Hobby: Luftsportgemeinschaft Hanns Klemm blickt auf die langjährige Geschichte des Flugfeldes zurück
Zum 85-jährigen Bestehen des Fluggeländes in Eutingen blickt die neue Luftsportgemeinschaft Hanns Klemm auf die Geschichte zurück.
Eutingen. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Wunsch von Flugbegeisterten rund um den Böblinger Flugplatz immer größer, wieder fliegen zu dürfen. Doch das Fluggelände war anfangs noch Gefangenenlager und der Flugbetrieb durch Militärregierungsgesetz untersagt. Die Flugbegeisterten gaben aber nicht auf und gründeten Gruppen. So entstand vor 70 Jahren die Flugsportgruppe Böblingen-Sindelfingen. Die Ehrenamtlichen richteten eine Werkstatt zum Bau von Segelflugzeugen ein.
1951 spaltete sich die Gruppe in den Flugsportverein Sindelfingen und die Flugsportgruppe Böblingen auf. Letztere flog bereits im August mit einem selbstgebauten Schulgleiter auf den Stoppeläckern bei Lehenweiler. Weitere Flüge von Wiesen bei Holzgerlingen, Eutingen, Unterjesingen, Dagersheim und Böblingen folgten, da kein festes Fluggelände gefunden wurde. Die Werkstatt wurde in das Untergeschoss des Böblinger Rathauses verlegt. Flugzeuge wurden gebaut und das Fluggelände auf dem Venusberg bei Aidlingen eingerichtet. 1954 taufte Trude-Maria Klemm das vierte Flugzeug der Flugsportgruppe auf Hanns Klemm, den bekannten Flugzeugbauer. Veranstaltungen wie die Flugtage mit 12 000 Zuschauern und später die Großflugtage wurden von den Ehrenamtlichen umgesetzt.
1957 stellte die Stadtverwaltung Böblingen das Gelände Hulb als Fluggelände zur Verfügung, das die Flugsportgruppe mit der US-Army ausbaute. Baumaßnahmen auf der Hulb wie die einer unterirdischen Tankstation, Erweiterungsbauten und späterem Werkstattneubau prägten die späteren Jahre. Immer mehr Industriebauten entstanden auf der Hulb und so suchte die Flugsportgruppe ein neues Fluggelände. In Echterdingen und auf dem Klippeneck fand sie vorübergehend Start und Landemöglichkeiten, aber keine Dauerlösung. Zweidrittel der Mitglieder schlossen sich anderen Flugsportgruppen an.
1972 fand die Gruppe rund um Eduard Geiger auf dem Eutinger Segelfluggelände eine neue Heimat. Zusammen mit dem Flugsportverein Rottenburg/Horb gründeten die Mitglieder 1973 eine Haltergemeinschaft. Diese hatte jedoch eine große Aufgabe, denn die zerbombte und als wilde Mülldeponie genutzte Fläche musste Instand gesetzt werden, erinnern sich die Mitglieder: "Mit der letzten Geduld, mit viel Geld und vielen Tausenden Arbeitsstunden konnte die Haltergemeinschaft dem wüsten Landstrich ein Fluggelände abringen." Die Halle wurde in starker Eigenleistung gebaut. Klemm-Flugzeuge wurden saniert, der Hanns-Klemm-Gedächtnisflug mit seltenen Flugzeugen des Flugzeugbauers fand statt und die Segelflug-Landesmeisterschaften 1981 waren auf dem Fluggelände in Eutingen.
Zum 100. Geburtstag des verstorbenen Flugzeugbauers Hanns Klemm, benannte sich die Flugsportgruppe Böblingen 1985 in Flugsportgruppe Hanns Klemm Böblingen. "Die Flugsportgruppe will damit zeigen, dass sie sich als Teil der Böblinger Fliegertradition sieht, mit der der Name Klemm untrennbar verbunden ist", heißt es in der Chronik. Neben dem Flugsport waren die Jahre danach von Baumaßnahmen und Neuerungen betroffen. 2028 ehrenamtlich geleistete Stunden brachten die Mitglieder für den Bau der Motorflughalle mit Tankstelle auf. Klemm-Oldtimer-Flugzeuge wurden und werden mit viel Liebe zum Detail restauriert. Weitere Vereinsaktivitäten folgten und auch zu einigen Veranstaltungen lud die Jugend auf das Fluggelände ein. Zu den größten Veranstaltungen zählen sicher die "Mobilen Legenden" 2015 und 2016 auf dem Eutinger Fluggelände.
Was die Nachwuchsflieger schon über viele Jahre vorgemacht haben, spiegelte sich im vergangenen Jahr auch auf die restlichen Mitglieder wider: der Flugsportverein Rottenburg/Horb/Eutingen schloss sich mit der Flugsportgruppe Hanns Klemm Böblingen zur Luftsportgemeinschaft (LFG) Hanns Klemm zusammen.
Edgar Müller, der langjährige Vorsitzende der Flugsportgruppe Hanns Klemm Böblingen, wurde Vorsitzender der LFG, Michael Sinner sein Stellvertreter. Dieser Zusammenschluss konnte aufgrund von Corona ebenso wenig wie das 70-jährige Bestehen der Flugsportgruppe Böblingen begangen werden. Auch wenn nicht gefeiert wurde, bleiben die Erinnerungen an eine spannende Geschichte – immer mit Blick auf den Urvater des Flugzeugbaus in Böblingen und der Region, Hanns Klemm.