Nicht nur mit dem Original Schwarzwälder Bollenhut begeisterte Fidelius Waldvogel die Besucher beim ANV. Fotos: Mattenschlager Foto: Schwarzwälder-Bote

Kabarett: Fidelius Waldvogel unterhält Besucher beim ANV bestens / Humorvolles, aber auch Kritisches

Die Heimat wird in Weitingen alljährlich bei den Heimattagen Anfang September gefeiert – doch dazu gab es am Freitag ein Vorspiel der besonderen Art beim Vereinsheim des Angel- und Naturschutzvereins (ANV) in Eyach.

Eutingen-Weitingen. In der Rolle des "Fidelius Waldvogel" gastierte der SWR-Schauspieler und Schwarzwälder Kabarettist Martin Wangler, der seit 21. Juli auf seiner sommerlichen "Heimat.tour 2017" mit dem Kabarettprogramm "Nächste Ausfahrt: Heimat!" vorwiegend im badischen Landesteil unterwegs ist.

Dass es ihn zu einem Auftritt direkt am Neckarufer ins Schwäbische verschlug, war ANV-Chef Harald Dold zu verdanken, der einen Tipp bekam und so den Ur-Schwarzwälder schließlich verpflichten konnte. Im Rahmen seiner Heimat.tour 2017 fährt "Fidelius Waldvogel" mit seinem Traktor (Eicher, Baujahr 1968, Modell: Königstiger) und dem umgebauten Forstwagen durch den Schwarzwald.

Seine diesjährige "Weltreise" ging vom Dreisamtal über die Westhänge des Schwarzwaldes bis in die "badische Hauptstadt" Karlsruhe und nun über den schwäbischen Teil des Waldes zurück in den Hochschwarzwald. Unterwegs ist er noch bis Mitte August.

Tagsüber geht Fidelius Waldvogel zwischen den Spielorten auf Entdeckungsreise und trifft sich mit interessanten Menschen, die seinen Weg queren. Den einen oder anderen nimmt er gerne ein Stück des Weges auf seinem Traktor mit. An schönen, gefälligen Orten macht er Halt und genießt auf seine Weise das Dasein. Eingetroffen in Eyach war er bereits am Donnerstag, so dass er die Gelegenheit nutzen konnte, den ANV und dessen Chef kennenzulernen. Harald Dold zeigte ihm unter anderem das Angeln, und Fidelius Waldvogel war mächtig beeindruckt von dem, was der ANV ehrenamtlich auf die Beine stellt.

Vor zahlreichen Gästen öffnete er seine originelle Wanderbühne und setzte sich in seinem Kabarettprogramm mit dem heute viel strapazierten Begriff "Heimat" im geschärften Blick auf den Schwarzwald auseinander.

Heimaterfahrungen, Heimatbegriffe und Heimatbilder zwischen Fluch, Flucht und Segen wurden in seinem Programm betrachtet und reflektiert. Mit seinem urtümlich-bauernschlauen Blick auf das Themenfeld unterhielt Wangler auf kritisch-humorvolle Art und Weise sein Publikum.

Erst seit dem Fremdenverkehr spricht man ganze Sätze

Nach einem musikalischen Intro oder besser kleinen Inferno auf der Tuba griff Fidelius Waldvogel zur Gitarre und präsentierte das nachdenklich stimmende Lied "O Schwarzwald oh Heimat wie bisch‘ du so schee".

Die Wörter "Ha" und "Ha jo" genügen angeblich für die Schwarzwälder zur Konversation. Erst mit dem Fremdenverkehr sei man gezwungen worden, ganze Sätze wie "Ha – wa witt" zu sprechen.

Wer mit Touristen zu tun habe, müsse ein "Freundlichkeitsseminar" absolvieren. Dialektbegriffe und das hochdeutsche Pendant waren immer wieder Gegenstand lustiger Interaktion mit dem Publikum. Die Anglizismen nahm Fidelius Waldvogel alias "Lucky Forest Bird", der "Black Forest Highland Cowboy", mehrfach auf die Schippe, etwa mit der Ankündigung des "Hell Valley Songs" ("wie schö‘ bisch du mein Höllental"). Wie man richtig Speck vespert ("Brot nur in der Not") zeigte er ebenso wie das Spiel mit dem "Furzfässle".

Köstlich das Telefonat mit dem Sprachautomaten der Bundesbahn, wo er als Schwarzwälder von Hinterzarten nach Freiburg wollte und ihn der Automat von Wien nach Rom schicken wollte. Kritische Lieder und Geschichten, etwa von der billigen Milche, die einen Bauer ruinierte, so dass er den Hof und sich an den Nagel hängte, moderne Geiseln ("Geiz ist geil, Zeit ist Geld…") und die Konsumgewohnheiten der Masse, die nur nach billigem Einkauf strebt, nahm der Kabarettist aufs Korn.

Die Gäste erfuhren vom Schwarzwälder Viagra, lernten Hirschrufe kennen, darunter den Heiterkeitserfolg "Verlorener Kampf", und erfuhren vom jetzt wieder bevorstehenden "Ballermann im Schutzgebiet des Auerhahns", denn "Am 10. August ist Laurenzi-Fest" – das Oktoberfest des Schwarzwalds ist am Feldberg schon im August. Heimat und Kriegsflüchtlinge – "jeder Mensch braucht a Plätzle" und Fernsehunterhaltung wie "Bauer sucht Frau" leitete über zum fulminanten "Enthemmungstanz" und schließlich zum Ende des Programms mit dem "Schlepper-Räpp" ("I sing ond bin jetzt weg…"), dem noch zwei originelle Zugaben folgten.

 Aufgewachsen in Breitnau im Schwarzwald

 Schauspielstudium am "Mozarteum" in Salzburg

 Theaterengagements in Salzburg, Innsbruck, Oldenburg und Ingolstadt.

 Seit 2005 Kabarettist

 Seit 2006 SWR-Schauspieler in "Die Fallers"

 2009 Gewinner des baden-württembergischen Kleinkunstpreis für seine Kunstfigur "Fidelius Waldvogel"