Die Gesamtwehr Eutingen mit Gesamtkommandant Tobias Plaz (Dritter von links) erklärte den zukünftigen Leitstellendisponenten und aktuellen Lehrgangsteilnehmern an der DRK-Landesschule Baden-Württemberg das Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF)-Schiene.Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder Bote

Rettungskräfte: Besucher bilden sich in Eutingen fort / Das HLF-Schiene gibt es nur 13-mal in ganz Deutschland

In Baden-Württemberg gibt es noch zwei und deutschlandweit 13 Hilfeleistungslöschfahrzeuge, kurz HLF-Schiene, wovon sich eines in Eutingen befindet. Das seltene Zweiweg-Fahrzeug stellte die Gesamtwehr Eutingen nun kommenden Leitstellendisponenten vor.

Eutingen. Gesamtkommandant Tobias Plaz sowie die Feuerwehrleute Michael Dettinger, Michael Feinler und David Wirth demonstrierten rund 15 Lehrgangsteilnehmern an der DRK-Landesschule Baden-Württemberg und ihren Dozenten die Besonderheiten des Feuerwehr-Schienenfahrzeugs.

Fahrzeug hat die Besonderheit rückwärts aufzusetzen

Bei der 21-wöchigen Fortbildung erhalten die Lehrgangsteilnehmer Einblicke in unterschiedliche Bereiche und bereiten sich darauf vor, später einmal auf einer Integrierten Leitstelle die richtigen Entscheidungen unter Zeitdruck zu treffen. Wer also die Notrufnummer "112" wählt, könnte in Zukunft bei den Nachwuchskräften herauskommen. Umso mehr freute sich Eutingens Gesamtkommandant Tobias Plaz, dass er seine Feuerwehrerfahrungen weitergeben konnte.

Das HLF-Schiene sei 1999 von der Bahn angeschafft worden und nach Eutingen gekommen, weil der Tunnel vom Hochdorfer Bahnhof in Richtung Nagold länger als 1000 Meter sei. Rund 800 000 D-Mark hatte das Spezialfahrzeug damals gekostet, mit dem die ehrenamtlichen Feuerwehrleute sowohl auf der Straße, als auch auf den Schienen zum Einsatzort gelangen können. Ein solches Zweiweg-Fahrzeug gebe es in Baden-Württemberg noch in Sankt Georgen und in Heidelberg, wobei letzteres ausgemustert worden sei. "Ob unserem mal das gleiche passiert?", fragte sich Plaz, denn in der Nähe des Tunnels habe die Bahn Neuerungen wie einen Rettungsplatz, eine umfangreiche Beleuchtung im Tunnel, Funkstrecke und einen großen Wasser-Vorrat geschaffen.

Bisher sei das HLF-Schiene noch nicht im Tunneleinsatz gewesen, bei einem Unfall bei Dornstetten jedoch, haben die Eutinger Feuerwehrleute die Unfallstelle über die Schienen erreicht und mitgeholfen. Das Fahrzeug setze rückwärts auf, was eine Besonderheit sei, erklärte Plaz. Ein kurzes Raunen ging durch die Zuhörer, als er von einer potenziellen Geschwindigkeit von 80 Stundenkilometern berichtete. "Das HLF wurde aber gedrosselt. Wir können 30 Stundenkilometer fahren", betonte der Gesamtkommandant, dass das Fahren auf Schienen anders als auf der Straße sei. Der Bremsweg des rund 300-PS-starken Fahrzeugs sei auf der Schiene beispielsweise länger. Daher wollte Bernd Moser, Lehrkraft an der DRK-Landesschule Baden-Württemberg wissen, wer alles das Fahrzeug fahren dürfe. Ausgebildete Maschinisten, die eine Unterweisung in das Fahrzeug erhalten hätten, würden dieses fahren können.

Da die Feuerwehr bei einem Einsatz auf den Gleisen den Strom nicht erde, müsste der Notfallmanager der Bahn vor Ort sein. Dieser sei jedoch bei so einer Schadenslage schnell vor Ort, gelte aber nicht als Einsatzleiter der Feuerwehrleute, sondern als Experte der Bahn, weshalb eine enge Zusammenarbeit nötig sei. Die Besonderheiten bei solchen Ernstfällen würden mit Übungen vertieft werden. So erinnerte sich Plaz noch an die Großübung im Tunnel, wo landkreisübergreifend Feuerwehrleute zusammen geübt hatten.

Die künftigen Leitstellendisponenten warfen einen Blick auf die Ausrüstung des Fahrzeuges mit Scherer, Spreizer, Notstromaggregat sowie weiteren Werkzeugen und Geräten, das einem Löschgruppenfahrzeug ähnelte. Rund 1460 Liter Löschwasser habe das Fahrzeug an Bord. Neben den Lichtsignalen habe das HLF auch eine Hupe, die dem Bahnverkehr angepasst sei. Die Seilwinde könne vorne etwa fünf Tonnen und hinten zehn Tonnen ziehen. Zu den Belüftungsgeräten betonte Plaz, dass der Tunnel in der Nähe des Hochdorfer Bahnhofs gewaltig ansteige. Dieser weise sozusagen einen Kamineffekt auf, wenn man aus Richtung Eutingen über den Hochdorfer Bahnhof komme. Außergewöhnlich sei im Fahrzeug, dass an jedem Platz ein Atemschutzgerät vorhanden sei. Im Gegensatz zum Standard-Fahrzeug könne das HLF-Schiene auf beiden Seiten Wasser abgeben und einspeisen.

Bevor das Haus am Talbach gebaut wurde, befand sich vor dem ehemaligen Dreschschuppen ein Übungsgleis. Nun könne die Feuerwehr beim Alten Bahnhof üben, erklärte Plaz. Das Fahrzeug hatte sein Team so aufgestellt, wie es auf Schienen stehen würde. Der Gesamtkommandant konnte damit verdeutlichen, dass der Höhenunterschied vom Schienenbett zum Fahrzeug enorm sei. Ein Teilnehmer hakte nach, ob der Tunnel breit genug für das Auto und die Einsatzkräfte sei. Zwei Gleise würden sich im Tunnel befinden, wobei nur eines genutzt werde, erfuhr er.

Das Fahrzeug bekommt von der Bahn einen besonderen TÜV

Die Zuhörer warfen Blicke in die Innenräume des Autos, schauten sich die Seile, den ausfahrbaren Lichtmast und vieles weiteres ein. Das Fahrzeug erhalte von der Bahn einen besonderen TÜV und werde dann in einer Spezialwerkstatt bei Leverkusen repariert, sollte es Bedarf geben.

Die zukünftigen Leitstellendisponenten konnten sich umfangreich bei der Gesamtwehr Eutingen informieren und Nachfragen – Wissen, was sie für ihre zukünftige Arbeit brauchen können, denn im Ernstfall zählt jede Sekunde und so wissen sie nun, mit welchem Einsatzequipment die Helfer in der Gemeinde Eutingen auf den Schienen unterwegs sind.