Ein Holzgestell mit Einkerbungen sorgt im Gäu für Grübelspaß während Corona.Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder Bote

Kurioses: Hat das Objekt etwas mit dem Hopfen zu tun? / Im Gäu wird gegrübelt

Eutingen-Göttelfingen (af). Auf den ersten Blick würden die meisten auf einen Tellerhalter eines schwedischen Möbelhaus tippen. Doch die Nachfahren vom "Klärle" aus Göttelfingen schätzen das Holzbauwerk auf weit aus über hundert Jahre. Immerhin wurde die Mutter 100 Jahre und die hätte sicher gewusst, was es mit dem ausklappbaren Holzgestell in verschiedenen Größen auf sich hat.

Da der Aufruf über die sozialen Medien keine weitere Erkenntnis brachte, suchten die Nachfahren weiter. "Das muss was mit Wolle sein. Das sieht so sauber aus", erklärte eine Eutingerin.

Gefunden haben es die Nachfahren auf dem Dachboden. Etwas entstaubt konnte die Handwerkskunst aus dem vorherigen Jahrhundert wieder genutzt werden. Gleich wurde das Smartphone in den 12 Zentimeter breiten Ständer gesteckt. Als Halterung könnte es gedient haben. Die nicht parallel zueinander verlaufenden Einkerbungen allerdings deuten darauf hin, dass dort nichts hineingesteckt oder -gelegt wurde.

Der Tipp eines Eutingers, dass es sich um einen Schallplattenständer für Single- und Langspielplatten handelt, kam für die Nachfahren nicht in Frage. Selbst die Ältesten aus dem Gäu wurden zu Rate gezogen, doch an dieses außergewöhnliche Gerät vor über 100 Jahre konnten sich diese nicht erinnern.

Die Corona-Pandemie tat das übrige dazu, denn die Gestelle konnten nicht zu den Ältesten gebracht werden und so mussten diese Fotos anschauen. Vermutungen über ein Gerät zur Gemüseherstellung oder eine Halterung aus gesundheitlichen Gründen, zum Ablegen, kamen auf.

So mancher Göttelfinger war sich sicher: "Das hat was mit dem Hopfen zu tun." Die Halterung lässt sich öffnen und schließen – und vielleicht würde damit ja der Hopfenstrang befestigt oder beim Zopfeln gelagert. Da dieses Holzelement in anderen Orten bisher nicht erforscht wurde, suchten die Göttelfinger in alten Unterlagen. Fanden aber auch keine Hinweise. Im August und September wird in Göttelfingen noch heute Hopfen geerntet. Mit der Schulhofhocketse erinnert die Narrengilde Göttelfingen (außerhalb von Corona) an die Hopfenzopfler-Tradition im Ort.

In der Region, wie beispielsweise in Rohrdorf, wurde früher auch Hopfen angebaut. Viele Gäu-Bewohner und darüber hinaus erinnern sich noch an "die härteste, aber auch schönste Zeit im Jahr". Die Tage waren lang, vor allem aber die Nächte. Es wurde hart gearbeitet, aber auch herzlichst beisammengesessen. Von 1860 an bauten die Göttelfinger Hopfen auf ihrer Markung an, wofür sie bis heute bekannt sind. "Früher isch mr nach Göttelfingen, um Hopfen zu zopfeln. Da hat mr die Leut troffen und so mancher auch seinen Lebenspartner", wissen Bürger aus den Nachbarorten. So mancher Schaffer lernte dort seinen Lebenspartner kennen.

Die Hopfenlandschaften prägten die Gegend. Zur Erntezeit kamen die Menschen aus der ganzen Region und weit darüber hinaus nach Göttelfingen, um dort zu ernten und Hopfen zu zopfeln. So kam auch der Namen "Hopfenzopfler" zustande. So mancher Helfer hörte dann auch immer wieder den berühmten Satz: "Hopfa zopfla, Stil, dra lau, wers et ka, solls bleiba lau." Bis heute ist er noch der Narrenruf der Hopfenzopfler der Narrengilde. In den 1970er-Jahren sind die meisten Hopfenanbaugebiete der Region verschwunden und auch die Göttelfinger Flächen nahmen immer stärker ab.

Die Landwirtschaft stellte sich um. Daher konnten sich Göttelfinger vorstellen, dass die Holzhalterung aus der früher Hopfenzeit stammen könnte. Wochenlang wurden Nachrichten mit den Fotos verschickt, Telefonate geführt und in privaten Gruppen gechattet. Das Rätsel konnte jedoch nicht gelöst werden.

Schließlich hatten die Nachfahren des "Klärles" eine Idee: Ein edler Tropfen wurde in die Halterung gelegt. "Das könnte sein", wusste Nachbar Emil und erinnerte sich an den Urgroßvater, genannt "S‘ Wirtle". Der hatte sicher so manchen guten Wein. Und dieser Wein musste nach dem Öffnen der Flasche so gelagert werden, dass der Korken immer feucht bleibt. "Sonst kippt der Wein", erklärte der Emil. Die Einkerbungen könnten dafür sorgen, dass die Flasche nicht in der Halterung rutscht. Aber ob damit des Rätsels-Lösung vorhanden ist?

Wer eine Idee hat, um was es sich bei den Holzhalterungen handeln könnte, darf sich an unsere Zeitung wenden.