Lange Zeit prägte Pfarrerin Gudrun Ehmann die evangelischen Kirchengemeinde. Nun gibt sie ihre Pfarrstelle ab und blickt auf ihre bewegte Zeit zurück.
Mehr als ein Jahrzehnt widmete sich Pfarrerin Gudrun Ehmann den seelsorgerischen Belangen der evangelischen Kirchenmitglieder in Bisingen. Zum Ende des Jahres verlässt sie ihren Dienstort in der Gemeinde.
Die Höhepunkte „Als ich die Stelle 2014 bekommen habe, war das ein Geschenk“, beschreibt Ehmann den Beginn ihrer Pfarrtätigkeit in Bisingen. Damals hatte sie bereits drei Jahre Pfarrerin Heidrun Hirschbach als Vikarin unterstützt. Was Ehmann nach all den Jahren besonders wichtig ist: Die „Verabschiedung als Dankeschön betrachten an die, die so viel möglich gemacht haben.“ Denn ihr Dienst auf der Pfarrstelle II sei mit zahlreichen Höhepunkten gespickt gewesen: Die Konfirmandenunterrichte, das Reformationsjubiläum 2017 mit einer „Church Night“ auf der Burg Hohenzollern, die deutsch-polnischen Jugendbegegnungen. Und vor allem der „große Schatz“, die vielen Ehrenamtlichen in der Kirche.
Das hat sich verändert Als Ehmann 2018 erfuhr, dass ihre Stelle gestrichen werden muss, sei das „schon ein Schlag“ gewesen, erzählt sie. Der Grund für die Kürzung: Allgemeine Sparmaßnahmen. So würden aktuell zwischen sechs und sieben Stellen im Kirchenbezirk gestrichen; bis 2030 sollen nochmal acht Stellen verschwinden.
Demografischer Wandel macht Gemeinde zu schaffen
Wie Ehmann berichtet, gebe es in Bisingen zwar viele Zuzüge, aber der demografische Wandel und zahlreiche Kirchenaustritte würden der Gemeinde doch zu schaffen machen. Letztere gingen auch an ihr nicht spurlos vorüber, so Ehmann. Doch sie pflegt einen pragmatischen Ansatz: „Man muss sich da anpassen.“ Schließlich müsse man das „tiefe Vertrauen haben, dass der Fortbestand der Kirche nicht von uns abhängt“.
Die Ideen für die Zukunft Statt den Kopf in den Sand zu stecken, gelte es, den Wandel zu akzeptieren und Lösungen zu finden. So zeichnet Ehmann ein Bild von der Kirchengemeinde als Flotte, die sich zum Segelschiff verkleinert habe. Ehmann optimistisch: „Aber auch das Segelschiff fährt.“ Dennoch müsse die Kirche verstärkt auf die Menschen zugehen.
Kooperationen mit Vereinen denkbar
Etwas, das die ehrenamtlichen Mitarbeiter des „Zeitwägeles“ in Bisingen bereits seit etwa zwei Jahren umsetzen. Doch auch die Arbeit im schulischen Religionsunterricht und im Konfirmandenunterricht und vielleicht sogar Kooperationen mit Vereinen seien für die Zukunft der Kirche ungemein wichtig. Trotz gegenteiligem Eindruck sei die evangelische Gemeinschaft in Bisingen „schon noch üppig“: Mehr als 2300 Kirchenmitglieder überschreiten demnächst den Richtwert von 1800 Mitgliedern für die volle Pfarrstelle von Pfarrer Ulrich Günther.
Das wird sich ändern Der evangelischen Kirchengemeinde in Bisingen wird Ehmann nicht vollständig den Rücken kehren. Sie kündigt an, in Zukunft Vertretungen zu übernehmen. Außerdem werden wohl die Nachbargemeinden fortan enger zusammenarbeiten, so Ehmann. Demnach solle es wohl bald zwei Mal pro Monat sogenannte Doppelgottesdienste geben, bei denen ein Pfarrer zunächst in Bisingen und dann in Hechingen die Andachten leiten wird.
So geht’s für Ehmann weiter Ehmann plant, neben dem Vertretungsdienst in Bisingen weiterhin mit 25 Prozent in der Klinikseelsorge des Balinger Krankenhauses und mit 25 Prozent als Geschäftsführende Pfarrerin in Heselwangen tätig zu sein. Sie schließt eine Rückkehr als Pfarrerin in Bisingen allerdings nicht aus.
Am Sonntag, 15. Dezember, wird Gudrun Ehmann in einem festlichen Gottesdienst verabschiedet.