Jäger Michael Varga entdeckt Spuren von Wildschweinen in einem Acker. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Jägergruppe ist in und um Weitingen auf der Pirsch, um weitere Schäden durch die Tiere in der Umgebung zu verhindern

Um einige Wildsauen ist Weitingen und die Umgebung bereits ärmer, denn die Jagdpächter von Weitingen Süd gehen dem Wunsch einiger Bürger nach. Diese hatten sich massiv beschwert, waren die Wildschweine immer weiter in den Ort vorgedrungen.

Eutingen-Weitingen. Sogar Gärten waren im Frühjahr durchwühlt worden (wir berichteten).

Die vergangenen Ernten, nun auch die Maisernte, nutzen die Jagdpächter Kay Federenko sowie Claudia und Michael Varga aus. Zusammen mit Marc Baur, Nico Heyn und Marc Küfer legen sie sich auf die Lauer. Am ersten Tag erlegen sie ein weibliches und ein männliches Wildschwein. Sechs Wildschweine werden an diesem Tag gesichtet. Um Weitere zu finden, arbeiten sie in Abstimmung mit den Landwirten zusammen. "Die machen das sehr professionell", erklärt Juliane Vees vom Energiehof Weitenau.

Das junge Team ist mit mobilen Drückjagdsitzen unterwegs, um den Wildschweinbestand zu dezimieren. "Alle bekommst du nie. Wir dezimieren bloß, denn sie richten einen großen Schaden an", merkt Marc Baur auf der Fahrt zum nächsten Ziel an.

Dieses Mal wird in der Nähe des Energiehof Weitenau der Mais gedroschen. Der Ergenzinger Michael Varga positioniert sich unterhalb des Feldes, oberhalb davon setzt sich Kay Federenko auf den mobilen Drückjagdsitz. Die Dreieckspitze bilden Marc Baur und Marc Küfer sowie Nico Heyn. "Heute sind die Erwartungen hoch. Mal sehen, was sich tut", erklärt Varga. Der 44-Jährige ist seit rund 25 Jahren Jäger und weiß, worauf er achten muss. "Die riechen Kay", beschreibt er, dass der Wind den Geruch des Jägers den Wildschweinen zutragen würde. Etwa 200 Mal stärker als der Geruchsinn des Menschen sei der des Wildschweins.

"Man sagt immer so eine dumme Sau, aber Wildschweine sind nicht dumm", weiß Varga, dass sich die Tiere merken würden, wo zuletzt geschossen wurde. Daher könnten sie sich in der ganzen Umgebung im Mais verstecken. Manchmal würden sie erst zuletzt das Maisfeld verlassen, denn die Angst vor dem Mähdrescher sei nicht so groß, wie die Deckung zu verlassen. Die Jäger warten daher, bis die letzte Reihe abgemäht ist. "Erst dann können wir sagen: da ist keine Sau drin", zeigt Varga, dass viel Geduld gefragt ist.

Tiere können ohne Probleme 15 bis 20 Kilometer pro Nacht zurücklegen

Der Regen setzt langsam ein, doch die Gruppe gibt nicht auf. Über Funkgeräte tauschen sich alle aus. Selbst als es langsam zu hageln beginnt, lassen die Jäger nicht nach und bleiben auf ihrem mobilen Hochsitz. Federenko hat es in diesem Moment am besten erwischt, denn sein Sitz trägt nicht umsonst den Namen "Villa", hat dieser doch eine Überdachung. Die restlichen bieten keinen Schutz vor diesem Wetter. "Es ist so schön, wenn das Wasser in die Schuhe reinläuft", scherzt Varga, der langsam auf seinem rund zwei Meter hohen Sitz ganz durchnässt ist.

Aufgeben kommt für den Familienvater nicht in Frage, sonst würden sich die Wildschweine in nächster Zeit stark ausbreiten. Seit das junge Jäger-Team das Gebiet bei der vergangenen Pachtvergabe erstmals erhalten hat, wurden schon einige Wildschweine auf rund 500 bis 550 Hektar Flur erlegt. "Wir sind zweistellig", sagt Varga. So ein Wildschwein könne ohne Probleme 15 bis 20 Kilometer in der Nacht zurücklegen. "Die ziehen von der Weitenburg hier her", zeigt Varga in Richtung einer Senke.

Wildschweine würden einen Platz zum Suhlen suchen. Bei Brobeils Schuppen haben die Jäger so einen Platz entdeckt und dementsprechende Spuren. Auch auf der Tour zu den Maisfeldern sieht Varga immer wieder Abdrücke der Wildschweine. Am letzten Feld hält er kurz inne: "Das, was hier so scharf riecht, das sind Wildschweine." Nun stellt sich für das Team die Frage, ob sich die Wildschweine im Maisfeld vom Energiehof Weitenau oder im gegenüberliegenden Maisfeld eines anderen Landwirtes versteckt haben. Lange warten die Jäger. Immer wieder bewegt sich der Mais, an dem sonst recht windstillen Tag. Die Jäger zucken. Auch Varga, bekannt als "Der mit dem krummen Finger" schaut gespannt, doch bis auf ein paar Vögel und Hasen sehen die Jäger nichts. Auch als die letzte Reihe am Abend gemäht wird, flüchten keine Wildschweine.

"Na dann müssen wir uns mit dem nächsten Landwirt in Verbindung setzen", besprechen sich die Jäger, denn sie wollen dem Wildsauen-Problem mit umgewühlten Gärten und Flurschaden in Weitingen und ringsherum Einhalt gebieten.