Beim Dollenberg-Dialog in Bad Peterstal-Griesbach waren diesmal vor allem junge Leute eingeladen und trafen dort unter anderem das CDU-Urgestein Günther Oettinger. Der Ex-EU-Kommissar malte ein düsteres Bild von der Zukunft und machte klar: Von Arbeitszeitverkürzungen hält er nichts.
„Der Saal war noch nie so jung wie heute“, staunte Günther Oettinger (CDU), ehemals EU-Kommissar und Urgestein des Dollenberg-Dialogs. In der Tat, beim kürzlichen Dialog war der Spiegelsaal des „Relais & Chateaux-Hotels Dollenberg“ besetzt mit nahezu 100 jugendlichen und jungen Leuten. „Angehende Führungskräfte“, wie sie Dialog-Chef und Landtagsabgeordneter Willi Stächele (CDU) ansprach.
Im elften Jahr seines Bestehens ging der Dollenberg-Dialog ein Wagnis ein: Er lud circa 50 Auserwählte der jungen Generation ein, Dialog-Luft zu schnuppern. Ihnen wurden ein viergängiges Zwei-Sterne-Menü von Chefkoch Martin Herrmann aus Wolfsbarsch-Filet in Hummersauce und Hirsch in Cognacrahmsoße mit edlen badischen Weinen professionell aufgetischt.
Und es wurde darauf geachtet, dass die jungen Leute an den runden Tischen zusammen mit den „Alten“ saßen – also mit erfahrenen Dialog-Mitgliedern, die es – wie man so schön sagt – zu etwas gebracht haben und davon auch erzählen können.
Notwendiger Versuch
Die jungen Leute waren auf Empfehlung von Mitgliedern, Schulen, Hochschulen, Firmen und Verbänden eingeladen worden. Dass es am Ende 100 Frauen und Männer statt der geplanten 50 wurden, beweist, wie notwendig dieser Versuch war. Es zeigte sich auch, wie unkompliziert sich die Gespräche zwischen Jung und Alt in gepflegter Atmosphäre eines erstklassigen Hotels entwickeln.
Unter den Gästen war beispielsweise die 23-jährige Lorena Schätzle aus Zell am Harmersbach. Nach einem Einserabitur in Gaggenau studierte sie drei Jahre an der Verwaltungsschule in Kehl und tritt nun ihren Dienst als Beamtin auf Probe beim Stadtplanungsamt in Stuttgart an. Schon immer politisch interessiert, kann sie sich ihre Zukunft so vorstellen: „Auf lange Sicht vielleicht Bürgermeisterin – am liebsten im Badischen.“ Die Hochschule hatte sie für den Dialog vorgeschlagen.
Oliver Lekis Horrorszenario
Für Marcel Kammerer aus Zimmern ob Rottweil hatte dies ein Mitglied getan. Der Projektmanager der Medizintechnik ist mit seinen 26 Jahren bereits wiedergewählter Gemeinderat in seiner Heimatgemeinde und dort nun Chef der CDU-Fraktion. Er schätze am Dialog die Möglichkeit, verschiedene Meinungen zu einem Thema zu hören.
Zwei Kurzreferate lieferten ihm und allen anderen genug Gesprächsstoff: Zunächst entwarf Oliver Leki, Finanzvorstand des FC Freiburg und DFB-Vizepräsident, ein wahres Horrorszenario für die Zukunft des Fußballs, wenn milliardenschwere Investoren internationale Spitzenvereine in Pools vereinen. Geradezu betulich klang dagegen sein Hinweis auf den FC Freiburg, der sich der Umwelt und der Gesellschaft verpflichtet sieht und diesem Weg treu bleiben wolle.
Ganz andere Töne schlug Günther Oettinger an. Nachdem er den Abstieg Baden-Württembergs, Deutschlands und Europas in den dunkelsten Farben gemalt hatte, setzte er seine Hoffnung auf die Jugend. Ein Niedergang beschere auch Aufgaben und Chancen, die gemeinsam energisch angegangen werden müssten. Bildung und Engagement seien dazu unablässig, nicht aber Arbeitszeitverkürzungen.
O-Ton Oettinger: „Es geht um Ihre Zukunft. Bildung ist ein Muss. Lesen Sie Zeitungen. Engagieren Sie sich in der Gesellschaft. Mischen Sie sich verstärkt ein.“