Wie sich das Oldtimerflugzeug, die Klemm 35 D, weiterentwickelt hat, wird beim Klemm-Treff am Wochenende sichtbar. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder Bote

Klemm-Treffen: Nach acht Jahren Pause wird Veranstaltung für Freunde von Flugzeug-Oldtimern in Eutingen wiederbelebt

Nur noch wenige originale Klemm-Flugzeuge gibt es weltweit. Einen Großteil dieser Oldtimerflugzeuge holt die Flugsportgruppe Hanns Klemm Böblingen-Calw am Wochenende aufs Eutinger Fluggelände. Das "Familientreffen" der besonderen Art startet am Freitag mit dem Anflug.

E utingen. Viele Jahre war das Klemm-Treffen, verbunden mit den Flugtagen, ein fester Termin bei den Flugsportgruppe-Mitgliedern. Nun hat es acht Jahre pausiert. Als Privatveranstaltung wird das "Familientreffen" am Wochenende umgesetzt, wobei Interessierte am Samstag die Vorträge rund um die Themen Hanns Klemm, Geschichte und Erfahrungen zur Oldtimerflugzeug-Sanierung besuchen können.

Stefan Saile fiebert seinem Vortrag schon gespannt entgegen, denn zusammen mit anderen Flugsportgruppen-Mitgliedern restauriert er seit 2015 eine Klemm 35 D. "Bei einem Oldtimer kann man nie ge nau sagen, wann man fertig wird. Wir haben beispielsweise einen Schleppverstellschalter gebraucht. Den kannst du nirgends mehr bestellen. Da brauchst du Kontakte", erklärt der Leonberger, der auf dem Eutinger Fluggelände fliegt. Daher sei das Klemm-Treffen so wichtig, denn dort würden Flieger, Schrauber und Klemm-Freunde zusammenkommen.

Auch die Klemm-Nachfahren sind eingeladen. "Einige kennen sich gar nicht", verspricht Saile, dass es spannend wird. Er freut sich besonders über den Austausch, denn sieben Klemm-Piloten haben schon fest zugesagt. "Bisher haben wir Rückmeldungen von den Piloten aus Deutschland. Die Klemm-Flugzeuge sind international verstreut", berichtet er. Damit alle zusammenkommen können, hoffen die Mitglieder der Flugsportgruppe Hanns Klemm Böblingen-Calw auf gutes Wetter. Nach der Anreise haben die Klemm-Interessierten die Möglichkeit, die Oldtimerflugzeuge anzuschauen.

Unter den ausgestellten Modellen wird auch die Klemm 35 D sein, deren Restaurierung noch nicht ganz abgeschlossen ist. "Wir müssen noch einen neuen Motor einbauen", erklärt Saile, dass es immer etwas zu tun gebe. Der bisherige Motor habe nicht richtig funktioniert, weshalb ein Flieger-Kollege seinen Motor aus einer anderen Klemm-Maschine zum Tausch angeboten habe. "So etwas ist nicht selbstverständlich und klappt nur, wenn man Kontakte hat – da hilft dir alles Geld der Welt nicht", ist Saile dankbar. Damit haben die fleißigen Schrauber für die Klemm 35 D allerdings noch keine Erlaubnis, sie fliegen zu dürfen. Die Abnahme durch das Luftfahrtbundesamt steht jedoch demnächst bevor.

Saile wird allen Interessierten vom Fortschritt der Restaurierung berichten. Die schwedische Regierung bestellte bei den Klemmwerken in Böblingen das Oldtimerflugzeug, das 1941 gebaut wurde. So bekam sie ihren "Neutralitätsanstrich" in schwarz und orange mit den schwedischen Hoheitszeichen. Noch im gleichen Jahr wurde sie vermutlich mit der Bahn nach Schweden transportiert. Die schwedische Luftwaffe übernahm sie als "Typ Ski 15 A" und teilte sie der Fliegerschule zu.

Bis 1947 blieb sie im Besitz der schwedischen Luftwaffe, wurde dann an Hans Peterson in Orsa verkauft. In Folge wechselte sie immer wieder die Eigentümer. 1955 mietete sie ein Mitglied des Luftsportclubs Bad Homburg und holte sie damit zurück nach Deutschland. Sie lief bis 1956 jedoch noch unter der schwedischen Nachprüffrist und wurde erst anschließend in Deutschland zugelassen.

Wieder wechselten die Eigentümer, bis es 1962 zu einem tragischen Ereignis kam: Bei einem Flug in der Nähe des Flugplatzes Hartenholm brach in 180 Metern Höhe ein Kupplungsstück zwischen Motor und Benzinpumpe, sodass der Motor kein Gas mehr annahm. Der Pilot versuchte eine Notlandung zwischen Autobahn und B 206. Er blieb unverletzt. Das Flugzeug wurde dabei schwer beschädigt. Von da an flog die Klemm 35 D nicht mehr. Sie war als Lehrstück an der Universität in Delft ausgestellt und an einen Holländer zum Wiederaufbau verkauft worden.

Da sich über die vielen Jahre nichts getan hatte, freute sich ein Restaurationsteam der Flugsportgruppe Hanns Klemm Böblingen, den Oldtimer im Jahr 2011 erwerben zu können. Im Gegensatz zur Klemm 25 war der Rumpf der Klemm 35 D nicht mehr aus Holz, sondern bereits aus einem Stahlgitter. Dieses war jedoch schwerer, weshalb ein Vier-Zylinder-Motor mit 100 PS eingebaut wurde. Dieser wurde komplett überholt bei der Sanierung, lief allerdings nicht rund. Holzarbeiten standen an, denn die Verkleidung des Flugzeugs musste erfolgen.

Einige Instrumente konnten die Mitglieder bereits bei aufwendigen Internetrecherchen erwerben. "Man sucht sehr lange, bis man ein Originalinstrument findet und dann muss man Glück haben", beschreibt Edgar Müller, Vorsitzender der Flugsportgruppe Hanns Klemm Böblingen-Calw. Er freut sich auf die kommenden Klemm-Tage und auf zahlreiche Klemm-Interessierte auf dem Familienfest.