Ein erfolgreiches Gespann in der Formel 1 bis 2009: Willi Weber (li.) und Michael Schumacher (Foto von 2004) Foto: dpa//ero Breloer

Willi Weber, der einstige Manager von Michael und Ralf Schumacher, feiert den 80. Geburtstag und will noch nicht aufs Abstellgleis. Manches bereut er in seinem Leben.

„Ich lebe noch!“, sagt Willi Weber ins Telefon und lacht darauf so herzlich wie laut. Er spricht es nicht aus, aber er mag in diesem Moment gedacht haben: Unkraut vergeht nicht. 80 Jahre sind es geworden, an diesem Freitag begeht der Stuttgarter, der als „Mister 20 Prozent“ vor mehr als 30 Jahren in der Formel 1 bekannt geworden ist, den runden Geburtstag. Doppeltes Schwabenalter, wenngleich Willi Weber kein waschechter Schwabe ist, er wurde in Regensburg geboren. Der einstige Manager wird keine Sause mit Prunk und Pomp veranstalten, er hat enge Freunde und seine Familie („die wird immer größer“) zu sich eingeladen, es wird ein feines Abendessen geben, und danach wird die Gesellschaft zusammensitzen und über dies und das plaudern.

 

Es wird kaum um die Zeit gehen, als der Jubilar seinen talentierten Schützling Michael Schumacher mit finanzieller Mitgift von Mercedes Anfang der 1990er in die Formel 1 gehievt hat, als er im Vertrag mit dem jungen Kerpener festgeschrieben hat, dass er ein Fünftel aller Einnahmen als Salär vereinnahmen darf, was ihn zu „Mister 20 Prozent“ sowie zum Millionär machte. Die Formel 1 wird kaum das Thema sein, wo der Geschäftsmann nicht nur Michael und Ralf Schumacher managte, sondern auch Nico Hülkenberg sowie Timo Scheider (DTM) und Jutta Kleinschmidt (Rallye). Diese Geschichten kennt im Hause Weber jeder auswendig, er selbst sagt dazu nur: „Wir hatten damals die schönsten Jahre der Formel 1, das bestätigen mir Weggefährten immer wieder. Heute ist alles anders.“ 2010 endete die berufliche Liaison mit Michael Schumacher, und Weber bedauert sehr, dass er nach dem schweren Unfall des Rekordweltmeisters im Dezember 2013 nicht sofort den Kontakt zur Familie gesucht hatte – der ist seitdem abgerissen. „Nun stelle ich mir vor, Michael lebt in Australien, und ich habe keinen Bezug mehr zu ihm“, beschreibt Weber die Situation.

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Das berufliche Leben von Willi Weber hat sich entschleunigt, nachdem die Verträge mit Hülkenberg, Scheider und Kleinschmidt 2011 ausgelaufen waren, die gesellschaftliche Relevanz des in der Öffentlichkeit stets erlesen gekleideten und adrett gestylten Weltmannes hat an Bedeutung verloren – der Mann stand gerne im Mittelpunkt, fühlte sich wohl im Jetset, kämpfte sich mit Ellbogen an die Pole-Position, was ihm neben Anerkennung und Geld auch Neid, Missgunst und Feindschaft einbrachte. Tempi passati. Die Drehzahl ist längst nicht mehr im roten Bereich, sie ist niedriger geworden im Leben des Willi Weber. Dennoch benötigt er noch das Benzin, das ihn Jahrzehnte angetrieben hat. „Ich bin noch nicht auf dem Abstellgleis“, betont er und bemerkt, dass er sich jeden Tag „wie seit 100 Jahren in sein Büro“ begibt, um anstehende Geschäfte zu erledigen und nötige Reisen zu organisieren. Worum er sich exakt kümmert, welche Aufgaben er bewältigt, das verrät er auch auf Nachfrage nicht, er verharrt in Allgemeinaussagen. Er muss ja nicht Zeugnis ablegen. Seine Geschäftsräume befinden sich nicht mehr im Stadtteil Degerloch im Industriegebiet Tränke, sondern in der City, sie sind nicht mehr so mondän eingerichtet wie zu den Zeiten, als er mit Millionen jonglierte. Den Formel-1-Ferrari, der vor 20 Jahren noch repräsentativ in seinem Büro protzte, und der bei vielen Besuchern dafür sorgte, dass man Ehrfurcht vor Willi Webers Geschäftssinn bekam, den hat er an einen Geschäftsfreund nach Moskau verkauft. „Es hatte im neuen Büro keinen Platz“, sagt er, „jede Epoche geht zur Neige.“

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In der Tiefgarage steht noch ein Ferrari, einer für die Straße, bei dem sich Weber ans Steuer setzt, wenngleich ihm die Geschwindigkeitslimits in und um Stuttgart sauer aufstoßen. „Ich fahre gern schnell“, sagt er, „mit 40 km/h macht es keinen Spaß.“ Einen VW Golf mit E-Antrieb lenkt er ebenfalls, damit bereitet es ihm Freude, Sportwagen beim Beschleunigen an der Ampel stehen zu lassen. Vollgas geht nur noch im Ferrari und im Golf, mit 80 weiß Weber, dass er kein Neuwagen ist. Er hat Rückenoperationen sowie einen Schlaganfall hinter sich und ist froh, dass er von Corona bislang verschont wurde. „Ich hoffe, das bleibt so“, sagt er und gibt zu, dass ihm das Virus Unbehagen bereitet. Unkraut vergeht nicht, könnte man sagen – Willi Weber bemerkt, dass seine Mutter 105 Jahre alt wurde. Die Chancen stehen gut, dass er noch ein paar Jahre an seinem Geburtstag laut lachend verkünden kann: „Ich lebe noch!“