In der Auszeit in Eutingen berichteten Detlef Wüstholz und Kerstin Güttler vom DRK-OV Bildechingen von ihrem Einsatz nach der Flut im Katastrophengebiet Ahrtal. Foto: Feinler

Gänsehaut hatten einige Zuhörern, als Detlef Wüstholz und Kerstin Güttler vom DRK-OV Bildechingen von der Flutnacht in Ahrweiler erzählten und dazu Bilder zeigten.

Eutingen/Horb-Bildechingen. Einige Gäste waren zum Charity-Event des JRK Eutingen mit dem DRK-OV Bildechingen in die "Auszeit" nach Eutingen gekommen. Jugendleiterin Meral Celik freute sich über das rege Interesse und dankte den beiden Ehrenamtlichen sowie allen Spendern. Durch die Spenden an diesem Abend konnten rund 2600 Euro an den DRK-Kreisverband Ahrweiler für die Hilfe nach der Flut überwiesen werden. Dazu beigetragen hatten einige Eutinger Geschäfte und Helfer (wir berichteten).

Dass diese Spenden vor Ort den von der Flut Betroffenen zugutekommen, davon berichteten Detlef Wüstholz und Kerstin Güttler. Wüstholz war als Fahrer des PSNV-Teams (Psychosoziale Notfallversorgung) kurz nach der Flut im Ahrtal. Zusammen mit Pfarrern und PSNV-Kräften wurde er zu Notfällen gerufen, denn die Betroffenen vor Ort hatten nicht nur Hab und Gut, sondern auch geliebte Menschen verloren. Er berichtete von einem Vater, der seine Kinder ins Auto gesetzt hatte und noch schnell seine Frau holte. Als er aus dem Haus kam, war das Auto nicht mehr da, dafür aber ein reißender Fluss. Familienangehörige konnten sich aus den eigenen vier Wänden nicht mehr retten. Die ganze Nacht waren Schreie und laute Geräusche zu hören, hatte Wüstholz von Erzählungen erfahren.

Ahr ist kleiner als der Neckar in Horb

"Man kann sich nicht vorstellen, was die Menschen da erlebt haben", erklärte der stellvertretende Bereitschaftsleiter aus Bildechingen. Er zeigte Bilder von der Verwüstung durch die rund zehn Meter hohe Flutwelle, von einem völlig zerbeulten Baustellen-Kran, von fehlenden Straßen und Brücken, von meterhohen Dreck-Bergen. Die Ahr ist kleiner als der Neckar in Horb, sagte er und fügte hinzu: "Aber in dieser Nacht kam eine ungeahnte Welle, die vieles wegriss."

Fotos von zerstörten Häusern, Flächen und der "stinkenden Kloake" überall zeigte das ehrenamtliche DRK-Mitglied. Er wollte kein "Schadens-Sightseeing" betreiben, sondern den Menschen verdeutlichen, welche Eindrücke er als Helfer gesammelt hatte. Besonders beeindruckt war er, dass so viele Helfer so schnell vor Ort waren. Die Bundeswehr baute Brücken, das THW half bei der Wiederherstellung der Infrastruktur und zahlreiche Helfer von verschiedenen Hilfs-Organisationen kümmerten sich um die Traumatisierten. Vor Ort wurden Versorgungsplätze aufgebaut, denn viele Ahrtalbewohner hatten in einer Nacht alles verloren. Die Helfer waren aufgrund der großen Seuchengefahr auch im Außenbereich mit FFP2-Masken im Einsatz. Tankfahrzeuge fuhren in der Anfangszeit umher und tankten die Fahrzeuge auf, da das Tankstellen-Netz in der Gegend zerstört war.

An den Versorgungsplätzen erhielten alle warme Mahlzeiten, Getränke und weitere Verpflegung. Später setzte das DRK die bisher größte "Feldküche" in Deutschland, den "Versorgungsplatz 10 000", um, in dem auch Kerstin Güttler half. Die 10 000 stand für geplante 10 000 Essen am Tag, doch diese wurden zeitweise auf 30 000 Essen erhöht. In Schichten bereiteten 300 Ehrenamtliche am Tag kalte und warme Mahlzeiten für die von der Flutbetroffenen zu. Die Zuhörer staunten nicht schlecht, als sie von den Essens-Dimensionen berichtete. Rund eine Tonne Spätzle wurden am Tag von den Ehrenamtlichen verarbeitet. Das Essen wurde bis zu 180 Kilometer weit ausgefahren.

DRK baut aktuell Service- und Beratungscenter Ahr

Einmal fiel die Spülstraße aus, weshalb Güttler und alle Helfer ihre Schicht bis in den späten Abend verlängerten. "Der Zusammenhalt war einmalig und die Menschen vor Ort waren so dankbar", sprach sie begeistert.

Daniel Blumenberg vom DRK-Kreisverband Ahrweiler hatte noch einen Tag vor dem Event in Eutingen Bilder und Infos geschickt, was mit den Spendengeldern aus dem Gäu passiert. Das DRK baut aktuell das Service- und Beratungscenter Ahr mit Waschsalon, Begegnungs- und Hilfscafé, Schreibwerkstatt, Trauma-Bewältigungsangeboten und vielem mehr. Einige Ahrtalbewohner haben zwischenzeitlich ihre Häuser entkernt und bringen zum Teil den Estrich neu ein, weshalb aktuell keine Sach-, sondern Geldspenden benötigt werden.