Polarisierende Ausdrucksmalerei ziert derzeit die Wände des Eutinger Rathauses. Das freut nicht nur Armin Jöchle, Diana Hildebrand und Ursula Ploghöft. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Kunstausstellung: Drucke und Bilder von Diana Hildebrand zieren derzeit die Wände des Eutinger Rathauses

Von Peter Morlok

Wie sehr Bilder, Grafiken und Drucke die eher nüchtern gehaltenen Flure und Treppenhäuser des Eutinger Rathauses verändern können, das zeigen immer wieder Ausstellungen in diesem Amtsgebäude.

Eutingen. Für beide Seiten – Künstler und Verwaltung – entsteht hierbei eine der gerne und viel zitierten "Win-Win-Situationen". Die Bürger bekommen für umsonst ein interessantes, buntes Rathaus, der Künstler darf seine Arbeiten für längere Zeit einer breiten Öffentlichkeit präsentieren und der Sponsor, in diesem Fall die Volksbank Horb-Freudenstadt, bezahlt die Nebenkosten wie Einladungskarten, Musik, Einführung und Catering während der Vernissage. Insgesamt eine prima Sache.

Und es sind sehr unterschiedliche Werkschauen, die man seit einigen Jahren unter dem Motto "Treffpunkt Kunst" zu den üblichen Öffnungszeiten des Rathauses sehen kann. So unterschiedlich wie die Künstler selbst sind auch ihre Herangehensweise an ihre Art Kunst zu machen.

Sieht man bei einigen Künstlern sofort auf den ersten Blick "aha, ein Bopp, ein Hehl oder eine Arbeit von Kreidler" so ist das bei der aktuellen Ausstellung von Diana Hildebrand nicht ganz so einfach.

Sie hat ihren Stil – gerade was die Druckgrafiken betrifft – über die Jahre mehrfach verändern und führt die Besucher ihrer Ausstellung nun durch einige Schaffensperioden. Von eher zurückhaltender Hochdrucktechnik, bei der alles, was auf der Druckplatte hervorsteht, auf’s Papier kommt, bis zu den sehr filigranen, dafür bunten Styropor-Drucken, bei denen die Form mit einem Heißdraht aus der Platte geschnitten wurde, ist eine breite Palette an Techniken und Drucken zu sehen.

In dieser Ausstellung fallen aber vor allem die großformatigen Bilder auf, die in sogenannter Ausdrucksmalerei, die ohne Modell, ohne festes Ziel auskommt, dafür mit großen Gesten und schnellen Bewegungen entstanden sind. Sie polarisieren durch ihre pulsierende Intensität. Der große spanische Künstler Pablo Picasso soll gerade über diese Art zu malen einmal gesagt haben: "Warum soll man etwas machen, von dem man vorher schon weiß, was es sein soll – dann ist es völlig ohne Interesse." Das kann man nun von den namenlosen Ausdrucksbildern von Diana Hildebrand nicht sagen, denn sie wusste wirklich nicht, was letztendlich auf der weißen Leinwand entstehen wird. In vier Fotoserien hat sie diesen Schaffensprozess festgehalten und zeigt dem interessierten Betrachter so die Veränderungen, die sich nach und nach bis zum fertigen Werk ergeben.

Hausherr Armin Jöchle durfte am Donnerstagabend wieder einmal eine große Zahl an Gästen zu dieser Ausstellung in Eutingen begrüßen. Die Zuschauerbänke im großen Versammlungssaal reichten dafür bei weitem nicht aus und so durften es sich viele Besucher einmal in den völlig durchgesessenen Sitzmöbeln der Gemeinderäte bequem machen. Jöchle gab zu, dass er jetzt nicht unbedingt der Kunstkenner überhaupt sei und freute sich deshalb, als Mentorin für den "Treffpunkt Kunst" mit der in Weitingen lebenden Künstlerin Glenda Kreidler eine Fachfrau an seiner Seite zu haben, die ihn in allen Belangen der bildenden Kunst unterstützt.

Für die Kunst in Notenform sorgte auch bei dieser Vernissage wieder einmal das Trio "music and song café" aus Horb. Jürgen Sesterheims cremiger Saxofonsound und die zurückhaltende, groovende Drum-Unterstützung von Peter Nikol trugen das Gitarrenspiel von Christof Schülke, der den Songs auch seine warme Stimme lieh. Die drei waren die ideale Besetzung, um in eine Bilderwelt voller Gegensätze einzustimmen.

Damit die Besucher nicht völlig allein mit sich und den Arbeiten waren, gab ihnen Ursula Ploghöft, eine Freundin und langjährige Wegbegleiterin der ausstellenden Künstlerin, einen Einblick in diese Werkschau.

"Betrachten Sie die Drucke und die Bilder mit ihren eigenen Augen, mit ihrem eigenen Vorstellungsvermögen. Lassen Sie ihre Fantasie auf Reisen gehen, lassen Sie sich vom Farbstrudel bis zum floralen Motiv inspirieren und überlegen Sie sich dabei vielleicht auch, wie könnte das Bild in ihrer Wohnung aussehen", so ihr Rat.

Hinweis: Die 65 recht unterschiedlichen Arbeiten von Diana Hildebrand sind bis zum 10. September zu den üblichen Öffnungszeiten des Rathauses zu sehen.