Heimatgeschichte: Am 21. Mai 1789 wird Taferngerechtigkeit bewilligt / Gasthaus wird von verschiedenen Gastronomen betrieben

Trotz coronabedingter Schließung kann das Haus der heutigen Wirtschaft Akropolis auf ein mehr als 230-jähriges Bestehen als Gaststätte zurückblicken. Die Geschichte begann 1789 mit Josef Raible und der Wirtschaft "Sonne".

Eutingen. Dass landesweit die Gaststätten schließen müssen – und das auch noch aufgrund einer weltweiten Virus-Pandemie – hätte wohl niemand gedacht. Auch die Gastwirtschaft Akropolis, ehemals "Zu den drei Königen", musste coronabedingt nach mehr als 230 Jahren Betrieb vorübergehend geschlossen werden.

Im Jahr 1789 stellte Josef Raible einen Antrag auf Schild- und Schankerlaubnis, weil er aufgrund einer Verletzung seiner rechten Hand seinen bisherigen Beruf in der Landwirtschaft nicht mehr im gewohnten Umfang ausüben konnte. Ein Schankrecht für inländischen Wein besaß er zu dieser Zeit bereits, ebenso wie die vorläufige Genehmigung an der "neuen Chaussee" ein Haus mit Wirtschaft zu errichten. In seinem Antrag erläuterte er, dass er "alle Bequemlichkeiten für die Reisenden einrichten wolle", wie Ortshistoriker Willi Schaupp herausfand.

Durch die Lage des Gebäudes an der Chaussee, der heutigen Hauptstraße in Eutingen, entstehe der Gemeinde und der Bürgerschaft kein Schaden, sondern nur Vorteile für die Reisenden und Fuhrleute. Das Obervogteiamt Horb und das Oberamt in Rottenburg befürworteten das Gesuch.

Das Oberamt Rottenburg meinte: "Er solle eine jährliche Gebühr von drei Gulden und eine Konzessionsabgabe von zehn Gulden entrichten, so wie es vor kurzem dem Jacob Krespach von Eutingen und dem Matthäus Fischer von Bildechingen aufgelegt wurde." Das Oberamt leitete den Antrag an die Regierung in Freiburg weiter mit dem Hinweis, dass der Ort "nicht mit Wirten übersetzt" sei und der Antragsteller wegen seiner beschädigten Hand auf eine leichtere Erwerbsmöglichkeit angewiesen sei.

Zu selben Zeit der Antragsstellung hatten in Eutingen vier von sechs Wirten ihren Beruf oder ihre Wirtschaft aufgegeben, weshalb das Verfahren schnell abgewickelt wurde. Am 21. Mai 1789 bewilligte die Regierung die Taferngerechtigkeit, die der bisherigen Schildgerechtigkeit entsprach. Josef Raible eröffnet als vierter Schildwirt an der Eutinger Chaussee sein "Gasthaus zur Sonne".

In 1846 wieder als Wirtschaft eröffnet

Die "Sonne" ist in der Wirt-Karte von 1790 bereits enthalten. Der Bruder des Sonnen-Wirts hatte einen Sohn, der ebenso Josef Raible hieß und als erster Lamm-Wirt (an der Chaussee) in die Geschichte eingeht. Der Sonnen-Wirt starb fünf Jahre nach der Eröffnung – mit nur 40 Jahren. Seine Witwe betrieb die Wirtschaft noch einige Jahre weiter, was aus den Gemeinderechnungen hervorgeht.

Nach ihrem Tod verkauften ihre drei Töchter das Anwesen im Jahr 1811 an den Eutinger Arzt und Apotheker Doktor Josef Lipp, wie Schaupp herausfand. Weil der Doktor als Arzt, Chirurg und Geburtshelfer in Eutingen praktizierte, und das Haus somit anderweitig genutzt wurde, erlosch die Schankerlaubnis.

Lipp, der gleichzeitig Amtsarzt von Horb war, betrieb 1810 bis 1815 die erste Apotheke in Eutingen. Nach seinem Tod verkauften seine Kinder das Anwesen im Jahr 1846 an den Kreuzwirt Melchior Widmaier, der es noch im gleichen Jahr dem Sohn Johannes Widmaier überschreibt. Von ihm bekommt er auch die Schankerlaubnis, denn das "Kreuz" wurde geschlossen.

Die ehemalige "Sonne" soll vorübergehend den Namen "Bonne Auberge" getragen haben. Denn der Bierbrauer Johannes Widmaier hat wohl auf seiner Wanderschaft als Brauergeselle durch französische Regionen den Beinamen "Bonne Auberge" (gute Wirtschaft) erhalten.

Die Wirtschaft nannte er später "Zu den drei Königen", da Johannes Platz 1830 schräg gegenüber eine neue Wirtschaft "Sonne" eröffnet hatte und somit der ursprüngliche Name des Gebäudes vergeben war. Johannes Widmaier war über 50 Jahre Dreikönig-Wirt. In dieser Zeit ließ er hinter dem Haus eine Remise und 1893 die Kegelbahn entlang des Steinwegs bauen.

Sein Sohn, ebenfalls Johannes Widmaier, war Wagner und wurde "Bonnabersch-Wagner" genannt. Er übernahm die Wirtschaft und verlegte sie vom ersten Stock ins Erdgeschoss. 1901 kaufte sie sein Sohn, der dritte Johannes Widmaier der Wirtsgeschichte, für 21 000 Goldmark ab.

Seit den 1960er-Jahren durchgehend verpachtet

Dessen Vater (Johannes II.) starb 1906, der Sohn selbst 1925. Deshalb wurde die Wirtschaft von seiner Witwe bis 1936 weitergeführt. Den letzten Dreikönig-Wirt, Johannes (IV.), kennen ältere Eutinger auch heute noch.

Johannes (IV.) übernahm die Wirtschaft von seiner Mutter und erweiterte die Gasträume im Erdgeschoss, indem er Teile des früheren Stalls und der Scheuer umbaute. Da er Steinmetz war, übte er seinen Beruf in der Werkstatt oder in Teilen der Scheuer aus. Auch der heute noch vorhandene Vorbau im Eingangsbereich stammt aus dieser Zeit.

Johannes Widmaier (IV.) spielte Klarinette und war lange in der Musikkapelle Eutingen, weshalb der Dreikönig Stamm- und zeitweise Probelokal der Musiker war. Ab 1940 war die Wirtschaft geschlossen, weil Widmaier zum Wehrdienst eingezogen wurde. Als Luftgeschosse im September 1940 das frühere Schul- und Rathaus trafen, wurde der Schulbetrieb teilweise in den Dreikönig verlegt. Nach Kriegsende bis Ende Juni 1947 beschlagnahmte die französische Militärbehörde den Dreikönig.

Seit den 1960er-Jahren ist das Gasthaus durchgehend verpachtet. Anfang der 1970er-Jahre bauten Johannes Widmaiers Nichte Ida und ihr Mann Helmut Krespach die frühere Werkstatt zu einem Friseursalon mit darüber liegender Wohnung um. Im Zuge dessen wurde die gesamte Südfront des Hauses um ein Stockwerk erhöht.

Einige Wirtsleute führten in den vergangenen 230 Jahren das Gasthaus, das seit einigen Jahren eine griechische Gastwirtschaft ist, in der aufgrund der Corona-Pandemie "Essen zum Mitnehmen" zubereitet wird. Wie lange die Gastwirtschaft geschlossen ist, kann aktuell keiner abschätzen.