dann aber gänzlich schutzlos in der gemeinsamen Mietwohnung weitere Vorbereitungen für den Umzug traf, sollte schließlich ihr Todesurteil werden.

Der Prozess wird am kommenden Dienstag fortgesetzt, eine Urteilsverkündung wird am 2. Februar erwartet.