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 Gewerbegebiet Hummelberg stößt an seine Grenzen. Rottenburg zeigt Interesse.

Eutingen - Wie geht es mit der Gewerbegebiets-Entwicklung in der Gemeinde Eutingen weiter? Das Jahr 2018 könnte die Weichen stellen. 

Bereits Anfang Dezember 2017 hatte Bürgermeister Armin Jöchle im Gespräch mit unserer Zeitung angedeutet, dass die Flugplatz-Fläche grundsätzlich in Betracht gezogen werden könnte (wir berichteten). Nun scheint das Areal immer mehr in den Fokus zu rücken.

Jöchle bestätigt, dass die Stadt Rottenburg  angefragt hat. Ein erstes Gespräch habe es gegeben. Das Gebiet, das an Ergenzingen angrenzt, könnte für ein interkommunales Gewerbegebiet geeignet sein.

Bei den Fliegern des Flugsportvereins Rottenburg-Horb-Eutingen werden die Alarmglocken klingeln. Nach Informationen unserer Zeitung läuft der Pachtvertrag am Ende dieses Jahres aus. In nächster Zeit soll es wohl ein Gespräch von Verein und Bürgermeister geben.

Jöchle will sich zwar seine eigene Priorität – Gewerbegebiet oder Flugplatz – nicht mit einer klaren Antwort herauslocken lassen. Doch wer zwischen den Zeilen liest, kann vielleicht schon eine Richtung erkennen. »Die Bürger müssen wissen, was sie wollen. Ein Gewerbegebiet dort bringt Geld und Arbeitsplätze. Am Wochenende ist da eher Ruhe. Der Flugplatz bringt eine nur ein paar Euro Pacht. Am Wochenende kommen die Flieger, unter anderem auch aus Böblingen, und machen sogar noch am Wochenende Lärm, wenn sie über die Gemeinde fliegen.« Das klingt nicht unbedingt nach einer Liebesbeziehung. Die Gemeinde hatte das Grundstück einst nach einer heftigen Diskussion erworben, um Ausgleichsflächen für andere Vorhaben zu besitzen oder diese beispielsweise als Gewerbefläche zu veräußern.

Nach dem Scheitern des Terminals für kombinierten Verkehr zusammen mit der Deutschen Bahn – die Bürger hatten sich in einem Bürgerentscheid dagegen entschieden – sieht Jöchle die Einwohner der Gemeinde in der Pflicht zu sagen, wo der Weg für die Gemeinde hinführen soll. »Die Bürger sagen zwar, wir sollen ihnen die Ideen liefern, aber wenn wir sie vorbringen, werden sie oft zerrissen.«

Eutingen stehe an einer Wegeskreuzung. »Werden wir noch stärker eine Auspendlergemeinde? Schon jetzt sind es 2500 von 5500 Einwohner, die woanders arbeiten. Oder wollen wir unser Gewerbe weiterentwickeln und noch mehr eigene Arbeitsplätze schaffen beziehungsweise die bestehenden halten und auch mehr Geld einnehmen?« Eines gibt Jöchle dabei zu bedenken: »Die Frage ist, wie wir künftig Projekte finanzieren wollen. Die Weitinger Halle mit integriertem Feuerwehrhaus wird zum Beispiel rund fünf Millionen Euro kosten. Auch die Eutinger Halle ist 40 Jahre alt.«

Die Szenarien, die Jöchle da entwirft, sind klar: Entweder die Gemeinde wird weiter wachsen und auch die Infrastruktur immer weiter verbessern. Oder es bleibt etwas ruhiger, aber dafür kann sich die Gemeinde das eine oder andere Projekt nicht mehr leisten. »Im Endeffekt muss die Bürgerschaft entscheiden, welchen Weg sie will«, sagt Jöchle.

Er nennt als Beispiel Ehingen an der Donau. »Dort hat Liebherr (Fahrzeug- und Raupenkranbau) immer weiter ausgebaut.« Schön sehe der Blick auf die ganzen Kräne sicher nicht aus. Doch der Kommune gehe es ausgezeichnet.

Natürlich wird über das Projekt in der Bevölkerung bereits gesprochen. Kritiker werfen Jöchle unter vorgehaltener Hand vor, dass ein Gewerbegebiet an dieser Stelle überwiegend nur Logistikunternehmen anlocken würde.   Jöchle findet, dass diese Sparte zu negativ gesehen werde. »Norma hat bei uns 100 Arbeitsplätze. Die DHL rund 250. Das ist schon einiges, auch wenn es  nicht immer qualifizierte Stellen sind. Außerdem werden nun mal solche Standorte benötigen. Wir wollen alle von einem guten Logistiknetz profitieren. Auch unsere Firmen vor Ort.«

Apropos Norma. Die Abwanderungsgedanken nach Horb verstärken den Druck, die Gewerbegebiet-Entwicklung voranzutreiben. Viel Auswahl an anderen potenziellen Flächen sieht Jöchle nicht. »Entweder sind die Flächen topografisch schwierig oder sie sorgen dafür, dass der Verkehr durch die Orte Richtung Autobahn geht.«