Kaum Kunden auf dem Göttelfinger Märktle, daher kommt der Metzgerstand Sailer am nächsten Mittwoch zum letzten Mal. Foto: Feinler

Immer weniger Kunden. Beschicker überlegen, ob es sich noch lohnt, nach Göttelfingen zu kommen.

Eutingen-Göttelfingen - Eigentlich würde das Göttelfinger Märktle im Mai seit 15 Jahren bestehen, doch die Marktbeschicker schauen diesem Datum skeptisch entgegen. Immer weniger Kunden nutzen das Angebot auf dem Schul- und Rathausplatz in Göttelfingen. Daher wird am kommenden Mittwoch, 11. März ab 9.30 Uhr der Metzgerstand Sailer zum letzten Mal vor Ort sein.

Die anderen Marktanbieter überlegen ebenfalls, ob sich der Besuch des Märktles weiterhin lohnt. Dabei ist die Vielfalt für so einen kleinen Markt mit Wurst- und Fleischwaren, italienischen Spezialitäten wie Nudeln, Wein, Gewürzen und mehr sowie dem Obst- und Gemüsestand und dem Stand des "Eine-Welt-Ladens" Eutingen groß.

Doch die Organisatoren und Marktbeschicker beobachten einen Rückgang. In den vergangenen Monaten waren an einem Mittwoch und innerhalb von zwei Stunden nur maximal fünf Personen da, was sich für die Anbieter nicht lohne. "Wir brauchen morgens etwa drei Stunden, bis der ganze Wagen bestückt ist", erklärt Annegret Hofer von der Metzgerei Sailer aus Dornstetten. Dem folgt noch ein langer Weg von Dornstetten nach Göttelfingen und die Marktzeit sowie der Abbau. Das würde sich bei rückläufiger Kundenzahl nicht lohnen. Seit vielen Jahren sei sie in Göttelfingen vor Ort: "Der Ort gefällt mir gut. Mir macht es hier Spaß, aber wenn immer weniger Kunden kommen und die jüngeren Generationen wegbleiben, dann geht es nicht mehr. Wir haben schon im letzten Jahr gesagt, es muss sich was ändern", erklärt die Angestellte, dass es ihr im Herzen weh tun würde.

Besucher ernüchtert

Vor allem die älteren Besucher sind am Mittwochmorgen ernüchtert: "Wenn nichts mehr vor Ort ist und man keinen Führerschein hat, was macht man dann?" Salvatore Biancardi mit seinem italienischen Feinkoststand aus Lützenhardt kann die Entscheidung der Metzgerei Sailer gut verstehen: "Ich bin seit zwölf Jahren hier und seit zwei Jahren wird es immer weniger." Er komme daher nur jeden ersten Mittwoch im Monat nach Göttelfingen und fahre dann weiter nach Weitingen, Börstingen und Horb – Ansonsten würde sich der Weg nicht lohnen. "Bei mir sind alleine schon 80 Euro Sprit weg. Wenn die Leute dann zwei Packungen Nudeln kaufen, denken sie, ich habe schon viel Gewinn gemacht, aber das muss man alles unterhalten", zeigt er auf sein Fahrzeug und weist auf die laufenden Kosten hin. Ihm gefalle das Göttelfinger Märktle.

Mit seinem Obst- und Gemüsestand will es Mustafa Yazar aus Ergenzingen auch nochmals eine Weile probieren, immerhin ist er seit Beginn des Göttelfinger Mittwochsmärktles mit dabei: "Wenn ich aber nicht weiterfahren würde, dann würde es sich nicht lohnen." Seine Tour gehe nach mehr als zwei Stunden auf dem Göttelfinger Märklte nach Rohrdorf, Rexingen und in Richtung Öschelbronn weiter. Dieses Mal sind auch die Ehrenamtlichen des "Eine-Welt-Ladens" Eutingen mit ihren fair gehandelten Lebensmitteln und Non-Food-Artikeln vor Ort. Die Nachfrage war insgesamt groß, denn der Kindergarten hatte einen Auftritt. Zudem gab es danach, wie alle vier Wochen üblich, ein warmes Mittagessen sowie Kaffee und Kuchen im Vereinsraum. Die 70 Portionen Essen waren schon vor zwölf Uhr ausverkauft.

Über so eine gute Resonanz freut sich die Ortsverwaltung rund um Ortsvorsteherin Svenja Gluth. "Das Angebot ist gut. Die Menschen können sich hier austauschen und nebenher einkaufen. So etwas muss man erhalten", betont auch Ortschaftsratmitglied David Brittain. Er fände es schade, wenn es das Märktle nicht mehr geben würde. Daher rufe der Ortschaftrsrat die Bürger auf, ihre Ideen einzubringen, was man am Märktle verbessern könnte. Dieses wurde vor 15 Jahren an einem Mittwoch etabliert, weil es schwer war, Marktbeschicker für Freitag oder fürs Wochenende zu finden. Die damalige Ortsvorsteherin Diana Wally erinnert sich, dass anfangs noch ein Bäcker vor Ort war und dass es immer wieder Wechsel gegeben habe. Für viele würde es sich anbieten, am Mittwoch einzukaufen, denn da werde nach dem Wochenend-Einkauf das eine oder andere knapp.

Da in den vergangenen 15 Jahren einige Kunden weggebrochen sind und die jüngeren Generationen nicht so stark nachkommen, hofft die Ortschaftsverwaltung, mit medialen Aufrufen nochmals klarzumachen, dass die Bürger entscheiden müssten, ob sie ihr Göttelfinger Mittwochsmärktle und damit eine 15-jährige "Tradition" behalten wollen.