Der Bahnhof in Bondorf: Um den Anschluss nicht zu verpassen, steigen einige Eutinger lieber gleich dort ein. Foto: Lück

Viele Eutinger steigen in Bondorf ein. Gute Nachricht: Haltepunkt Nord ist endlich in Planung.

Eutingen - Bürgermeister Armin Jöchle hat heftige Bahnsorgen: Durch den neuen Gäubahn-Fahrplan steigen offenbar immer mehr Eutinger in Bondorf ein. Und der Bau des Bahnhaltepunkts Nord verzögert sich. Doch es gibt neue Hoffnungen!

Im Oktober 2016 wurde der frisch renovierte Bahnhof Eutingen eröffnet. Für 4,3 Millionen Euro wurden die Bahnsteige barrierefrei gemacht, Fahrstühle einbaut. Doch inzwischen fahren immer mehr Eutinger ab Bondorf.

Das berichtet Sebastian Lazar, persönlicher Referent des Landtagsabgeordneten Timm Kern (FDP): "Früher hielt jeder Zug zwischen Singen und Stuttgart in Eutingen. Durch den neuen Gäubahn-Fahrplan nur noch alle zwei Stunden. Zu diesen Zeiten muss man sich darauf verlassen, dass der Zug aus Freudenstadt pünktlich ist und man den Anschluss nach Stuttgart in Horb bekommt. Doch weil dieser Zug durch das Murgtal muss, ist der oft zu spät."

Gerade beim "Büro Stuttgart"-Zug, der gegen 8.45 Uhr am Stuttgarter Hauptbahnhof ankommt, tritt genau dieser Effekt ein. Abfahrt: 7.50 Uhr Eutingen. Umsteigen in Bondorf, dort Abfahrt um 8.03 Uhr. Lazar: "Deshalb habe ich mit zwei Kollegen eine Fahrgemeinschaft gemacht. Wir fahren jetzt immer nach Bondorf."

Statt fünf Minuten Autofahrt von Eutingen sind das zwar 15 Minuten, und die Gebühren für das Park and Ride Parkhaus kommen auch noch dazu. Lazar: "Dafür hat man aber viel bessere Verbindungen von und nach Stuttgart." Ein Blick in den Fahrplan verrät: Während der Zug nach Stuttgart von Eutingen morgens nur jede Stunde geht, geht es ab Bondorf alle halbe Stunde in die Landeshauptstadt. Das weiß auch Bürgermeister Armin Jöchle: "Wir hatten diese Befürchtungen schon geäußert. Wenn so tief eingegriffen wird, dann trifft es Eutingen nachhaltig. Wegen der Umsteigerei. Wir hatten deshalb gehofft, dass wir diesem Effekt etwas positives mit dem neuen Bahnhaltepunkt Nord entgegensetzen können."

Doch der Bau dieser neuen Station, die laut Jöchle fußläufig vom Neubaugebiet entfernt ist, verzögert sich. Eigentlich sollte der Baubeginn in diesem Jahr sein. Im September gab es vom Landesverkehrsministerium für Jöchle eine schlechte Nachricht: Die neue Haltestelle soll ins Jahr 2022 verschoben werden.

Mitte Dezember war Jöchle dann im Verkehrsministerium und sprach mit Ministerialdirektor Uwe Lahl: "Wir waren davon ausgegangen, dass der Haltepunkt nicht in den Fahrplan passt. Umso überraschter waren wir, als wir erfuhren, dass der Planer AVG offenbar eine Frist bei den Planunterlagen versäumt hatte."

Die drohende Verzögerung beim Bahnhaltepunkt Nord. Konsequenzen, die auch die Straße betreffen könnten. Denn der Landkreis hatte geplant, die Kreisstraße mit Radweg zwischen Göttelfingen und Eutingen auszubauen – mit allen Vorkehrungen auch für den Bahnhaltepunkt. Droht auch hier ein Stopp der Pläne?

Eine Sprecherin des Landkreises Freudenstadt: "Wir sind aktuell in intensiven Gesprächen, auch mit Ministerialdirektor Lahl vom Verkehrsministerium. Diese geben uns Anlass zur Hoffnung, dass der Bahnhaltepunkt Eutingen-Nord deutlich vor 2022 verwirklicht werden kann.  Aus technischer Sicht ist die Erneuerung der Eisenbahnkreuzung, also der Schrankenanlage, Voraussetzung für die Anlage des Bahnhaltepunktes. Diese Anlage wird im Rahmen des Kreisstraßenausbaus erneuert. Es ist geplant, die Kreisstraßen-Ausbaumaßnahme im Sommer 2018 zu beginnen. Die veranschlagten Baukosten betragen 2,34 Millionen Euro einschließlich der Erneuerung der Schrankenanlage. Der Landkreis wird somit zeitnah alle erforderlichen Grundlagen geschaffen haben, sodass dem Bahnhaltepunkt aus unserer Sicht nichts mehr im Wege steht."

Und auch vom Eisenbahnbundesamt (EBA) kommen jetzt hoffnungsvolle Nachrichten. Ein Sprecher: "Die DB Station&Service AG hat, vertreten durch die Albtal-Verkehrsgesellschaft mbH, beim EBA die Planfeststellung für den Bau des Haltepunkts Eutingen-Nord beantragt. Der Antrag ist beim EBA im Juni 2017 eingegangen. Bei der Prüfung der Antragsunterlagen wurde festgestellt, dass diese noch in verschiedenen Punkten der Überarbeitung bedurften. Daher hat das EBA – gemäß der üblichen Vorgehensweise – bei der Vorhabenträgerin im August 2017 entsprechende Nachbesserungen angefordert und hierfür eine Frist zum 9. Oktober gesetzt. Auf Wunsch der Vorhabenträgerin wurde diese Frist später bis zum 7. November verlängert. Am 7. November hat die Vorhabenträgerin schließlich die überarbeiteten Planunterlagen fristgerecht nachgereicht, sodass das Verfahren inzwischen weiterbetrieben wird." Jöchle: "Wir gehen davon aus, dass wir vielleicht in diesem Jahr grünes Licht für den Bahnhaltepunkt Nord bekommen könnten!" Ein Verfahren beim Eisenbahnbundesamt, so Jöchle, dauere in der Regel zwischen 12 und 18 Monate.