Im Erdgeschoss des evangelischen Gemeindehauses Spitalhof werden nach dem Verkauf noch die Kantorei der Martinskirche proben, der Kantor sein Büro haben und die Hospizgruppe Albstadt ihre Räume. Foto: Martin Kistner

53 Jahre nach der Einweihung des Gemeindehauses trennt sich die evangelische Kirchengemeinde von ihrem Gemeindehaus. Damit ist der zweite Schritt des 2023 nach langen Überlegungen beschlossenen Gebäudekonzepts getan.

Am 1. Juli 2025 wird das Gebäude Spitalhof 10 in den Besitz der Tosun GmbH übergehen, teilt die evangelische Kirchengemeinde Ebingen mit.

 

Sie darf ihren Abschied von dem traditionsreichen Gebäude aber noch dort feiern, und zwar am Freitag, 10. Oktober, im Großen Saal. Auch die Proben der Kantorei der Martinskirche werden weiterhin dort stattfinden, heißt es in einer Pressemitteilung. Allerdings: Alle weiteren Gruppen, die sich im Spitalhof treffen, werden ab der zweiten Jahreshälfte in anderen Häusern der Gemeinde tagen.

Die Kirchliche Sozialstation Albstadt wird gegen Ende des Jahres in Räume der Emmauskirche umziehen, wo derzeit schon regelmäßige Treffen zum „Abschied vom Kaminzimmer“ stattfinden – es wird künftig als Büro gebraucht. Die evangelische Regionalverwaltung des Kirchenbezirks Balingen, das Kantorat der Martinskirche mit Kantor Steffen Mark Schwarz und die Hospizgruppe Albstadt werden in Räumen im Erdgeschoss des Hauses Spitalhof 10 unterkommen, die der Kirchenbezirk und die Kirchengemeinde dafür nach dem Eigentümerwechsel anmieten werden. Die freiwerdenden Büroräume im Erdgeschoss und Untergeschoss werde der neue Eigentümer wieder vermieten, so die Kirchengemeinde.

Im großen Saal des evangelischen Gemeindehauses probt Kantor Steffen Mark Schwarz weiter mit der Kantorei; den Boston-Flügel hatte er mit Hilfe von Spenden der Marktmusik beschafft. Foto: Eyrich

Was wird aus dem großen Saal im ersten Stock? In diesem probt nicht nur die Kantorei der Martinskirche, sondern dort finden auch zahlreiche Veranstaltungen statt, zumal dort eine Küche angeschlossen ist und sich der Saal für größere Veranstaltungen durch das Entfernen der faltbaren Wände vergrößern lässt. „Er wird als Eventlocation angeboten“, heißt es in der Pressemitteilung. Pfarrer Thomas Soffner bestätigt auf Anfrage unserer Redaktion, dass der Boston-Flügel dort stehen bleibt.

Ihn hatte die Kirchengemeinde aus Mitteln angeschafft, die über Jahre durch Spenden bei den Kurzkonzerten der „Ebinger Marktmusik“ zusammengekommen waren. Kantor Schwarz hatte ihn – ein gutes Jahr nach seinem Einstand – günstig besorgt und zunächst auch eine Konzertreihe „Musik auf dem Boston-Flügel“ dort etabliert. Oft wird der Saal für Vereinsfeiern – etwa des Rossberg-Freizeitvereins – oder für Hochzeiten, nicht nur kirchliche, gebucht.

Was das zweite Obergeschoss angeht, so ist eine gewerbliche Vermietung der Räume oder ein Umbau zu Wohnungen denkbar, wie aus der Pressemitteilung hervorgeht. Zwei Wohnungen gibt es bereits im Gebäude. Im zweiten Stock haben derzeit der Kantor und die Hospizgruppe ihre Büros. Außerdem sind dort zwei weitere Räume vorhanden, die sich für Sitzungen eignen – in einem davon steht auch ein Klavier.

Die evangelische Kirchengemeinde hat sich nach der Fusion der vormals selbstständigen Kirchengemeinden Martinskirche, Thomaskirche und Friedens-/Emmauskirche von mittlerweile zwei wichtigen Gebäuden getrennt: Die Friedenskirche und die Thomaskirche sind verkauft, die Friedenskirche hat die Gemeinde bereits geräumt, betreibt bis zum Ende des Kindergartenjahres dort noch einen Kindergarten, dessen Kinder dann auf andere Einrichtungen verteilt werden.

In die Thomaskirche zieht die serbisch-orthodoxe Kirche ein. Nicht verkauft werden hingegen die Emmauskirche im Ebinger Westen und die Martinskirche in der Stadtmitte von Ebingen. Die kleine Kapellkirche steht als ältestes Gotteshaus unter Denkmalschutz, soll aber auch für Veranstaltungen vermietet werden.