Igel Toni, den Familie Krespach schwer verletzt fand und zu Kameldocs Tierfarm nach Hochdorf brachte, geht es besser. Foto: Feinler

600 Gramm Speckpolster sind nötig. Garten sollte nicht zu ordentlich aufgeräumt sein.

Eutingen/Nagold-Hochdorf - Aufatmen bei Familie Krespach aus Eutingen, denn Igel Toni geht es etwas besser. Nachdem Nick und Mila im Sommer den verletzten Igel in der Nähe einer Straße entdeckt hatten, wurde er zu Barbara Münchau auf die Igelstation von Kameldocs Tierfarm nach Hochdorf gebracht.

"Der Igel hat uns lange beschäftigt", erklärt Barbara Münchau. Der Igel sei schwer verletzt gewesen. Lange war nicht klar, ob er durchkommt. Mila war er so sehr ans Herz gewachsen, dass sie sich große Sorgen um den Igel machte. Anfangs dachte sie, es sei ein weiblicher Igel und nannte ihn Susi. Münchau fand jedoch schnell heraus, dass es sich um ein Männchen handelt, weshalb Mila ihn Toni umbenannte.

Toni war am Fuß stark verletzt, sodass er im Bereich der Zehen eine große Wunde hatte. Mit Medikamenten und einer umfänglichen Betreuung schauten Ehrenamtliche auf der Igelstation in Hochdorf nach dem Tier. Langsam erholte er sich, aber dennoch wollte der Igel nicht wieder den normalen Rhythmus aufnehmen. Das Laufen war durch die Verletzung lange nur eingeschränkt möglich. Im Gästezimmer der Tierfarm wurde der Igel hochgepäppelt. Nun konnte Münchau vermelden: "Toni hat ein Nest gebaut und schränkt das Nassfutter ein. Er will wohl auch Winterschlaf machen, aber er hat noch eine kleine Kruste am Zehenstumpf. Diese muss zum Laufen aber eine Schwiele werden."

Garten nicht zu ordentlich aufräumen

Somit heißt es weiterhin abwarten, einen Luxus, den sich die Ehrenamtlichen auf Kameldocs Tierfarm nicht leisten können. Immer wieder bekommen sie verletzte und kranke Igel. Besonders ärgerlich seien die Mythen, die sich um den Igel ranken. "Der Igel wird oft mit Äpfeln abgebildet, aber ein Igel ernährt sich nicht von Obst und Gemüse, sondern von Insekten, Würmern und Käfern", erklärt Münchau. Warum sich Igel trotzdem beim Fallobst finden lassen, liege an den Insekten, die sich um das Obst herum befinden würden. "Bei Trockenheit, in kalten Nächten und bei Frost sind diese Lebewesen leider nicht da, die Igel müssen hungern. Unterstützen Sie die Igel durch eine katzensichere Futterstelle mit gutem Igeltrockenfutter, Fleisch-, nicht Obst- und Gemüsebasis, oder Katzenfutter und vor allem mit einer stabilen, niedrigen Wasserstelle", gibt Münchau Tipps.

Wenn jeder etwas mithelfen würde, dann würden die Ehrenamtlichen entlastet werden und die Hilfe würde dem Igel vor Ort zugutekommen. Denn derzeit bereiten sich die Igel auf den Winter vor. "Besonders die Jungigel müssen sich ein Speckpolster anfressen, um möglichst mit mindestens 600 Gramm in den Winterschlaf zu gehen", beschreibt sie und erklärt weiter: "Alle Igel bauen bereits jetzt ihr Winternest." Daher empfiehlt sie, dass der Garten nicht zu penibel aufgeräumt werden sollte. Reisig- und Laubhaufen, Holzstapel oder Steinhaufen könnten bereitgestellt werden.

Wer dennoch aufräumt, sollte aufpassen. Oft würden Igel dabei verletzt werden. "Bitte keine spitzen Werkzeuge wie Gabeln oder Laubbläser verwenden, beim Umsetzen von Kompost vorsichtig vorgehen und nicht ohne Überprüfung ein Feuer anzünden", sagt Münchau. Wer mit dem Mähwerkzeuge wie Freischneider, Motorsensen sowie Laubsauger sowie -bläser hantiert, sollte vorher unter und um die Hecke herum schauen. Mähroboter seien zudem sehr gefährlich, denn durch sie seien ebenfalls schon einige Igel verletzt worden.

Des Weiteren sollten keine Pestizide im Garten verwendet werden. "Treppenabgänge, Keller- und Lichtschächte, steile Wände, Teiche und weitere sind besonders für Jungigel unüberwindbar – denken Sie an Ausstiegshilfen", ruft Münchau auf und erklärt weiter: "Spät geborene Igelbabys, die ihre Mutter durch einen Unfall verloren haben, irren ausgehungert auf der Suche nach ihr umher. Unter 200 Gramm sollten sie einer Igelstation vorgestellt werden, die über Erfahrung und Spezialnahrung verfügt." So eine befinde sich in Hochdorf, allerdings ist eine Anmeldung wichtig.

Weitere Informationen unter www.pro-igel.de und Igel-Hotline, Telefon 01805/5  55  95  51