Bevölkerung sieht Pläne zum möglichen Bau des Gefängnisses mit gemischten Gefühlen

Von Alexandra Feinler und Cornelius Eyckeler Eutingen-Göttelfingen/Rottenburg-Baisingen. Der Gemeinderat von Rottenburg hat den Weg für eine Bewerbung um die Ansiedlung einer Justizvollzugsanstalt (JVA) auf dem Flugplatzgelände frei gemacht.

Das Land entscheidet nun, ob diese JVA tatsächlich dorthin kommt. Rottenburg liegt hier mit mehreren weiteren Bewerbern im Rennen.

Doch wie sehen die Menschen in den angrenzenden Ortschaften die Pläne, sollen doch 400 bis 500 Häftlinge dort untergebracht werden? Auf der anderen Seite besteht die Chance auf bis zu 250 neue Arbeitsplätze. Unsere Zeitung hat sich zu diesem Thema umgehört.

Stefan Krespach, Rentner, 71 Jahre, aus Eutingen: "In anderen Orten der Region stehen leere Kasernen. Die kann man doch zu einem Großgefängnis umbauen", ist sich Stefan Platz sicher.

Er versteht nicht, wieso man "bestes Ackerland zerstören muss, wenn anderswo Gebäude leer stehen." Zudem bedauert der 71-Jährige, dass die Eutinger kein Mitspracherecht haben, weil das Großgefängnis auf der Gemeindegrenze gebaut werden soll. Eins weiß er jedoch sicher: Das koste wieder viel Geld, welches man auch sparen könnte.

Die 23-jährige Carolin Wehle aus Göttelfingen denkt an ihre Schulzeit, wenn sie vom neuen Großgefängnis zwischen Göttelfingen und Baisingen hört. "In der St. Klara haben wir öfter Lautsprecherdurchsagen gehört. Man solle bitte vorsichtig sein, es sei jemand aus dem Gefängnis ausgebrochen", erinnert sie sich. Das wäre ein- bis zweimal pro Jahr vorgekommen.

Wenn Richtung Göttelfingen ein Großgefängnis gebaut werde, mache sie sich vor allem um die Sicherheit Sorgen: "Man muss sich ja auch Gedanken über die Kinder machen und da ist die Sicherheit nicht mehr gewährleistet", glaubt sie.

Die Bedenken kann Marina Häfner aus Göttelfingen nicht teilen. Die 23-Jährige würde den Bau gut finden, weil dadurch neue Arbeitsplätze geschaffen werden. "Wenn man den Bürgern die Sicherheit vergewissert, spricht meiner Meinung nach nichts gegen das Großgefängnis", sagt die Göttelfingerin. Sie hofft, dass dann auch wirklich Arbeitsplätze geschaffen werden und das das nicht nur leere Versprechungen bleiben.

Starke Vorbehalte gegen das Projekt hat Beate Schuhmacher aus Ergenzingen. Sie sieht dem möglichen Gefängnisbau als Mutter nicht ganz sorgenfrei entgegen. "Manche Straftäter können ja auch rückfällig werden, wenn sie Ausgang haben".

Gertrud Renz-Puhanic kommt ebenfalls aus Ergenzingen und sieht den Bau des Gefängnisses nicht als gefährlich an. "Rottenburg hat ja auch ein Gefängnis und da gibts es auch keine Probleme mit den Gefangenen." Ein zusätzlicher positiver Nebeneffekt sind für sie auch die entstehenden Arbeitsplätze.

Für die Baisingerin Gisela Nichter ist der Bau des Gefängnisses unabdingbar. "Baisingen wird immer kleiner, viele Läden müssen bald schließen. Wir müssen auch mal an die Zukunft denken."

Lieber ein Gefängnis als ein Gewerbegebiet sagt Eva Pfeffer, ebenfalls aus Baisingen. Sie hat keine Angst vor Ausbrüchen, ihre einzige Sorge ist die mögliche Lichtverschmutzung durch die ständige Nachtbeleuchtung, die möglicherweise den Tieren und der Natur schaden könnte.