Nach seiner Karriere als Profi-Fußballer beim Karlsruher SC setzte sich der Gündringer unter anderem für die Ehrenamtskarte im Landratsamt Calw ein.
In der Saison 1993/94 feierte der Karlsruher SC mit dem Einzug ins Halbfinale des UEFA-Cups seinen größten Erfolg. Die Mannschaft hat heute Legendenstatus – und zu ihr gehörte auch ein Spieler aus dem Kreis Calw: Eberhard Carl. Der Gündringer ist damit der einzige Fußballer aus dem Landkreis mit Europapokal-Einsätzen. Am 13. Mai feiert er seinen 60. Geburtstag.
Geschichte geschrieben hatte damals insbesondere das Zweitrundenspiel im UEFA-Cup zwischen dem KSC und Valencia. Die Spanier hatten das Hinspiel mit 3:1 gewonnen, somit musste Carl mit seinem Team im Rückspiel im November 1993 im Wildparkstadion mindestens mit 2:0 siegen.
Der KSC wuchs über sich hinaus, schickte das Star-Ensemble aus Valencia mit einem 7:0 zurück ans Mittelmeer. Das Spiel ging als „Wunder vom Wildpark“ in die deutsche Fußballhistorie ein. Und Carl mittendrin – über die vollen 90 Minuten. „Vorteil, sagt der Schiedsrichter. Carl. Nur Schmitt vorne. Was heißt nur? Tor!“, lauteten damals die berühmten Worte von Kommentator Jörg Dahlmann in der Liveübertragung auf Sat.1, als der KSC das 2:0 in der 34. Spielminute schoss.
Für die Karlsruher ging unter ihrem Erfolgstrainer Winfried Schäfer anschließend die Reise durch Europa weiter. Mit Spielern wie Oliver Kahn, Dirk Schuster und dem späteren kroatischen Nationaltrainer Slaven Bilic schaltete der KSC auch Girondins Bordeaux und Boavista Porto aus.
Erst im Halbfinale schied Carls Team gegen Austria Salzburg aus. Die Österreicher hatten zuvor im Viertelfinale spektakulär Eintracht Frankfurt im Elfmeterschießen besiegt. Das UEFA-Cup-Finale gewann schließlich Inter Mailand gegen Austria Salzburg mit 1:0.
„Es war eine schöne Zeit, die erfolgreichste Zeit des KSC“, erinnert sich Carl heute zurück. 177 Pflichtspiele bestritt er für die Karlsruher, anschließend lief er weitere 68 Mal für die Stuttgarter Kickers in der zweiten Bundesliga auf.
Nach seiner aktiven Karriere, die offiziell beim TSV Haiterbach endete, versuchte er sich in der Region als Trainer – bei der SV Böblingen, beim VfL Herrenberg, beim 1.FC Calmbach und bei Phönix Lomersheim.
Doch noch mehr geht Carl, der in Bad Teinach Zavelstein wohnt, bei seinem Job im Calwer Landratsamt auf, für das er zunächst als Integrationsmanager, jetzt für das Projekt Ehrenamtskarte arbeitet. Am 1. April feierte Eberhard Carl ein kleines Jubiläum: Seit acht Jahren arbeitet er nun am Calwer Landratsamt. „Das passt einfach optimal“, sagt der aus Gündringen stammende Ex-Profifußballer.
Natürlich gebe es auch am Landratsamt ein paar KSC-Fans. Autogramme musste „Ebse“, wie der Offensiv-Mann meist nur genannt wurde, für seine Kollegen aber noch nicht schreiben. „Man spricht halt mal über die alte Zeit“, grinst Carl. Seine Aufgabe dort ist es, Akzeptanzstellen zu akquirieren, bei denen Inhaber der Karte Vergünstigungen erhalten. Der Kreis Calw war bislang Modellregion und hat bereits knapp 3000 Ehrenamtskarten ausgeteilt.
Am 1. April ging das Projekt in ganz Baden-Württemberg an den Start. „Das macht mir sehr viel Spaß“, schwärmt der Gündringer, der zudem freiberuflich bei der Sparkasse Pforzheim Calw für den Betriebssport zuständig ist.
„Das Projekt ist im Kreis Calw wunderbar angenommen worden“, freut sich der Ex-Profi, der in den zwei Jahren im ganzen Landkreis unterwegs war, um neue Partner zu finden. Half ihm dabei der Promi-Bonus weiter? Carl bleibt bescheiden: „Ich komme ja aus dem Kreis Calw und kenne viele Leute. Und ich komme aus einem kleinen Dorf und weiß, wie die Leute so ticken. Meine Bekanntheit durch den KSC hilft mir natürlich. Sport verbindet eben.“
Dass Sport verbindet, wird auch bei Carls zweiten Projekt am Landratsamt deutlich. Die ersten sechs Jahre arbeitete er dort als Integrationsmanager und rief dabei eine Fußballmannschaft für Flüchtlinge ins Leben. Die existiert weiterhin – mit dem Ex-Profi als Coach. Trainiert wird jeden Montag von 20 bis 22 Uhr in der Nagolder Stadthalle. „Da hat sich wirklich etwas entwickelt. Da sind immer 20 bis 25 Jungs dabei, die inzwischen voll integriert sind. Die haben Arbeit, die haben einen Führerschein. Im Sommer nehmen wir an einem Turnier teil“, freut sich Carl.
Den Kontakt zum Karlsruher SC hat Carl allerdings auch nie verloren. Zwei bis drei Heimspiele schaut er sich noch pro Saison im Wildparkstadion an, in dem er einst Geschichte geschrieben hat. Häufiger wird er auf seine Karlsruher Vergangenheit angesprochen: „Da kommen immer wieder mal Autogrammwünsche, auch auf alte Panini-Bilder, erklärt Carl.
Auch für die All-Star-Mannschaft des Vereins ist er aktiv. Und mit den Legenden aus der Saison 1993/94 trifft er sich regelmäßig. Das nächste Mal an seinem 60. Geburtstag – denn zu seiner Gartenparty sind auch seine früheren Mitspieler eingeladen.