Ein Feld voller Storche: Für die Eutinger, die rund um den Tübinger Weg wohnen, war dieser Anblick kein Trugschluss. 26 Störche hatten in Eutingen von Donnerstagabend bis Freitagmorgen Rast gemacht. Foto: Feinler

Eutingen als Zwischenstation auf dem langen Weg nach Afrika. Jungtiere haben dunkle Schnäbel und Füße.

Eutingen - Sie sorgten am Donnerstagabend und Freitagmorgen für großes Aufsehen in Eutingen: 26 Störche, die auf der Westroute zu ihrem Winterquartier eine Pause in Eutingen machten.

Zuerst wurden vereinzelte Störche auf dem Dach der Kirche gesehen. "Dieser hoch gelegene Platz bietet sich für den Nestbau an", erklärt Naturexperte Volkmar Rieber aus Horb und betont, dass sich die Zugvögel auf der Durchreise befinden. Woher sie kommen, kann er nicht genau sagen. Der Naturexperte vermutet jedoch, dass einige dieser Weißstörche von den Storchaufzuchtstationen beispielsweise aus dem Breisgau oder weiteren in Baden-Württemberg über Eutingen in den Süden fliegen.

Auf dieser Westroute suchen sie große Wiesenflächen, die feucht sind. Im Tübinger Weg in Eutingen wurden sie fündig. In der Nähe des Hochgrabens gastierten die 26 Weißstörche, unter denen vermutlich Altstörche seien, so Rieber.

Jungtiere haben dunkle Schnäbel und Füße

Mit ihren rötlichen Schnäbeln und Füßen unterscheiden sie sich vom Jungtier, das anfangs dunkle Schnäbel und Füße hat, die langsam gelb und schließlich rötlich werden. Dann sind die Tiere geschlechtsreif, so Rieber.

NABU-Vorsitzender Eberhard Kläger hatte die Zugvögel auf ihrem Zug durch Eutingen verpasst, wurde jedoch von seinen NABU-Kollegen mit Fotos informiert. "Ich denke, sie sind über die Westroute auf dem Weg nach Afrika", so Kläger.

Manche würden auf diesem Weg hier bleiben. Das habe er im vergangenen Winter in Rohrdorf erlebt, als ein Storch dort Aufsehen erregte. Er überwinterte im Gäu, weshalb sich Beobachter Rat zur Pflege des Tiers beim NABU holten. Das zeige, dass der Vogel hohes Ansehen genieße.

Im Volksmund werde der Klapperstorch als Babybringer betitelt, weil er laut dem alten Volksglauben im Wasser herum schnäbelt. Dieses galt als Symbol und Ursprung für den Beginn neuen Lebens. Würde die Sage zutreffen, hätte Eutingen nun 26 neue Bürger. Abgesehen davon ist der Storch so beliebt, weil er Mäuse frisst und damit in vergangenen Zeiten mit viel Landwirtschaft gern gesehen war.

Durch die Aufzuchtstationen und die für die Störche guten Witterungsbedingungen hat sich das Symboltier stark vermehrt. "Dieses Jahr ist ein gutes Storchenjahr, weil der Frühling mild war", erklärt Rieber. Er wünsche sich jedoch, dass es in der Region mehr Horste und Nistmöglichkeiten für Störche gibt. Wenn diese zwischen Ende Februar und März zurückkehren würden, könnten sie in feuchten Gebieten wie rund um Eutingen gute Bedingungen vorfinden.

Dann könnten einige auch dort überwinterten und würden nicht zwischen Mitte August und Mitte September in den Süden ziehen.

Der Flug ins Winterquartier bedeute jedoch nicht, dass der Sommer vorbei sei, meint Rieber. Die Vögel würden jedes Jahr zur gleichen Zeit weiterziehen. Somit könnten die nächsten Wochen auch ohne Störche sonnig und warm werden.