Nach dem misslungenen Saisonstart in der Dritten Liga zieht der TV Willstätt Konsequenzen. Cheftrainer Ole Andersen steht ab sofort nicht mehr an der Seitenlinie. Die Trennung erfolgte einvernehmlich. Andersen war seit 2020 im Amt.
Der TV Willstätt weißt in der Dritten Liga bisher eine Bilanz von 1:11 Punkten aus. Zudem gebe es "eine unsichere Mannschaft, die ihr Potenzial oft aufblitzen lässt, aber nie konstant abruft. Das ist das Ergebnis eines absolut misslungenen Saisonstarts", teilt der Verein mit. Am vergangenen Montag seien viele Gespräche mit den Spielern geführt worden. Nach einer anschließenden, langen und intensiven Analyse zusammen mit Ole Andersen haben die Geschäftsführung und der Trainer gemeinsam beschlossen, dass die Mannschaft neue Impulse braucht, um aus ihrem Tief heraus zu kommen.
Ex-Coach als Interimslösung auf der Bank
"Wir haben lange gesprochen, aber am Ende wurde es deutlich, und da waren wir einer Meinung mit Ole, dass jetzt dringend eine Veränderung eintreten muss. Die Mannschaft braucht frischen Wind, um die Unsicherheit, die aus den aktuellen Leistungen hervorgeht, aus ihren Köpfen zu bekommen. Ole hat uns in einer schwierigen Lage sehr geholfen und war maßgeblich an unserer neuen Ausrichtung beteiligt. Wir wollen uns ausdrücklich bei ihm für seinen Einsatz und seine Ideen bedanken", so Marius Oßwald, der Sportliche Leiter der Ortenauer, in der Pressemitteilung.
Das Team wird nun interimsweise vom ehemaligen Bundesligahandballer Rudi Fritsch trainiert. Für ihn ist es ein Comeback an der Seitenlinie, denn Fritsch ist der unmittelbare Vorgänger von Andersen beim TVW gewesen. "Diese Lösung mit Rudi ist zeitlich nicht begrenzt, aber wir wollen nicht ewig auf einen Interimstrainer setzen. Trotzdem werden wir uns bei der Trainersuche die Zeit nehmen, denn der neue Coach muss auch passen", so Oßwald im Gespräch mit unser Redaktion. Zusammen mit Ken Woischwill war Fritsch zuletzt als Kommentator tätig.
"Den Saisonstart haben wir uns alle nicht so vorgestellt. Ich bin immer noch von der Qualität der Mannschaft überzeugt, aber die Leistungen sprechen für sich. Leider habe ich es nicht geschafft, diese Unsicherheit und diese einfachen Fehler abzustellen. Deshalb ist es die richtige Entscheidung. Die Jungs brauchen jetzt einfach etwas Neues. Der Verein hat das richtige Konzept für eine erfolgreiche Zukunft und ich wünsche den Spielern, dem Verein und meinem Nachfolger nur das Beste", wird Andersen in der Mitteilung des TVW zitiert.
Für ihn bedeutet das Ende seiner Tätigkeit als Cheftrainer nicht zwangsläufig ein Ende der Zusammenarbeit mit dem Verein. "Ich bleibe in der Region und würde dem Verein gerne weiter helfen. Zum Beispiel im Jugendbereich bei der HSG Hanauerland", so der Trainer gegenüber unser Redaktion zu seinen Zukunftsplänen. "Ich war in den vergangenen 50 Jahren acht Monate arbeitslos. Ich werde auch jetzt auf jeden Fall weiter arbeiten", so der 65-jährige Däne. Er habe in Willstätt gute Freunde gefunden und alle Beteiligten "sind hier gut miteinander umgegangen".
Nun will Andersen sich drei bis vier Wochen Zeit nehmen, um zur Ruhe zu kommen. "Danach werde ich schauen, was in der Welt passiert. Das Leben geht weiter."
Ole Andersen wurde am 15. Mai 1957 in Svendborg (Dänemark) geboren. Von 1992 bis 1993 war er Nationaltrainer von Dänemark. Willstätt trainierte er bereits von 1999 bis 2001, damals noch in der Bundesliga. In der Saison 2011/2012 löste er Wolfgang Ehrler als Trainer des Drittligisten SG Köndringen/Teningen ab. Zum Jahresanfang 2020 beendete er seine Trainertätigkeit bei der SG Köndringen/Teningen und kehrte zum TV Willstätt zurück. Er absolvierte 45 Europa-Cup-Spiele, 35 Länderspiele und feierte in seiner Laufbahn schon fünf Aufstiege.