Markus Pagel (links) und Eberhard Kläger vom NABU sowie Martina Eisenbrückner von der katholischen Pfarrgemeinde Eutingen freuen sich über die Auszeichnung für die Eutinger Sankt-Stephanus-Kirche. Foto: Fleiner Foto: Schwarzwälder Bote

Naturschutz: Katholische Pfarrgemeinde erhält Auszeichnung "Lebensraum Kirche" / Bei Sanierung gewählte Maßnahmen greifen

Die katholische Pfarrgemeinde Eutingen hat die Auszeichnung "Lebensraum Kirche" erhalten. Grund: Fledermäuse, Turmfalken und andere Tiere leben im und rund um den Kirchenturm sowie im Kirchenschiff.

Eutingen. Markus Pagel und Eberhard Kläger vom NABU freuten sich, der Kirchengemeinderätin Martina Eisenbrückner stellvertretend für die Pfarrgemeinde nun die Plakette übergeben zu können. "Vielleicht hängen wir die im Schaukasten aus, dann kann es jeder sehen", erklärte die Eutingerin, dass so eine Auszeichnung etwas ganz Besonderes sei.

Nach der Sanierungsmaßnahme der Kirche mit Kirchturm kann diese Plakette des NABU und des Beratungsausschusses für das deutsche Glockenwesen zwar nicht an die Kirchenfassade gehängt werden, dennoch soll sie einen Platz erhalten, wo sie jeder sehen kann. Denn die Auszeichnung zeige, dass im Kirchturm und im Kirchenschiff Lebensraum für Tiere wie Turmfalken, Eulenarten, Dohlen, Wanderfalken, Fledermäuse oder andere schützenswerte Arten möglich seien, sagte Eisenbrückner.

Der NABU setzt sich mit der im Jahr 2007 ins Leben gerufenen Aktion für die Sicherung von Nistplätzen bedrohter Arten ein. "Kirchtürme sind optimale Orte, um Brutstätten für diese Arten einzurichten", so die Experten des NABU. Eberhard Kläger vom NABU Eutingen hatte im Kirchenschiff schon mehrfach Kot von Berg-Fledermäusen entdeckt. Bei der Sanierung des Eutinger Kirchturms habe das Unternehmen Ott zusammen mit Architekt Timo Raible ein Rückzugsort für Turmfalken angebracht, freut sich Eberhard Kläger. Damit sei eine Möglichkeit geschaffen worden, die Turmfalken gerne nutzen würden. Tauben könnten diesen nicht aufsuchen.

Zuvor hatte Zimmermann Harry Grammer ehrenamtlich einen Kasten installiert, der viele Jahre genutzt wurde. Im Zuge der Sanierung wurde der in die Jahre gekommene Kasten ersetzt. Der Kirchturm sei ebenfalls so saniert worden, dass Tauben nicht einfach in den Kirchturm fliegen und diesen einkoten könnten, erklärte Kläger. "Das war vorher schon ein Problem", weiß auch Martina Eisenbrückner. Ebenso hätten die Tauben die Fassade durch ihren Kot verunreinigt.

Das sei nun alles nicht mehr möglich. Damit hätte auch die Anzahl an Tauben abgenommen, so Kläger. Er habe zeitweise über 200 Tiere gezählt – und die könnten Krankheiten übertragen. Die Tauben hätten im Kirchturm übernachtet und im Bereich darum herum genügend gefunden, damit sie nicht nur überlebt hätten, sondern auch die Zahl der Tiere sei stetig gestiegen. Ein Falke dagegen würde das natürliche Gleichgewicht wieder herstellen. Aktuell sei die Klappe des Kastens für den Turmfalken geschlossen, denn dieser suche ihn in der Winterzeit nicht auf, sagt Kläger. Im Februar werde er auf den Kirchturm hinaufgehen und diese Klappe wieder öffnen, sodass der Turmfalke seine Eier dort hineinlegen könne.

Immer wieder wolle der NABU-Vorsitzende auch in Zukunft im Kirchenturm und im Kirchenschiff nach dem Rechten schauen. So müsse im Kirchenschiff regelmäßig der Kot der Fledermäuse entfernt werden. Über kleine Öffnungen an den Lüftungsziegeln würden die Fledermausarten wie Zwergfledermäuse wohl in das Kirchenschiff gelangen, meint er. Der Kirchturm sei ihnen wahrscheinlich zu hoch, denn dort habe er bisher keinen entsprechenden Kot gefunden.

Für die gute Kooperation zum Erhalt der Natur und des natürlichen Lebensraums für bedrohte Arten dankt der NABU Eutingen den zuständigen Architekten. "Timo Raible hat sich viele Gedanken gemacht", betont Kläger. Einige Herausforderungen seien zu meistern gewesen. Für die Zukunft wünscht sich der NABU-Chef, dass vielleicht noch ein Wanderfalke am Eutinger Kirchturm vorbeischaue. In der Region gebe es welche.