Velimir Petkovic steht auch als Trainer der russischen Nationalmannschaft mit viel Engagement und Emotionen an der Seitenlinie. Foto: imagoo/Marco Wolf

Nach seiner Roten Karte im Spiel gegen Polen kam der russische Nationaltrainer Velimir Petkovic mit einer Geldstrafe davon. Der langjährige Coach von Frisch Auf Göppingen gibt vor dem Spiel gegen Deutschland einen Ausblick.

Stuttgart - Velimir Petkovic ist inzwischen 65 Jahre alt. Nach wie vor ist er mit Leib und Seele Handball-Trainer. Beim Duell gegen Polen (29:29) wurde der Chefcoach der russischen Nationalmannschaft zum Vulkan. In der dramatischen Schlussphase sah der gebürtige Bosnier mit dem deuschen Pass die Rote Karte, offenbar wegen des Verlassens der Coachingzone. „Ich habe niemanden beleidigt, stand lediglich kurz auf der Seitenlinie“, berichtete Petkovic am Montag Vormittag am Telefon. Gerade hatte er die angeforderte Stellungnahme an die Europäische Handball-Föderation (EHF) abgegeben. Am Nachmittag kam die Entscheidung von der Disziplinar-Kommission: Petkovic kam mit einer Geldstrafe in Höhe von 2500 Euro davon, die Hälfte davon ist auf Bewährung ausgesetzt. Er darf im Hauptrundenspiel gegen Deutschland (Dienstag, 18 Uhr/ZDF) auf der Bank sitzen.

 

„Ich akzeptiere eine Geldstrafe, aber ich lasse mir die Arbeit nicht verbieten. Sollte es zu einer Sperre kommen, werde ich klagen“, hatte Petkovic am Vormittag gesagt, der sich vom slowakischen Delegierten und den französischen Schiedsrichterinnen benachteiligt fühlte.

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Vor dem Duell gegen Deutschland ist für beide Teams auch das Spiel um Platz fünf nicht mehr erreichbar. Doch wer Petkovic kennt, weiß: Der Mann ist heiß. „Ich will immer gewinnen. Und natürlich ist ein Spiel gegen Deutschland etwas ganz Besonderes für mich“, räumt er unumwunden ein.

Seit ihn 1991 der TSV Scharnhausen verpflichtete, hat er mit seiner Frau Nada seinen Hauptwohnsitz in Deutschland, derzeit in Berlin. Von 2004 bis 2013 arbeitete er bei Frisch Auf Göppingen, gewann mit dem Traditionsclub 2011 und 2012 jeweils den EHF-Pokal. Im März 2020 übernahm er das Amt als Nationaltrainer in Russland, nachdem das Team bei der EM nur auf einem sehr enttäuschenden 22- Platz gelandet war. Sein Vertrag läuft bis 2024.

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Der Verband ist mit seiner Arbeit sehr zufrieden. „Der Präsident schrieb mir, dass die russische Nation stolz auf uns ist“, berichtet „Petko“. Der Höhepunkt bei der EM war der 23:22-Sieg gegen Norwegen, auch beim 25:26 gegen Spanien, als die Russen 13 Minuten vor Schluss mit vier Toren führten, fehlte nicht viel.

Das Duell gegen Deutschland wird nun zu einer Prestigeangelegenheit. Vor allem für Petkovic. „Ich kenne alle deutschen Spieler. Es sind alles erfahrene Bundesligaspieler. Und auch ich habe einige Corona-Ausfälle zu beklagen“, sagt der erfahrene Coach. Jetzt kam immerhin keine Strafe für ihn selbst dazu: „Ich bin erleichtert, das wäre ein Katastrophe gewesen.“