NABU-Herde marschiert vom Winter- ins Sommerquartier am Wachhäusle / Hitze setzt Tier und Mensch zu / Weitere Betreuer gesucht
Von Alexandra Feinler Eutingen. Pippi, Celin, Papatya, Lilly und Flöckchen tragen an diesem Tag eine doppelte Verantwortung. Zusammen mit ihrem Nachwuchs machen sich die Ziegen auf den Weg zur Sommerweide beim Wachhäusle des NABUs. Viele NABU-Mitglieder, Freunde und Interessierte wollen sie sicher durch Eutingen bringen.
Bereits am Winterquartier der Ziegen bei der Bahnhofstraße warten Helfer auf die Ziegen. Die kleinen Besucher sind vor allem auf den Nachwuchs gespannt. Sechs Ziegen kamen im April zur Welt. Das Jüngste ist gerade einmal eine Woche alt. Die zweijährigen Ziegen Pippi, Celin, Lilly und Flöckchen erlebten zum ersten Mal das Mutterglück. Papatya, die Ziege mit dem türkischen Namen, wurde zum zweiten Mal Mutter. Besonders selten war der Wurf von Celin, sie brachte ein ganz braunes Zieglein zur Welt, das den Namen "Pepper" trägt.
Der Nachwuchs kann zwar schon selbst gehen, aber bei so einer langen Strecke müssen die Kleinen getragen werden. Dafür wurden Helfer ausgesucht, die die Kleinen sicher auf die Weide bringen.
Wie die Tiere die hohen Temperaturen vertragen, weiß die Gruppe noch nicht. Die Betreuer sind sich einig, dass das Wetter der Ziegenherde zu schaffen macht. Deshalb müssen die Begleiter auf die Tiere acht geben. "Sobald eine Ziege die Zunge rausstreckt, müssen wir Maßnahmen ergreifen", erklärt Sandra Weyharter. Sie ist seit drei Jahren die "Ziegenmutter" beim NABU und betreut mit weiteren Helfern 17 erwachsenen Ziegen und sechs "Neulinge". Ihre Erfahrungen gibt sie an neue Betreuer weiter. "Wir können weitere Betreuer gut gebrauchen", sagt sie. Diese müssen keine Vorkenntnisse mitbringen, sondern zuverlässig sein und anpacken, wenn es gilt.
So auch bei der Geburt der sechs Kleinen. Ein Tierarzt war zwar zur Stelle, aber Hilfe von Freiwilligen wurde zudem benötigt. Die Geburten sind gut verlaufen und der Nachwuchs ist gesund, freut sich Weyharter.
Der Almauftrieb ist für die Kleinen eine spannende Sache. Von der Bahnhofstraße, über den Tulpenweg geht es zum Tübinger Weg. Dort halten junge Helfer Autos auf der B14 an, denn die Gruppe muss die Hauptstraße überqueren. Bei diesem schnellen Tempo ist die große Schar gleich in der Bergstraße und von dort im Vollmaringer Weg. "Alles klappt wunderbar", meint Weyharter. Doch einer erwachsenen Ziege geht so langsam die Puste aus. Auf der Höhe des Bolzplatzes bei der Grundschule kann sie nicht mehr. Das Tier wird in einen Autoanhänger verladen und auf die Sommerweide gebracht.
Die restlichen Ziegen laufen in der Herde in Richtung Wachhäusle. Ganz an der Spitze gehen zwei Helfer, die einen Eimer mit Trockenfutter dabei haben, was die Schar antreibt. Auch die jungen Ziegenmütter halten wacker durch. Sichtlich ist erkennbar, dass sie das Wetter anstrengt. "Das merken wir am Lauftempo. Das ist dieses Mal nicht so schnell wie die Jahre zuvor", so Weyharter.
Doch das meiste hat die Gruppe schon hinter sich. Ein letztes Mal überqueren sie eine gut befahrene Straße zwischen Eutingen und Göttelfingen. Dann läuft die Gruppe auf einem Feldweg Richtung Wachhäusle. Jetzt wissen auch die Ziegen: es ist nicht mehr weit. Sie kennen die Strecke von den bisherigen Auftrieben.
Obwohl die Sonne vom Himmel brennt, hält der größte Teil der Ziegen durch. Und auch die Kleinen werden von ihren Betreuern sicher auf die Weide gebracht. Dort ruhen sich alle erst einmal aus, sowohl Mensch als auch Tier. Nach wenigen Stunden kehrt wieder Leben in die junge Weide. Für die sechs Neulinge beginnt jetzt der erste Sommer auf der grünen Weide.