Andreas Hollerbach (von links), Alex Neher, Tobias Conzelmann und Michael Sisto heizen dem Publikum ein. Foto: Bender

Erst wegen Corona keine Konzerte, zwang das Wetter die Event-Wiese-Veranstalter zu einer Absage nach der anderen. Dementsprechend groß waren Resonanz und Freude, als Tobias Conzelmann seine Songs vor dem Lautlinger Schloss spielte.

Albstadt-Lautlingen - Wie lange hatte man dieses Gefühl schon vermisst: Endlich wieder live Musik erleben. Endlich wieder einmal unbeschwert mit Freunden picknicken und dabei Spaß haben. Endlich wieder angenehme Temperaturen und mal kein Regen. Erstmals war eine Veranstaltung auf der Event-Bühne im Lautlinger Schlosshof nahezu ausverkauft; in beinahe jedem Quadrat lauschten am Freitagabend Besucher der Musik von Tobias Conzelmann und seiner Band.

Schon vor dem Konzert knallten hier und da schon die Sektkorken. Die Kleingruppen haben es sich innerhalb der zugeteilten Markierung gemütlich gemacht mit Campingstuhl, Picknickdecke, Getränken und allerlei Köstlichkeiten.

Tobias Conzelmann und seine Mitmusiker Michael Sisto (Gitarre), Alex Neher (Schlagzeug) und Andreas Hollerbach (Piano) brachten eine hervorragende Mischung aus eigenen Songs und gecoverten Titeln auf die Bühne. Der Meßstetter Singer-Songwriter ist ein Meister der Gefühle: Mal versetzt er die Zuhörer in eine ergreifende und nachdenkliche Stimmung, ein andermal könnte man einfach nur vor Freude und guter Laune tanzen. Conzelmann lebt seine Songs, die er ausdrucksstark und mitreißend präsentierte.

Doch für den Anfang brauchte das Publikum einen Moment, bis es wirklich auftaute. Doch dies schien keineswegs an den Musikern zu liegen. In Zeiten der Pandemie ist man einfach in Zurückhaltung geübt.

Zum Glück nicht "im Regen tanzen"

Zu fortgeschrittener Stunde tanzten dann doch einige ausgelassen in ihrem Quadrat – das aus Infektionsschutzgründen nicht verlassen werden durfte – und zeigten sich locker. Spaß hatten alle – auch diejenigen, die einfach auf ihrem Stuhl sitzen blieben und dem Konzert lauschten.

Zum Glück musste man den Titel der Eigenkomposition "Im Regen tanzen" nicht wörtlich nehmen. Man hatte doch tatsächlich "den einzigen trockenen Herbsttag im August erwischt", wie Tobias Conzelmann scherzte. Er sprach den Besuchern aus dem Herzen, als er dazu aufforderte, die Live-Musik zu genießen, bevor wieder der Winter käme. Sein Titel "Zauber der Vergänglichkeit" drückte dies auch hervorragend aus. Sehr gut in diese ungewöhnliche Zeit passte auch "Felsen oder Sand".

Es waren eigene Werke mit Tiefgang, die musikalisch ins Ohr gingen. Wunderbar waren auch die Momente, in denen Tobias Conzelmann gleichzeitig Gitarre und Mundharmonika spielte. Und überhaupt war das musikalisch absolute Spitzenklasse. Die Bandmitglieder Michael Sisto, Alex Neher und Andreas Hollerbach zauberten einen sensationellen Sound aufs Gelände. "You’ve got a friend" von Carole King, "Another cup of coffee" von Mike and the mechanics, "Free fallin’" von Tom Petty, "Ein Kompliment" von den Sportfreunden Stiller – die Mischung war wunderbar.

Als Tobias Conzelmann zu später Stunde "Du bist das Licht" von Gregor Meyle anstimmte, meinte er: "Heute wart ihr das Licht für uns. Denn wir haben momentan nicht sehr viele Auftritte." Und diese Freude, welche die Band an diesem Abend mit dem Publikum teilte, war deutlich zu spüren. Sie verzichteten auf eine Pause und spielten sogar noch unermüdlich eine Zugabe nach der anderen.