Der Kegelclub "Hirschsprung" aus Eutingen hatte einst zahlreiche Mitglieder.Fotos: Karl Foto: Schwarzwälder Bote

Vereine: Langjährige Keglerfreunde erinnern sich zurück / Berühmte Eutinger spielten im Club

Erneut kommt das Vereinsleben zum Erliegen, dabei haben so manche Vereine hart zu kämpfen. Auch die Kegelfreunde können sich aktuell nicht treffen und so muss die über 60-jährige Tradition einer der letzten Kegeltreffs in Eutingen pausieren.

Eutingen. Gerne erinnern sich langjährige Kegler und einige Eutinger an die Kegelbahnen in den Wirtschaften: "Das war eine Zeit lang einfach ein Muss."

Im früheren "Dreikönig" in Eutingen, heute bekannt als Akropolis, befand sich eine Holzkegelbahn. "Die Holzkegelbahn hatte Unebenheiten und auch die Kugel war unrund.

Deshalb ist es den Spezialisten, trotz Zielgenauigkeit nicht gelungen, mit der Kugel ins Volle zu treffen." Erst durch den Einsatz von Drechselmeister Anton Ketterl konnten die Kugeln nachbearbeitet werden, weshalb das Kegeln von da an erfolgreicher war.

Kegelbuben müssen nach jedem Schub die Kugel zurückholen

Die größte Kugel trug den Namen "Alte" und hatte einen Durchmesser von 40 Zentimeter. Elektrisch wurden die Kegel damals nicht aufgestellt, daher mussten Kegelbuben nach jedem Schub flitzen. Für ihre Anstrengung bekamen sie ein Wurstvesper, ein Bluna und drei Mark, erinnern sich ehemalige Kegler.

Mit dem Bau des Eutinger Sportheims wurde 1967 eine vollautomatische Kegelbahn in Betrieb genommen und die bisherige im Dreikönig abgerissen. Drei Jahre später baute auch der Linde-Wirt in sein Gasthaus eine moderne und vollautomatische Kegelbahn ein.

Aus der Geschichte des Kegelclubs "Hirschsprung" ist beispielsweise bekannt, dass sich dieser im 14-tägigen Wechsel im Sportheim und in der "Linde" traf. Letztere besteht bis heute noch und ist die einzige, die in Eutingen noch vorhanden ist. Denn im ehemaligen Sportheim wurde die Kegelbahn schon vor einigen Jahren entfernt und im neuen gar keine mehr eingebaut.

Die Jugend habe verschiedene Möglichkeiten gehabt und sei nicht mehr so stark nachgekommen und irgendwann ausgeblieben. Dazu komme, dass heute viele junge Menschen eher bowlen würden.

Daher blieben die langjährigen Kegelfreunde aus Eutingen, die beispielsweise dem Kegelclub "Hirschsprung" oder "Um’s Häarle" angehören, ihrer Gruppe treu.

Immerhin war das Zusammenkommen ein großer Spaß und man erlebte bereits in jungen Jahren einiges. "Für ein geworfenes Blättle gab es zusätzlich fünf Pfenning, für einen Kranz zehn Pfenning", beschrieben die Kegelfreunde die Regeln.

Der Kegelclub "Hirschsprung" bezeichnete sich als Prominentenclub – spielten doch berühmte Eutinger mit. Hermann Schach erinnert sich gerne an kameradschaftliches und gesellschaftliches Beisammensein: "Da der Kegelclub ein reiner Männerclub war, wurde nach dem Kegeln noch deftig Skat gespielt und heftig politisiert." Die große Politik, aber auch die Gemeindepolitik sei stetig Thema gewesen, zumal Bürgermeister, Schulmeister und Gemeinderäte im Kegelclub vertreten waren.

An der Fasnet nahm der Kegelclub ebenso teil. Mehrtägige Ausflüge mit den Frauen durch das Rhein- und Rhonetal, einmal über Hamburg auf die Insel Helgoland oder mit dem Glacier-Express nach Sankt Moritz bleiben für die Kegelmitglieder unvergessen.

Feuerwehrabteilung pflegt den Kegelsport in jährlichen Wettkämpfen

Auch wenn sich die Gruppe über die Jahre gewandelt hatte, blieben die Mitglieder bis ins hohe Alter dabei. Während man früher auch gegen andere Kegelfreunde gespielt hatte, blieben die Kegelfreunde aufgrund der abnehmenden umliegenden Kegelclubs immer mehr unter sich. Nach und nach wurden auch die Eutinger Kegelclubs zusammengelegt.

Der Kegelsport musste anderen Sportarten Platz machen – und so ist die Eutinger Feuerwehrabteilung heute noch eine der wenigen Eutinger Institutionen, die den Kegelsport pflegt. Zum Dreikampf, später Vierkampf, treffen sich jährlich an Dreikönig die Feuerwehr-Angehörigen. Sie messen sich beim Binokeln, Schießen, seit einigen Jahren auch beim Dart spielen und eben auch auf der einzigen Kegelbahn in Eutingen, in der "Linde".

Doch auch diese Tradition könnte im Januar eine Corona-Pause einlegen müssen. Und so schwelgen die Kegelfreunde in Erinnerungen – an einen Sport, der ihnen über die Jahrzehnte ans Herz gewachsen ist.