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Pfarrer Eric Wiafe über Corona in Ghana / Besuch in Eutingen muss verschoben werden

"Wie geht’s weiter in Ghana?", das fragt sich Pfarrer Eric Wiafe, der 2011 Eutingen verließ, um in seiner Heimat neue Wege zu gehen. Doch aufgrund von Corona steht im Staat in Westafrika alles still. Der auf 2021 verschobene Besuch in Eutingen könnte sich weiter hinausziehen.

Eut ingen. Vor neun Jahren sammel ten Eutinger und Freunde Fahrräder, ausgediente Elektroartikel und weitere Hilfsgüter, die Pfarrer Eric Wiafe in seine Heimat Ghana brachte. Der ehemalige Pfarrvikar und Aushilfspfarrer von Eutingen brachte die Sachspenden im so genannten Jugendclub "Youth Formation Club Projekt" in Ghana unter. Die sozialschwachen Jugendlichen sollten beispielsweise mit dem gespendeten Werkzeug lernen, selbst etwas herzustellen oder Gegenstände zu reparieren.

Der Pfarrer erwarb für die Unterbringung der Jugendlichen und jüngeren Kinder ein Gebäude und brachte sich stark in der Gemeinde ein. 2016 ging sein Traum in Erfüllung: Der Kindergarten der Kirchengemeinde Sankt Stephen in Darkuman wurde nach zahlreichen Umbaumaßnahmen und fünf Jahre harter Arbeit eingeweiht.

Immer wieder hielt Wiafe die Eutinger auf dem Laufenden, besuchte seine zweite Heimat Eutingen im Jahr 2016 und wollte auch dieses Jahr kommen. Corona machte dieses Vorhaben nicht nur unmöglich, auch konnte die Eutinger Gruppe den langgehegten Wunsch, den Pfarrer zu besuchen, nicht realisieren. Weiterhin warnt das Auswärtige Amt vor nicht notwendigen, touristischen Reisen nach Ghana: "Der internationale Flugverkehr am Kotoka International Airport Accra ist seit Ende März 2020 eingestellt, die Grenzen bleiben weiterhin geschlossen. Ausnahmen gibt es lediglich für Notfall-, Rettungs- und Frachtflüge.  Der innerghanaische Flugverkehr findet seit Anfang Mai 2020 wieder statt."

Wer sich jedoch Sorgen um Pfarrer Eric Wiafe machte, den konnten die Eutinger beruhigen, denn dem Pfarrer gehe es gesundheitlich gut. "Ich mache gerade einen Masterkurs in katholischer Führung und bin da sehr eingespannt", erklärt der ehrgeizige Professor, der aktuell mit der Franziskaner-Universität von Steubenville in Verbindung ist. Online lasse sich gerade einiges umsetzen. Doch der Kontakt zu anderen würde ihm sehr fehlen. Da das Gesundheitssystem in Ghana nicht auf eine Pandemie vorbereitet ist, gelten weiterhin die Vorsichtsmaßnahmen. "Der Lockdown brachte eine große Anzahl von Menschen hervor, die arm sind und jeden Tag von der Hand in den Mund leben", ärgert sich der Pfarrer. Auch seine Professoren-Kollegen würden kein Geld mehr für ihre Arbeit an den Universitäten bekommen, obwohl der Online-Unterricht erfolge.

Mit großem Interesse würden die Bürger die Ansprachen des Präsidenten zu Covid-19 verfolgen, der von einem Rückgang der Infektionszahlen berichtet hatte. Bestätigte Fälle gebe es wohl nur 1042. Die Regierung setze Drohnen ein, um schneller die Tests aus der Provinz in die Städte transportieren zu können. Auch wenn Lockerungen stattgefunden haben, blieben Kirchen und Schulen geschlossen sowie Versammlungen verboten. Die Bürger seien immer wieder ermutigt worden, ihre Masken zu tragen und Sicherheitsabstände einzuhalten.

Einfach sei es aktuell ganz sicher nicht, weiß Pfarrer Eric. Die Regierung versuche einiges umzusetzen, so hätten die afrikanischen Länder mit der Weltbank verhandelt, um die Zinszahlung zu verzögern. Doch Pfarrer Eric sehe vor allem die "kleinen Leute" gefährdet, die nichts mehr hätten und nicht mehr zur Kirche gehen könnten, die in Ghana einen hohen Stellenwert genieße: "Die Krise scheint die Kirche in gewisser Weise zum Schweigen gebracht zu haben. Es erinnert wirklich an die Situation zur Zeit der Passion und Kreuzigung unseres Herrn Jesus Christus. Man kann nicht verstehen, warum der Sohn Gottes mit seiner Allwissenheit seinen bloßen Geschöpfen erlaubte, ihn solch schändlichem Leiden und Tod auszusetzen. Alle Völker der Welt, einschließlich religiöser Menschen, leiden unter dieser Zeit der Dunkelheit." Daher hoffe Pfarrer Eric, dass nach Corona schockierende Themen wie Menschenhandel, Armut und Leiden, Korruption und Gier nicht mehr die Welt beherrschen würden. Vor allem aber hofft er, dass das Bewusstsein für den Wert der Gesundheit höher eingeschätzt werde. Und vielleicht kann er doch im kommenden Jahr seine Erfahrungen mit Corona in seinem Heimatland Ghana den Eutingern persönlich mitteilen.